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…mit eigenen Augen das Wunderbare sehen

Ehrenprofessur und ein kleines Festival für Helmut Lachenmann an der Musikhochschule

Während andernorts adventliche Klänge das hektische Vorweihnachtstreiben bestimmen, setzte die Hochschule für Musik Dresden um den zweiten Advent herum einen deutlichen Akzent auf die zeitgenössische Musik. Für Helmut Lachenmann, eine der prägendsten und faszinierendsten Stimmen der Musik der Gegenwart wurde zum 75. Geburtstag ein kleines Festival initiiert, das in Kooperation mit der Sächsischen Akademie der Künste und der Dresdner Philharmonie unter Regie des „KlangNetz Dresden“ stattfand.

Lachenmann ist seit Jahren der Hochschule freundschaftlich verbunden, erst im letzten Jahr führte der Dresdner Kammerchor seine „Consolation II“ im Konzertsaal der Hochschule auf. Jetzt waren es gleich drei Konzerte, eine Filmvorführung, und vor allem die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Musikhochschule, die Lachenmann am vergangenen Freitag entgegennahm – die Laudatio hielt der ehemalige Bundesminister Dr. Gerhart Baum. Der Gabentisch zum 75. hielt reichlich Musik bereit und die Programme beleuchteten den Komponisten vor allem im Kontext von Schülern, Weggefährten oder auch einfach mit Musik, die in einer erhellenden Weise Lachenmanns Denken und Wirken nahesteht.

Das Ensemble Courage präsentierte unter Leitung von Titus Engel ein Doppelporträt von Mark Andre und Helmut Lachenmann, in dem die im Klang forschende Arbeit von Schüler und Lehrer zu Tage trat. Schwerpunkt im Festival war der vokale Aspekt, die Nutzung von Sprache als autarkes Instrument oder als Auslöser von ganzen Klanglandschaften. Eine Uraufführung von Robin Hoffmann beleuchtete das Thema Zauberei und Illusion, im Konzert des KlangNetz-Ensembles am Dienstag war es die 5. Sinfonie von Galina Ustwolskaja (Solist Olaf Bär), die in eindringlicher Weise „Pression“ (Solist am Cello: Wolfgang Lessing) und „…Zwei Gefühle…“ von Helmut Lachenmann einrahmte.

Eine schöne Erfahrung war es auch, den Meister einmal selbst als Interpreten zu erleben. Im „Kinderspiel“ für Klavier lud Lachenmann zu einer fast heiteren Klangwanderung auf den Tasten ein, während er als Sprecher in „…Zwei Gefühle…“ gemeinsam mit dem Ensemble unter Leitung von Lennart Dohms eine intensive Reise auf den Grund vielfältiger Klangerzeugung unternahm. Anton Weberns Konzert Opus 24, ein Schlüsselwerk der zeitgenössischen Musik, sowie eine Miniatur von Yuval Shaked ergänzten das Programm sinnfällig. Wer Helmut Lachenmanns auf dem Podium geäußerter „Einladung zum Hineinhören“ gefolgt war, stellte bei diesem ehrgeizigen Projekt fest, dass der Eintritt in die Welt des Komponisten wie von Leonardo da Vinci beschrieben geschehen kann: „…mit eigenen Augen zu sehen, was darin an Wunderbarem sein möchte.“

Diese offene Neugier aufzubringen kann für Interpreten und Zuhörer höchst gewinnbringend sein. Dringt man etwa in „Pression“ ins Innere der Musik vor, erschließt sich schnell das Neue und Schöne, das den Geist wachhält. Zu entdecken gibt es in dem großen OEuvre von Lachenmann also noch vieles. Und für weitere willkommene Entdeckungen in Dresden ist dem Professor honores causa ungetrübte Schaffenskraft zu wünschen.

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