TU-Kammerphilharmonie spielte Larsson, Mendelssohn, Haydn und Sibelius in der Lukaskirche
Das passte zusammen: angekündigt waren die Konzerte von der Kammerphilharmonie und dem Sinfonieorchester der TU Dresden als Winterkonzerte, auf dem Programmheft prangte ein verschneiter Tannenbaum und im Konzert der TU-Kammerphilharmonie am vergangenen Sonnabend wies ein Programmteil nach Skandinavien. Dabei hätte man für den Schnee gar nicht so weit reisen müssen, denn auch rund um die Lukaskirche war es durchaus eisig. Dafür kam drinnen eine fast lauschige Atmosphäre auf, denn die studentischen Klassikensembles schaffen es mühelos, bei ihren Konzerten viel interessiertes Publikum anzulocken. Die Kammerphilharmonie feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen und trat in diesem Konzert in ebenbürtig stattlicher sinfonischer Besetzung auf. Auch die Ansprüche der Programme erweisen sich in beiden Ensembles als hoch – Dirigent Filip Paluchowski, der seit fast zwei Jahren die Geschicke der Ensembles leitet, fordert den jungen Musikern viel ab, kann sich aber auch auf Können und Engagement verlassen.
Und schließlich saßen viele Kommilitonen im Publikum, da stieg das Adrenalin auf der Bühne spürbar. Äußerst konzentriert widmete sich die Kammerphilharmonie der einleitenden Pastoralsuite Opus 19 des Schweden Lars-Erik Larsson aus dem Jahr 1938. Die sehr gute Aufführung konnte den etwas unentschlossen wirkenden Stilmix des Werkes nicht kaschieren – schwedische Musik dieser Zeit war in viele Richtungen orientiert, besaß aber selten eine starke Eigenständigkeit. In bekanntere Gefilde ging es anschließend mit Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll. Dass man als Zuhörer die schwelgenden Passagen schon fast mitsummen möchte, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Konzert nicht unbedingt ein Selbstläufer in der Interpretation ist. Doch Paluchowski hatte das Orchester auf eine aufmerksame Begleitung der Solistin Konstanze Heinicke eingeschworen – das klappte bis auf wenige Stellen im dritten Satz hervorragend.
Die junge Dresdner Solistin, die nach ihrer Ausbildung am Landesgymnasium für Musik nun bei Christian Altenburger in Wien studiert, überraschte mit einem wunderbar schlanken und klug geführten Geigenton, der zu prägnanter Phrasierung führte. Die Kadenz des 1. Satzes gelang ihr überragend und einfühlsam, und die dafür dankbare Akustik der Kirche nutzte Heinicke souverän aus. Im zweiten und dritten Satz konnte sie nicht mehr ganz an diesen Höhenflug anknüpfen, trotzdem fieberte man bei ihrem auch hier stets mutigen Spiel Takt für Takt mit und sie erhielt großen Beifall. Nach der Pause verband Paluchowski Haydns berühmte letzte Sinfonie aus dem Paket der „Londoner Sinfonien“ – die Nummer 104 in D-Dur – sinnfällig mit zwei Walzern des Finnen Jean Sibelius.
Das funktionierte, weil der Blick nach Wien aus der schneereichen Distanz gelang und Paluchowski auch die Interpretation sorgfältig anging, so etwa mit dem durchaus flüssig genommenen Andante in der Haydn-Sinfonie. Gerade die Auftakte im Menuetto hätten Zusammenhang stiften können, sie allerdings gingen auf dem Tanzparkett dann doch etwas durcheinander, wie auch in der klanglich offen daliegenden Haydn-Sinfonie die Intonation und der gemeinsame Zugriff nicht mehr ganz so perfekt wie in der ersten Konzerthälfte waren, die Lebendigkeit blieb aber auch hier erhalten. In gemeinsamer guter Stimmung gelang dann aber der „Valse Chevaleresque“ wogend und schwingend – und in zwei Wochen liegt erneut Musik von Sibelius auf den Pulten…
Alexander Keuk
* Konzert des TU Sinfonieorchesters am 5. Februar in der Lukaskirche mit Werken von Paus, Grieg und Sibelius, Solist: Nikolaus Branny
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