Frank Peter Zimmermann im 8. Sinfoniekonzert der Staatskapelle
Auf vertrauten Pfaden wandelte das Programm des 8. Sinfoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Für GMD Fabio Luisi sprang Christoph Eschenbach am Pult ein und statt Strauss‘ „Sinfonia Domestica“ erklang Antonin Dvoraks 8. Sinfonie G-Dur, das Violinkonzert von Brahms blieb im Programm. Damit waren natürlich musikalische Leckerbissen der Romantik zu erwarten, doch der anspruchsvolle Hörer durfte auch die Frage nach dem Repertoirewert stellen, schließlich kolportieren die Klassik-Radios die Vier-Minuten-Häppchen aus beiden Werken ständig ins heimische Wohnzimmer. Was in der Semperoper gelingt, ist eine Momentaufnahme der Gegenwart: so klingt Brahms, so klingt Dvorak mit der Kapelle heute, und dieses Erlebnis ist wahrlich nichts für die Repertoireschublade, sondern Takt für Takt eine spannende Erfahrung. Schließlich stand mit Frank Peter Zimmermann auch einer der erfolgreichsten und vor allem innovativsten Geiger der jüngeren Generation als Solist auf der Bühne. Christoph Eschenbach wusste eine wunderbare Orchestereinleitung hinzulegen, bevor Zimmermann mit seinen ersten Tönen einen seltenen Gedanken hervorrief: „Das muss genau so klingen.“ – Wem dieser Satz angesichts eines Hörerlebnisses über die Lippen rutscht, und das ist wahrlich selten genug, der hat Besonderes erlebt. Zimmermanns selbstbewusster Beginn zieht ein ganzes Interpretationskonzept nach sich, das sich bis in die Kadenz und schließlich über die Sätze hinweg fortsetzt. Der 1. Satz war stark auf die Kontrastwirkung der Themen hin angelegt; viele Motivausprägungen haben bei Zimmermann den Charakter des Unbedingten, der unabänderlichen Aussage. Man könnte diese Haltung weit jenseits der Romantik ansiedeln, wäre da nicht der jederzeit voluminöse, rassige Klang seines Instrumentes. „Non troppo“, das zurückgehaltene Tempo wird auch von Eschenbach ernstgenommen – es gibt Lesarten dieses Konzertes, die gefährlicher und dramatischer sind. Zimmermann ist vor allem ein Freund der klaren Worte und des natürlichen, volltönenden Klanges. So redet er, singt und brilliert auf seinem Instrument, lediglich im 1. Satz fallen zu viele Tonverschleifungen auf. Der 2. Satz gelingt Zimmermann äußerst zart, während er im Finale wieder kontrolliert zupackt. Im Orchester war in dieser Aufführung noch ein wenig das Sicherheitsnetz gespannt, so wirkte manches Zwischenspiel nicht mit vollem Risiko angegangen, das legte sich aber im 3. Satz dann mit Erreichen eines gemeinsamen Flusses mit dem Solisten. Antonin Dvoraks 8. Sinfonie wirkt lichter und freundlicher als die oft grüblerische 9. Sinfonie. Beide haben ihren Weg auf den Bühnen der Welt gemacht. Christoph Eschenbach motivierte das Orchester immer wieder zu üppigem, strahlendem Klang und legte so die Schönheiten des Werkes frei. Sehr gut waren die Musiker aufeinander abgestimmt und Eschenbach konnte sich der sofortigen Reaktion auf kleine Tempoveränderungen sicher sein. Die Interpretation war schlüssig aufgebaut – mit viel Sinn für kleine Details und Nebenstimmen schien diese Sinfonie ernstgenommen und man bestaunte ein zutiefst aus einer vollkommen melodischen, musikantischen Haltung heraus entstandenes Meisterwerk in einer überzeugenden Darstellung.
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