Sächsische Staatskapelle eröffnet Dvořák Festival im Rudolfinum
Kaum ist die Sächsische Staatskapelle in die Saison gestartet, ist sie auch schon zu einer Europatournee aufgebrochen, was vor allem damit zusammenhängt, dass einige renommierte Musikfestivals, die zur Spätsommerzeit stattfinden, Einladungen an das Orchester ausgesprochen haben. Die erste Station war am Montag das Prager Rudolfinum, die Heimstatt der Tschechischen Philharmonie, die hier unter der Leitung von Antonín Dvořák 1896 ihr erstes Konzert gab. Das Konzertgebäude erscheint mit der Flußnähe und der baulichen Anlehnung an die Semperoper als ein gar nicht so fremder Ort. Und schließlich ist Prag ja nur gute zwei Autostunden entfernt, so dass es verwundert, dass die Sächsische Staatskapelle schon länger nicht mehr dort aufgetreten ist.
Nun passten offenbar Umstände und Terminlage gut und der Erfolg des Konzertes war derart groß, dass ein weiterer Auftritt nicht lange auf sich warten lassen wird. Zur Eröffnung des renommierten Dvořák Festivals, bei dem bedeutende Orchester und Solisten aus aller Welt gastieren, riss das Orchester unter Leitung von Christian Thielemann, der damit übrigens sein Prager Debut gab, das Publikum zu stehenden Ovationen hin. Es war nicht nur eine schöne Geste, dem Dresdner Orchester das Eröffnungskonzert anzutragen, man ließ auch freie Programmwahl zu, so dass der ohnehin im Festival reich vertretene Hauskomponist von Beethoven, Reger und Strauss – vertreten wurde.
Damit spielten die Dresdner natürlich Trumpfkarten aus, erst recht, wenn so ein dynamischer Solist wie der Däne Nikolaj Znaider für Beethovens Violinkonzert D-Dur zur Verfügung steht, der nicht ohne Bravo-Rufe und eingeforderte Zugabe entlassen wurde, nachdem er die Komposition regelrecht beim Schopf genommen hatte und vor allem in den Kadenzen mit kräftigem Ton und durchweg überlegter Anlage der Phrasierung begeisterte. In Max Regers „Mozart-Variationen“ intensivierte die Kapelle die schon bei Beethoven zelebrierte vitale Herangehensweise und addierte einen für Reger passenden Breitwandklang hinzu, der sich aber in der gewaltigen Fuge von Thielemann zu transparenter Polyphonie wandelte. Der Ausklang mit Richard Strauss‘ Tondichtung „Till Eulenspiegel“ – hier wie schon zum Dresdner Konzert im Juni von Thielemann mit einem fulminanten Tempo-Turbo versehen – und dem Vorspiel zum 3. Akt zu Richard Wagners „Lohengrin“ als Zugabe war dann die Kür der einer Festivaleröffnung gemäßen Konzertdarbietung, die mit reichlich Konzentration angegangen wurde, aber auch mit der sichtlichen Freude, einmal wieder die Klänge aus der Elbestadt in andere Gefilde hinauszutragen.
Die Sächsische Staatskapelle bekam dafür nicht nur Ovationen, sondern auch gleich mehrere opulente Blumenbouqets, die Thielemann mit gekonntem Wurf im Orchester verteilte. Den schon berühmten Pultsprung am Ende hob er sich angesichts eines etwas wackeligen Geländers für die nächste Station – ein zweitägiges Gastspiel bei den London Proms – auf. Und in Prag werden bereits die Geländerschrauben für das nächste Konzert der Kapelle festgedreht.
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