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Musikalisches Mahlwerk in der Mühle

Konzertpremiere mit dem Stahlquartett in der Bienertmühle

Seit dem 7. Juli ist der Bienertmühle (ehemalige Hofmühle) in Dresden-Plauen wieder Leben eingehaucht. Nach der Renovierung und der Neukonzeption des Gebäudes in ein Kulturzentrum, das Museum, Ausstellungs- und Konzertort sowie Gastronomie vereinigt, wurde die Bienertmühle am Freitag feierlich der Öffentlichkeit übergeben, die das Haus auch sogleich in Besitz nahm. Obwohl bereits die Meisterschülerausstellung der Hochschule für Bildende Künste, die in den Räumen der Mühle bis 30. September zu sehen ist, eine Toninstallation präsentiert, fand die konzertmäßige Einweihung einen Tag später statt. Mit der Musik kehrt Leben in die Räume ein, und die Möglichkeiten zur Ausgestaltung sind groß. So fand das Konzert des Stahlquartettes nicht im fünfstöckigen Hauptgebäude statt, sondern im Maschinensaal in einem Flügel des unsanierten Nachbargebäudes. Im Hauptgebäude werden indes die meisten der zukünftigen Konzerte stattfinden; die Akustik und die unterschiedliche Raumgestaltung jeder einzelnen Etage sind nahezu ideal für experimentellen Zugang, für Raum-Musik an der Grenze zwischen den Künsten. Aber auch klassische Kammermusik wird dort einen intimen Rahmen finden, denn die Räume vertragen ein kleines Publikum und bieten Konzentration. Im unsanierten Maschinensaal nebenan harmonierte das brüchige Industriegelände natürlich mit den Stahlinstrumenten hervorragend. Zahlreiche Plauener nutzten die Gelegenheit, „ihre“ Mühle einmal wieder zu besuchen und zu begutachten, welch frischer Wind dort nun weht. Die „Zeitmusik“, die der Komponist und Saxophonist Bertram Quosdorf gemeinsam mit dem Stahlquartett (vier faszinierend klingende „Stahl-Celli“, entwickelt von Jan Heinke) und Robby Langer (Sprecher) vorstellte, ist eigentlich für das Stadtjubiläum entstanden und wird dort auch am 21. August komplett uraufgeführt. So fehlte dieser Voraufführung das Finale und an einigen Stellen wird auch noch zu feilen sein, insofern verbietet sich ein Gesamturteil – die Verbindung von etwas datenlastigen Geschichtstexten auf einem Ritt von der Stadtgründung bis in heutige Zeiten mit der mal schockierend platten, mal zauberhaft stimmungsvollen Musik irgendwo im stilfreien Raum zwischen Jazz und Klassik angesiedelt mag sicher kontrovers diskutierbar sein, als Einstieg in die hoffentlich vielfältige zukünftige Klang-Welt der Bienert-Mühle schien sie mir ideal, zumal kleine unauffällige Loops einem unaufhörlichen Mahlwerk sehr nahe kamen. Am 1. September wird ein Konzert mit Cello und Akkordeon diesen gelungenen Auftakt fortsetzen.

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