Schumann, Strauss und Mussorgski im 10. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Ein buntes Programm romantischer Orchestermusik wartete auf den Besucher des 10. Sinfoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle am Sonntagvormittag. Als ewiger Repertoireknüller erfreuen die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski in der Orchesterfassung von Maurice Ravel Publikum und Musiker gleichermaßen. Seltener auf den Konzertprogrammen zu finden ist hingegen das Oboenkonzert von Richard Strauss. Ähnlich den Konzerten von Martinu oder Vaughan Williams ist es sehr transparent und kammermusikalisch komponiert, das Soloinstrument wird in breiten Melodiebögen verwendet. Strauss‘ Spätwerk ist für den Hörer trotz seiner kantablen Seligkeit nicht einfach zu erschließen, es bedarf guter Interpretation, um die erweiterte Harmonik und die oft am Rande der Leichtfüßigkeit dahinplätschernden Themen plastisch auszugestalten. Da kann man sich bei der Staatskapelle auf souveränes Handwerk verlassen, der französische Gastdirigent Emmanuel Krivine brauchte kaum eingreifen, zudem war Bernd Schober, Solooboist der Kapelle, als Solist ein kundiger und klangintensiver Sachwalter der Strauss-Partitur. Mit Übersicht und Ruhe gestaltete er die Bögen aus, Tonansätze gelangen selbstverständlich, auch die Höhe des Instrumentes klang warm und wurde in die Linie eingebunden. Da drängten sich die Parallelen zum Hobby Schobers nahezu auf, denn der Oboist tauscht gerne einmal das Instrument mit der Taucherausrüstung und gleitet souverän durch Meerestiefen. Im Restaurant der Semperoper kann man nun eine Ausstellung mit faszinierenden Unterwasserfotos von Bernd Schober bewundern. Sinn für Farben und Details zeigt er bei beiden Aktivitäten, für welche ihm vor allem eines zu wünschen ist: Immer genug Luft. Emmanuel Krivine, der die Staatskapelle in dieser Woche auch bei zwei Gastkonzerten in Ljubljana und Ferrara leiten wird, ließ dem Oboenkonzert die „Manfred“-Ouvertüre von Robert Schumann vorausgehen und gab bei seinem Debut bei der Kapelle mit diesem Werk seine Visitenkarte ab: ein durchweg warmer, in der Dynamik zwischen Streichern und Bläsern gut ausbalancierter Klang und genaue Darstellung der Emotionen waren hier zu beobachten, wenngleich Krivines etwas gezackter Dirigierstil gewöhnungsbedürftig erscheinen mag. In Mussorgskis bestens bekanntem Werk setzte Krivine auf Natürlichkeit, das eingangs erklingende Trompetensolo der Promenade (Mathias Schmutzler) unterstrich diese Interpretationshaltung, die von Bild zu Bild ungetrübten Genuss zuließ, lediglich die Katakomben wirkten mir ein wenig zu gemeißelt; im Holzbläsersatz gab es ganz selten einmal eine Unstimmigkeit in schnellen Passagen. Im finalen „Tor von Kiew“ wurde dann die gesamte Klangpracht des Orchester ausgefahren, ein begeisterter Applaus des Auditoriums war die zwingende Folge.
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