Sinfonietta Dresden mit Werken von Katzer, Lutoslawski, Schick und Janáček
Zahlreich sind die Entdeckungen, Erlebnisse und Erkenntnisse, die man nach einem einzigen Konzert der Sinfonietta Dresden mit nach Hause nehmen kann – in der Dramaturgie von anspruchsvollen, abwechslungsreichen Programmen spitzt man bei diesem Ensemble immer wieder erfreut die Ohren. Dabei kommt auch das Gemeinsame, Musikantische nicht zu kurz und das war auch im Hygienemuseum am Donnerstagabend der Fall. In Kooperation zur Ausstellung „Sprache“ des Museums präsentierte KlangNetz Dresden mit dem Orchester ein Konzert namens „Sprachschichten“ und das erste „Nanu?“ galt zwei reinen Instrumentalstücken – und überhaupt war nur eine Sängerin im Programm verzeichnet. Doch der Zugang zur Sprache gelang auf frappierend einleuchtende und dennoch vielseitige Weise in allen vier Stücken.
Da war Georg Katzers einleitende „Szene“ für Kammerensemble (1975), die Gespräche von Goethe und Eckermann nach einem Konzert beleuchtet und sogleich wieder in Musik setzt, kommentiert, paraphrasiert, karikiert und von den Musikern auch skandiert. Das „sich zerreißen“ über eine Aufführung war hier fast zu greifen und beharrte auf leichtem Augenzwinkern. Lediglich die Spielsituation war hier vielleicht nicht ganz gelungen, da man die auch visuell wichtigen, zahlreichen Aktionen der Musiker je nach eigenem Platz im Schuhkartonsaal nur guckkastenartig mitbekam.
Der polnische Komponist Witold Lutoslawski war mit dem Violinkonzert „Chain II“ (1983) vertreten. Ein wahrhaft sprechender Dialog zwischen der Solovioline und dem quicklebendig unter Leitung von Ekkehard Klemm aufspielenden Ensemble entspann sich, immer wieder angefeuert von dem jungen Solisten und Studenten an der Dresdner Musikhochschule Josef Vlček, der einen charaktervollen Ton für das Werk fand und virtuos völlig souverän agierte. Eine Uraufführung von Tobias Schick führte namensgebend erneut zu „Schichtungen“, wobei in diesem Stück vor allem die spannungstragende Klangfarbenarbeit beeindruckte. Auf markantem Bassfundament baute Schick eine eindrucksvolle Architektur aus Klängen auf, bei der sich selbst die hohen Register und einzelne getupfte Gesten nahtlos einordneten. Irritierend war hier lediglich, dass das Stück recht abrupt aufhörte. Genug gesagt?
Am Ende stand mit Leoš Janáček ein Klassiker auf dem Programm, den man neu entdecken konnte: seine 1928 entstandene, unvollendet gebliebene „Donau“-Sinfonie bahnte sich über Poetik und die Freilegung unterbewusster (Sprach-)schichten den Weg ins Programm. Und gar avantgardistisch mutet da der Vokalisengesang (Friederike Beykirch, Sopran), eine Viola d’amore im Streicherrund und ein schicksalhaftes Paukendröhnen an. Klemm setzte auch hier erfolgreich auf genaue Zeichnung und gestenhaftes, plastisches Musizieren. Dass das Konzert von einem intensiv durchgeführten Education-Projekt mit vielen Schülern begleitet wurde, unterstreicht zudem, mit welcher Kreativität Sinfonietta Dresden an seine Projekte herangeht – Prädikat: wertvoll.
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