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Eine ernste Gefahr

Die GEMA wird auf ihrer anstehenden Mitgliederversammlung in München Reformpläne zur Abstimmung bringen, die für Komponisten und Interpreten der sogenannten „ernsten Musik“ eine existenzielle Gefährdung bedeuten. Die Annahme der Reformpläne würde nichts anderes als eine Auflösung der Sparte E-Musik und gleichzeitig damit eine Ungerechtigkeit in der Verteilung von Vergütungen bedeuten. Schon jetzt zeigt die Kommunikation der GEMA, dass es im Diskussionsprozess Intransparenz gab, somit also eine Institution, die eigentlich vollumfänglich im Sinne ihrer Mitglieder arbeiten und walten müsste, offenbar andere Interessen voranstellt.

Die Stimmen des Protestes sind deutlich, dabei stellen die Vertreter der Sparte E-Musik gar nicht die Reform in Frage als vielmehr den aufoktroyierten Prozess einer Rasur der Sparte E-Musik – sie würde in einem Inkasso-Markt eingegliedert werden, der die Leistungen der Komponisten unangemessen honoriert. Ihre Preisgabe würde nichts anderes als eine Zerstörung des vielfältigen zeitgenössischen musikalischen Schaffens bedeuten.

Die Sächsische Akademie der Künste hat – wie viele andere Hochschulen, Akademien, Verbände und Künstler:innen dazu eine Stellungnahme verfasst, die einen deutlichen und fundierten Widerspruch beinhaltet. Verfasst vom Vizepräsidenten der Sächsischen Akademie der Künste, Prof. Ekkehard Klemm wurde sie im Auftrag der Klasse Musik der Sächsischen Akademie der Künste bereits im Januar 2025 an den Vorstand der GEMA versandt.

„Es geht darum, Kunstmusik als eigenständige Art des Denkens, Komponierens und künstlerischen Schaffens zu schützen.“, so Prof. Ekkehard Klemm. Und weiter: „Die GEMA war bisher trotz aller bereits stattgefundenen Umstrukturierungen und Diskussionen noch immer eine Institution, in der der Solidaritätsgedanke eine nicht unwesentliche Rolle spielte und jenes Schöpferische, das sich nicht umstandslos vermarkten lässt, sondern die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und ihrer Kultur sucht, bewusst unterstützt und gefördert wurde.“ Geopfert wird mit der Reform nicht weniger als ein Kunstverständnis und damit hat der derzeitige Prozess auch eine immense gesellschaftliche Relevanz: „Die Anerkennung und der Schutz von schöpferischer Individualität und Unabhängigkeit, hochprofessioneller Qualifikation, Spezialisierung, Innovationskraft, Neugierde und Mut (…) gehört neben vielen anderen Kriterien zu jenen, die auch andere Genres maßgeblich beeinflussen und zum Selbstverständnis einer offenen und demokratischen Gesellschaft beitragen.“, so die Stellungnahme.

Ab dem 13. Mai findet die Mitgliederversammlung der GEMA in München statt. Diesem Organ obliegt es, die derzeitigen Umwälzungspläne in vernünftige, für alle annehmbare Bahnen zu lenken und nicht ein Genre gegen andere, oder noch offensichtlicher – Kunst gegen Kommerz unwiderruflich auszuspielen. Die Differenzierung in einer Solidargemeinschaft, die auch an anderen Stellen der Gesellschaft mehr und mehr ausbleibt zugunsten falscher und rücksichsloser Nivellierung, gehört zu den Grundpfeilern demokratischen Denkens und Handelns. Sie sollte auch in der GEMA vorherrschendes, ethisches Prinzip bleiben.

Der volle Wortlaut des Schreibens ist hier im Anhang zum Download beigefügt und von vielen namhaften Mitgliedern der Akademie und weiteren Unterstützern mit unterzeichnet.

SADK Stellungnahme GEMA

Weitere informative Beiträge zum Thema:
* Kommentar von Dr. Charlotte Seither, Komponistin, Mitglied im Aufsichtsrat der GEMA
* SWR-Gespräch mit Moritz Eggert, Präsident des Deutschen Komponist-innenverbandes e. V.
* Kommentar von Helmut Lachenmann, Komponist, in der FAZ

 

 


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