Violinsonate und Klavierquartett von Robert Schumann im Kapell-Kammerkonzert
Die Schumann-Ehrung 2010 setzt sich in den Konzertsälen fort und die Staatskapelle Dresden gehört mit zu den aufmerksamen Sachwaltern des kompositorischen Werks von Robert Schumann – immerhin verlebte der Komponist in Dresden eine zwar nicht immer glückliche, aber musikalisch sehr fruchtbare Zeit. Jüngst wurden in der Frauenkirche sinfonische Kostbarkeiten vorgestellt, jetzt konnten sich die Zuhörer von Schumanns feinsinniger Kammermusik ein Bild machen. Lediglich zwei Werke standen auf dem Programm des 6. Kammerabends der Staatskapelle in der Semperoper: die Violinsonate Nr. 2 d-Moll und das Klavierquartett Es-Dur Opus 47. Höchst spannend war dabei festzustellen, wie unterschiedlich zwei in Länge und Satzfolge ähnlich dimensionierte Werke erscheinen können und wie viele Wege und Möglichkeiten zum Zugang in der Interpretation bestehen. Als bewährte Kammermusikpartner konnten sich Jörg Faßmann (Violine) und Gunther Anger (Klavier) aufeinander verlassen und zeichneten eine konzentrierte und atmende Interpretation der Violinsonate. Dessen Schönheiten und Tiefgründe müssen freilich erst durch kluge Klangdosierung und Phrasierung erarbeitet werden, es ist kein Werk, dass unbekümmert über die Rampe springt. Insofern war Faßmanns Ansatz, vor allem die lyrisch-melodischen Qualitäten der Sonate herauszuarbeiten sinnvoll. Der von den Selbstbewusstsein heischenden Klavierakkorden durchbrochene erste Satz gelang in guter Formung von Gegensätzen. Der weiche Grundcharakter und die Gleichberechtigung beider Instrumente blieb bewahrt, so rückte der empfundene 3. Satz in den Mittelpunkt des Hörerlebnisses – Reife und Nachdenklichkeit schimmerte aus diese Interpretation, die stets im Dienste des Werks stand. Robert Schumanns Klavierquartett indes ist an vielen Stellen fast sinfonisch empfunden, betrachtet man die etwa harmonischen Verschlingungen des letzten Satzes. Findet man sich bei Familie Hecker in Zwickau zur Hausmusik zusammen, so ist man um Repertoire und Besetzungsgröße nicht verlegen. Sechs der acht Kinder verfolgen musikalisch professionelle Wege und so scharten sich um das Kapellmitglied Renate Hecker (Violine) die Geschwister Friedemann Hecker (Viola), Marie-Elisabeth Hecker (Cello) und Andreas Hecker (Klavier) zu einer höchst erfrischenden Interpretation eben des Klavierquartetts Es-Dur. Sie scheuten nicht den energischen Zugriff, führten ein geisterhaft schnelles Scherzo-Tempo vor. Dabei befriedigte die Interpretation höchste Ansprüche, denn alle Instrumentalisten konnten sowohl solistisch brillieren als auch ihren Part zur gemeinsamen Sache ausüben: man staunte über sanfte Cello-Kantilenen und einen sauber angelegten Klavierpart, der zwischen klarem Statement und kundiger Begleitaufgabe pendelte. Größtes Vergnügen sah man den jungen Musikern beim Spiel an, es übertrug sich auf das Hörerlebnis und ließ die Kammermusik so zum puren Genuss werden.
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