Endlich habe ich mir den zweiten Film von Thomas Grube über die Berliner Philharmoniker angesehen. Äußerlich ist Trip to Asia die dokumentarische Begleitung einer Asienreise des Orchesters, aber eigentlich geht es um die speziellen Eigenheiten dieses Klangkörpers. Vieles kam mir da bekannt vor, zumal wir mit dem DKC bereits 2005 in China waren – bloß hat keiner mit uns einen Film gedreht, aber die Demut und den Kulturschock habe ich durchaus noch einmal beim Ansehen nachempfunden. Eher beklemmend sind dann aber die ganzen Äußerungen der Musiker, was Druck, Leistung, Individualität usw. angeht. Sicherlich ist es für einen Nichtmusiker toll, einmal diese ganzen Strukturen mit Hilfe des Films anzusehen, aber gerade die Äußerungen über „Demokratie“ im Orchester und vor allem zu Tradition und Anpassung bestätigt mir wieder einmal eine ziemliche Verkrampfung unserer Musikinstitutionen und es kommt in mir die Frage auf, ob das Nummereins- Leistungs-Qualitätsdenken wirklich immer die tollste Musik hervorbringt (bitte in dieser Hinsicht mal genau auf den Beethoven und einige Übergänge im Strauss hören…) – Fazit1: die entlassene Piccoloflötistin (im Abspann wird auch ihr Abgang gewürdigt, tolle Denunziation) erscheint mir am natürlichsten. Fazit2: Strauss spielen die Dresdner einfach besser (sowohl technisch als auch emotional…). Fazit3: dass die miserable Tonspur mit nicht zum Bild passendem Off-Playback – offenbar sonstwo eingespielt, ständiger Unterlage von Asia-Musik und einer permanenten akustischen Berieselung überhaupt „genehmigt“ wurde, ist mir ein Rätsel.
Trip to Asia
Veröffentlicht in hörendenkenschreiben
Oh, den wollte ich auch noch ansehen…
Ja, das muß ein interessantes Spannungsfeld sein in solch einem Orchester: einerseits extreme Individualität (Ehrgeiz, schon seit der Kindheit, besser sein zu wollen als die anderen), andererseits extreme Unterordnung dieser Individualität ([private] Opferbereitschaft, um diesen Weg gehen zu können, Wunsch eins zu sein mit dem Orchester bzw. nicht herausgehört zu werden). Schaue mir den Film vielleicht bei Gelegenheit auch mal an.
genau so ist es. und irgendwo (wird auch im Film erwähnt) eine Art Schizophrenie, die in seltenen Fällen wunderbare Musikerlebnisse erzeugt. Denn dieses Gefühl, dass da plötzlich zusammen etwas entsteht, was sich jeder Beschreibung entzieht, kenne ich auch. Und dafür gibt es auch kein Rezept, denke ich.