Alban Berg und Dmitri Schostakowitsch im Kapell-Konzert
Ein Programm zum reinen Vergnügen stellte das 11. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle gewiss nicht dar, ernst und emotional direkt ansprechend teilen sich die beiden vorgestellten Kompositionen mit. Eingangs erklang Alban Bergs hoch empfindsame Trauermusik, das Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“, eine Bekenntnismusik und gleichzeitig sein letztes vollendetes Werk. Frank Peter Zimmermann, der jüngst bereits erfolgreich mit Mozart bei der Kapelle gastierte, gelang eine beeindruckende Interpretation. Klar und sensibel näherte er sich den feinen Klangbändern, dabei kommunizierte er intensiv mit den Instrumenten im Orchester, die seine Äußerungen aufnahmen oder einen Gegenpol formulierten. Das abschließende Adagio war ein großer Abgesang, an Zimmermanns makellosem Spiel war vor allem die weiche, sprechende Klangformung der Töne bewundernswert. Tiefes Verständnis des Werkes und eine kontrollierte und doch immer atmende Darstellung führten zu dieser komplett überzeugenden Leistung. Der finnische Gastdirigent Jukka-Pekka Saraste begleitete mit der Kapelle aufmerksam und arbeitete viele Details sorgsam heraus, so dass das ganze Werk, so schwierig es für manchen Hörer zu erfassen sein mag, eine große Einheit bildete. Im OEuvre der Sinfonien von Dmitri Schostakowitsch nimmt die 4. Sinfonie c-Moll, Opus 43 eine Sonderstellung ein. Nach den beiden avantgardistischen und wesentlich kürzeren Vorgängerwerken sprengt Schostakowitsch in Länge, Besetzung und emotionalem Gehalt die Grenzen – die „Vierte“ ist ein episches Wunderwerk, das im Ausdruck zwischen sensibel auskomponierten Soli, ostinaten Flächen und brutalsten Tutti-Ausbrüchen pendelt. Saraste nahm die Tempi sehr genau und formte eine kontrastreiche und konsequente Interpretation, die ruhiges Ausspielen der solistischen Passagen ebenso einschloss wie bohrendes Insistieren vor den Steigerungen. Beeindruckend war das eingeschobene Presto des 1. Satzes und vor allem der weich genommene Höhepunkt des letzten Satzes. Im 2. Satz nahm die Kapelle Sarastes „con moto“ nicht wirklich ab, so dass es einige Temposchwankungen gab, diese waren auch in der Allegro-Thema des Schlusssatzes zu beobachten. Diese Sinfonie ist ausladend und schwer, doch vor allem in den Bläsern vermochte ich steigerungsfähige Passagen zu erkennen; eine intensivere Kontrolle von Saraste hätte an mancher Stelle (Flötenduo und Posaunensolo im 4. Satz) sicher geholfen.
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