KlangNetz Dresden startet in ein vielseitiges Konzertjahr
Dresden glänzt in seinen Künsten und in den Kulturangeboten ja mit einer außerordentlichen Bandbreite und Vielseitigkeit. Um so erfreulicher ist der Umstand, dass es auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik seit über zehn Jahren in der Stadt ein beständiges Netzwerk gibt, das die Protagonisten dieser an sich schon vielfältigen Kunstart bündelt und miteinander verbindet. Das KlangNetz stellt aber auch eine konstante, lebendige Plattform nach außen dar, wo sich neue Entwicklungen der teilnehmenden Partner ebenso zeigen dürfen wie einmalige größere Projekte oder Synergien an den Grenzen der Kunstformen. Dass Dresden auch die passenden kreativen Orte für einen solchen Netzwerkverbund besitzt zeigen Kooperationen wie etwa mit dem Hygiene-Museum oder mit dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau, auch Semperoper und Philharmonie sind seit Jahren aktive Partner des Verbundes.
KlangNetz Dresden arbeitet als An-Institut von der Hochschule für Musik aus und bezieht in seinen Projekten das Institut und sein künstlerisches Potenzial weiträumig ein. So auch zum Besuch des renommierten britischen Komponisten Brian Ferneyhough in dieser Woche. Seine Musik ist untrennbar mit dem Begriff der „Neuen Komplexität“ verbunden und stellt an die Interpreten höchste spieltechnische Anforderungen. Der 1943 geborene Ferneyhough, der nach zehn Jahren nun zum zweiten Mal an die Hochschule kommt, zählt auch zu den wichtigsten Kompositionslehrern seiner Generation. Das Stück „La Chute d’Icare“ („Der Sturz des Icarus“), das damals im Gründungskonzert des Ensembles „El Perro Andaluz“ erklang, wird am Donnerstag, den 24.1. im Gesprächskonzert erneut gespielt – ein besonderes Jubiläum also. Ferneyhough arbeitet außerdem mit den Kompositionsstudenten der Hochschule und bereits am Mittwoch wird es ein „Short Concert“ (17 Uhr) und einen Vortrag samt Gesprächsrunde „Ferneyhough hören“ (18 Uhr) geben.
Jörn Peter Hiekel, Leiter von KlangNetz Dresden, freut sich sehr, dass gerade die KlangNetz-Komponistenporträts über die Jahre sogar ausgeweitet werden konnten. So kommen allein bis zum Sommer noch Jörg Widmann, der auch mit der Klarinettenklasse arbeiten wird, und der Italiener Pierluigi Billone an die Hochschule. Das wichtigste Eigenprojekt von KlangNetz Dresden ist in diesem Jahr die Konzertreihe „Mensch und Natur“, die in bereits bewährter Kooperation mit dem Hygiene-Museum stattfindet. Die Ensembles des KlangNetz-Verbundes werden dort ihre ganz eigene Sicht auf die Thematik in insgesamt sieben Konzerten und den ebenfalls seit einigen Jahren etablierten „Dialog-Salons“, einem Gesprächs-Musik-Format zwischen Kunst und Wissenschaft, Philosophie und Ästhetik, geben.
Das erste Konzert der Reihe ist gleich ein Festkonzert: Mit „Naturklang – Klangnatur“ am 31. Januar feiert das Kammerorchester Sinfonietta Dresden sein 25-jähriges Bestehen. Kompositionen der Dresdner Komponistin Karoline Schulz, darunter eine eigens für das Konzert entstandene Uraufführung, werden Carola Bauckholts „Zugvögeln“ und Werken von Messiaen und Scelsi gegenüberstellt – fünf ganz unterschiedliche Naturauffassungen oder auch musikalisch transformierte Naturerfahrungen treten in einen spannenden Dialog. Solist in Olivier Messiaens „Oiseaux Exotiques“ ist der türkische Pianist und Alumnus der Musikhochschule Emre Elivar. Die Leitung des Konzerts hat der junge Dirigent und Komponist Maximilian Otto übernommen. Die Reihe wird dann am 14. Februar mit „Wald und Wüste“ und dem Ensemble El Perro Andaluz sowie am 11. Juni mit „Bitte Ruhe – das wächst!“ mit AuditivVokal Dresden fortgesetzt. Und allein die Titel der Konzerte machen Lust auf die Musik – was Heinz Holliger, John Cage, Georg Friedrich Haas oder Michael Hirsch zu Licht, Bäumen, Pflanzen, Jahreszeiten oder gar ökologischen Prozessen einfällt, wird man also im Laufe des KlangNetz-Jahres erfahren.
Natürlich werden auch weitere bewährte und bekannte Formate fortgesetzt: Das Musikvermittlungsprojekt „Assemble“ beschäftigt sich an Dresdner Schulen derzeit bereits mit dem Ikarus-Mythos, also ebenfalls einem Thema, das nah an Ferneyhough oder „Mensch und Natur“ angelehnt ist – das Abschlusskonzert ist Ende März geplänt. Eine breite Kooperation wird es auch zum im März stattfindendem „Tonlagen“-Festival in Hellerau geben, dann kann man in Dresden zehn Tage lang jeden Abend neue Musik hören! Außerdem wird die Doppelporträtreihe „Komponieren in Sachsen“ mit Albert Breier und Lydia Weißgerber (20.3.) ebenso fortgesetzt wie die Reihe „Komponisten zum Frühstück“ von Ensemble Courage (17.3.). Alle Termine lassen sich auf der Homepage wie auch auf den Dreimonatsflyern von KlangNetz Dresden einsehen.
KlangNetz Dresden, Termine 2019 (Auswahl):
- Bryan Ferneyhough in der Hochschule für Musik: 23.1., 17 Uhr, Short Concert; 18 Uhr Ringvorlesung mit Dr. Tobias Schick; 24.1. 19.30 Uhr Gesprächskonzert Bryan Ferneyhough
- 31.1., 19.30 Uhr, Konzertreihe Mensch und Natur, Hygiene-Museum Großer Saal Festkonzert 25 Jahre Sinfonietta Dresden, Werke von Schulz (UA), Bauckholt, Messiaen, Scelsi
- 14.2., 19.30 Uhr, Konzertreihe Mensch und Natur, Hygiene-Museum Großer Saal Ensemble Perro Andaluz „Wald und Wüste“
- 14.-24.3. Tonlagen Festival Hellerau, darin u. a. Konzerte mit der Elblandphilharmonie Sachsen, mit Ensemble Courage und AuditivVokal Dresden
- 20.3. Komponieren in Sachsen, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik
- 25.3. Abschlusskonzert ASSEMBLE, Schulvermittlungsprojekt, 17 Uhr, HfM
- 17.4. Gesprächskonzert Jörg Widmann, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik
- 8.5. Gesprächskonzert Pierluigi Billone, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik
Fotos: (c) Charlotte Oswald / PR Sinfonietta
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