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Absichtsvolle „Banalitäten“ und eine große Sonate

7. Kammerabend der Staatskapelle

Der gut besuchte 7. Kammerabend der Staatskapelle Dresden bot am Donnerstagabend in der Semperoper ein abwechslungsreiches Programm, das quer durch kammermusikalische Besetzungen und Stilistiken führte. Der Potpourri aus insgesamt sechs verschiedenen Zyklen und Sonaten bildete insgesamt trotz der „kleinen Form“ ein gut zweistündiges Konzert. Innerhalb der eher leichten Muse von Poulenc und Mozart wirkte die große (und dennoch kaum bekannte) Sonate für zwei Violinen von Eugène Ysaye etwas deplatziert. Dieses Gefühl entstand, weil der Anspruch dieses Werkes und seine hervorragende Interpretation aus dem Kontext des Konzertes deutlich herausstach. Wer die Solosonaten von Ysaye kennt, weiß, dass diese keinesfalls Studienwerke für den Hausgebrauch darstellen. Die beiden Geiger Annika Thiel und Anselm Telle beschritten einen Weg zwischen klanglicher Rafinesse, ungestümem Vorwärtsdrang und konzentrierter Technikbeherrschung – ein großes, trotz der Duobesetzung fast „sinfonisches“ Erlebnis vor der Pause. Zuvor gab es eingangs eine Urauffühung von Friedbert Streller, dessen Vier Gesänge „Sommermitte“ nach Gedichten von Rudolf Scholz für Mezzosopran, Flöte und Streichtrio erklangen. Die karge Musiksprache Strellers, die sich kaum einmal über einen deklamierend-kühlen Zwölftonstil hinaushebt wirkte zu akademisch für die Stimmungen der Texte, zudem hatte das Streichtrio kaum einmal dynamische Akzente zu setzen. Sofi Lorentzen bewältigte ihren Gesangspart souverän, dieser bot aber zuwenig gestalterische Möglichkeiten, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Der Bariton Matthias Henneberg war im Konzert mit drei Liederzyklen von Francis Poulenc und Louis Spohr betraut. Hier zeigte sich eine ganz andere Liederwelt: die kleinen Absurditäten („Banalités“) und Derbheiten der Texte wurden von Poulenc kongenial vertont. Durch alle Lieder zieht sich ein feiner Faden der Ironie, den Henneberg gemeinsam mit Marlies Jacob am Klavier gut herausarbeitete, beide waren auch durchaus versiert mit der speziellen Leichtigkeit der Musik. Weniger erfreulich war das etwas grobe Französisch von Henneberg, doch die durchweg vitale Interpretation mit einigen atemberaubenden Tempi in den „Chansons Gaillardes“ entschädigte. In den „Sechs deutschen Liedern“ von Louis Spohr gesellte sich der Geiger Gaetano d’Espinosa zu den beiden Musikern dazu und gemeinsam wurde eine ansprechende Darstellung dieser Lieder geformt, bei welchen die Geige mal einen kadenzierenden Kommentar übernimmt, zumeist aber virtuos im Vordergrund steht. Etwas einsam stand das Hornquintett Es-Dur KV407 im Programm. Das auch von Mozart eher lässig und ohne besondere Überraschungen komponierte Werk konnte aber in einer durchweg sauberen und schwungvollen Interpretation durch die Kapellmusiker ebenfalls überzeugen. Für die zahlreichen Freunde der Kammermusik war dieses bunte Programm auf jeden Fall eine Bereicherung.

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Veröffentlicht in Rezensionen

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