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Prinzip Leichtigkeit

Jan Vogler und Martin Stadtfeld spielen Bach

Johann Sebastian Bach – Gambensonaten
Jan Vogler, Martin Stadtfeld, sony classical

Bach im Spiegel der Moderne – zumindest das Cover der neuen CD von Jan Vogler und Martin Stadtfeld erzeugt eine solche Assoziation, wenngleich man im Vorübergehen die Platte eher im Schlagerfach vermuten würde: vor einer Paillettenwand blicken die Musiker, die sich auch weit über das Moritzburg Festival hinaus immer wieder als Kammermusikpartner schätzen, leger in die Kamera. Zu einem Charts-Renner werden sich die Gambensonaten von Johann Sebastian Bach jedoch kaum entwickeln, zu filigran und speziell ist die Faktur dieser drei Sonaten, die überdies sofort die Frage nach dem „richtigen“ Instrument aufwirft. Vogler spielt sein Montagnana-Cello von 1721, Stadtfeld begleitet auf dem modernen Flügel. Die Wahl des Instrumentes gehört schon zur Interpretation, die Legitimierung findet man zumeist bei Bach selbst – schließlich ist bei vielen Werken die genaue Besetzung und die Erstfassung nicht immer geklärt. Vielfach ist es ja auch eine Nuance, die zu einer neuen musikalischen Qualität führt, das lehrt uns die Bach-Rezeption in erfrischender Weise. Vogler und Stadtfeld versuchen für die Gambensonaten BWV 1027-1029 einen Klang zu erzeugen, der wieder zurückweist auf die Tradition mit Gambe und Orgel/Cembalo. Die Frage bleibt offen, ob das nun ein moderner Zugriff auf Bach sei. Luftig und gesanglich ist das Spiel der beiden jederzeit, birgt aber in der konsequenten Leichtigkeit auch einige Gefahren. Vogler ist nicht immer präsent genug mit dem Cello, während man bei Stadtfeld auf den Moment wartet, wo neben transparenter Linienführung und einer leicht romantisierenden Andante-Vorstellung auch einmal der Zacken in die Sonaten getrieben wird – harmonische und melodische Besonderheiten gibt es ja genug. Doch die Leichtigkeit wird zum Prinzip und vermutlich liegt hier das Credo dieses musikalischen Aufeinandertreffens. Selten wird ein einmal eingeschlagenes Tempo verlassen und so sind vor allem die Allegro-Sätze vorwärtsorientiert, besonders die Schlussfuge von BWV 1028 beeindruckt. Die kleine und doch oft hochartifizielle Kunst des Choralvorspiels stellen Vogler und Stadtfeld auf dieser CD ebenfalls vor, acht ausgewählte und bearbeitete Choräle erreichen den Zuhörer zumeist wie schlichte Kirchenlieder. Vom Pomp des Covers ist man nun denkbar weit entfernt und insgesamt dürfte diese CD auch eher für eine entspannte Stunde sorgen.

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