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Einblick in die Szene

„Erste Anhörung“ junger Komponisten an der Musikhochschule

Auf dem Reißbrett junger Komponisten entsteht zur Zeit die Musik der Zukunft. Obwohl es im ganzen Land Festivals und Aufführungsmöglichkeiten für die zeitgenössische Musik unserer Tage gibt, sollten wir uns bewusst sein, dass wir doch nur einen Bruchteil der Kunstwerke wirklich zu Gehör bekommen. Denn nicht immer findet sich ein geeigneter Interpret oder ein passender Konzertrahmen. Die Kompositionsstudenten an den Hochschulen haben da eher leichtes Spiel, denn ein Kommilitone, der die frische Tinte in Noten umsetzt, findet sich schnell. Was aber tun mit einem großen Orchester oder Ensemblewerk? Auch dies will gehört und geprüft werden.

In dieser Hinsicht hat die Dresdner Musikhochschule immer große Bemühungen unternommen, sei es mit den Orchestern in Pirna und Riesa oder wie jetzt mit der Dresdner Philharmonie. Die „Erste Anhörung“ von Orchesterwerken junger Komponisten, die nun schon zum dritten Mal stattfand, ist auch ein Spross des KlangNetz Dresden, das damit seinen Vermittlungsgedanken und die Unterstützung neuer, junger Stimmen in der Komponistenlandschaft in den Vordergrund rückt.

Im Konzertsaal in der Schützengasse standen am Dienstag zwei Kompositionen auf dem Programm, die am selben Tag im Dialog mit den Komponisten einstudiert wurden. Es war ein erfreulicher Zufall, dass sich die Stücke in ihrer Ästhetik fast diametral verhielten und somit zu reichlich Auseinandersetzung einluden. Richard Röbel (Student bei Mark Andre) stellte ein Stück namens „Orca – Arco“ für Solostreicher und Saiteninstrumente vor, wobei die vier durcheinandergewirbelten Buchstaben des Titels für die Arbeit mit unkalkulierbaren Prozessen stehen. Röbel versuchte durch (nur augenscheinlich) neue Beschäftigung mit Klangerzeugung die Identität jedes Instrumentes zu erkunden. Dass keine Geige wie eine andere klingt, wäre jedoch schneller zu beweisen gewesen – Röbels stark differenzierte Klänge führten in der Masse zur Reizüberflutung und Zerfaserung des Eindrucks. Das Unkalkulierbare darin erzeugt eine Verwischung des Ergebnisses – Musikern wie Zuhörern mag dieses ungefähre Erleben unangenehm erscheinen. „Bekanntes, was unbekannt ist“ sollte aber auch in der Wirkung gut geplant werden. Trotzdem waren gerade in Momenten des Zusammenspiels der Streicher mit Harfe, Klavier und Cembalo reizvolle Frequenzüberlagerungen zu entdecken.

Theodor Schubach, ein Schüler von Wilfried Krätzschmar, Jörg Herchet, Mark Andre und nun Clemens Gadenstätter in Graz stellte dann mit „Resonanzen // Aurora“ für Orchester und Stimme ein ungemein spannendes Klanggemälde auf Fragment-Texte von Silvia Plath vor. Ohne Holzbläser, dafür mit starkem Blech, zwei Klavieren, Harfen und Schlagwerk besetzt fand Schubach expressive Farben für den Vor- und Nachklang von Ereignissen. Auch formal und in der fast instrumentalen Einbindung der Singstimme (Lisa Fornhammar, die dies kompetent löste) war das Stück überzeugend – mal mit prasselnder Ornamentik spielend, mal bedrohlich schwankende Flächen aufbauend. Unter dem sorgsamen Dirigat von Ulrich Kern stellte die Dresdner Philharmonie ihr großes Engagement und Können unter Beweis, vor allem das Stück von Richard Röbel wäre unter anderen Bedingungen kaum innerhalb eines Tages konzertreif erklungen. So aber war man mit erfrischend neuen Klängen versorgt und hatte einen interessanten Einblick in die „Szene“ bekommen.

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