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Überzeugende und faszinierende Debuts

Truls Mørk und David Robertson musizierten mit der Staatskapelle Dresden

Wenn ein Gastdirigent vor einem Konzert erkrankt, heißt es schnell einen „freien“ Ersatzdirigenten zu finden, der möglichst auch noch Teile des Programms übernimmt. So bedeutete es mehr als einen glücklichen Umstand, dass der Amerikaner David Robertson nicht nur Zeit für das Gastspiel hatte, sondern auch das sehr anspruchsvolle Programm des 7. Sinfoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle komplett erhalten konnte. Robertson steht schon seit längerer Zeit auf der Wunschliste für Kapell-Dirigenten, und wieder einmal zeigte sich das Phänomen, dass der „Einspringer“ eine nicht nur überzeugende, sondern in vielen Punkten auch faszinierende Leistung zeigte. Das Konzert begann mit einem der beliebtesten Cellokonzerte – das Werk von Edward Elgar gehört zum Repertoire aller berühmten Cellisten rund um den Erdball, wohl vor allem wegen seiner „singenden“ Natur, der melancholischen Grundhaltung und der besonderen Stellung des Soloinstrumentes. Das Bekannte birgt vor allem beim Hörer selbst Gefahren. Natürlich hat man die persönliche Version im Ohr, aus früheren Konzerten oder von der Schallplatte. Daher war es um so frappierender, das der norwegische Solist Truls Mørk, der zum ersten Mal mit der Staatskapelle musizierte, diese „Ohrwürmer“ gleich mit den ersten Takten wegwischte – Mørk ist eine starke Künstlerpersönlichkeit, die keine Vergleiche scheut. Seine Darstellung fußte vor allem auf einem unablässigen Fluss der Melodie und auf einer klaren Darstellung, die auf kluge Weise zupackendes Temperament und verträumte Ruhe auslotete. Ständig befand sich Mørk in lebendigem Kontakt mit den Kapellmusikern und formte gemeinsam mit Robertson eine atmende Darstellung, die den Ausdruckswelten von Elgar in besonderer Weise gerecht wurde. Auch in den schnellen Passagen zeigte Mørk einen stets weichen und transparenten Klang, das war durchweg überzeugend. Einige kleine Zögerlichkeiten in der Orchesterbegleitung fielen da kaum ins Gewicht.
Man möchte kaum glauben, dass nach der Pause eine Erstaufführung in den Kapellkonzerten erklang: Béla Bartóks Tanzspiel „Der holzgeschnitzte Prinz“ wird in den Konzertsälen kaum einmal höchstens als Suite aufgeführt, dabei zählt diese Partitur zum Faszinierendsten, was das beginnende 20. Jahrhundert zu bieten hat. Robertson musizierte mit der Kapelle das komplette Tanzspiel und schaffte es sogar, Tänze, Übergangsmusiken und viele Details zu einem theatralisch anmutenden Ganzen zu formen. Hier zeigte sich die Kapelle in hervorragender Laune, es war schlicht überwältigend, wie vor allem in den zahlreichen Tutti-Passagen ein klar abgestufter und in seinen vielen Schattierungen stets deutlicher Klang entstand. Robertson geleitete die Musiker mit großer Präzision, aber auch genügend Freiheit zum Ausmusizieren durch die fast einstündige Partitur. Zwischen „hölzernen“ Englisch-Hörnern, kompromisslosen Posaunenglissandi und feinen Klarinettensoli gab es eine Menge zu entdecken und man folgte Prinz und Prinzessin bei der märchenhaften Begegnung in der ganz eigenen Musiksprache Bartóks, die nur gelegentlich zu Strawinsky, Strauss oder Ravel hinüberzwinkert. Einen großen Applaus erhielt David Robertson für sein überaus gelungenes Debut bei der Kapelle; zu hoffen ist, dass sein voller Terminkalender dennoch ein Wiederhören in Dresden ermöglicht.

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