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CD-Tipp Februar: Monteverdi & Mahler

Diesmal konnte ich mich nicht recht entscheiden, und daher gibt es zwei Platten als Monatstipp, die sich bekannten Werken in einer solch intensiven Weise widmen, dass man die Stücke „neu“ hören kann – das gelingt nicht jedem und zu oft hängt man ja auch an seinen eigenen Vorlieben und favorisierten Aufnahmen.
Die eine wäre diese hier:

Monteverdis Marienvesper – von Christina Pluhar und ihrem L’Arpeggiata-Ensemble mit viel Hingabe und Können musiziert. Man wagt nicht den Begriff „authentisch“ heranzuziehen, doch zumindest ist es ein erfrischend lebendiger, hochmusikalischer Zugang zu diesem Werk, dazu gibt es einige Überraschungen in der Besetzungs- und Tempowahl. Spannend.


Und dann doch wieder Mahler. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, denn man vermeint „seinen“ „Rattle-Mahler“ (o Gott, doppelte Anführungszeichen) zu kennen. Falsch gedacht. Diese Live-Aufnahme der 2. Sinfonie läßt das Werk vor den Ohren extremst neu entstehen. Da sitzt jede Pause, jeder Hornruf. Seufzer sind exakt austariert, Steigerungen haben genau die richtige Welle, auf der das Orchester gemeinsam dem Höhepunkt entgegengleitet. So entsteht räumliche Kraft und Tiefe. Toll.

Weitere spannende Neuerscheinungen:
* Diana Damrau veröffentlicht Orchesterlieder von Strauss (Virgin) – Thielemann am Pult der Münchner Philharmoniker stiehlt ihr fast die Schau, und doch gehts zusammen: SO innig und sanft hat man die Lieder selten vernommen
* Geheimtipp für Chormusikfreunde: der junge britische Chor „Consortium“ stellt eine ganze Platte mit Reger-Chören (hyperion) vor, darunter der atemraubende „Einsiedler“ und das späte Requiem. Aufregend und dicht musiziert.
* Absolut hörenswert auch die nächste Neuveröffentlichung des RIAS-Kammerchores, der gerade knapp an einem Grammy vorbeigeschrammt ist: Hans-Christoph Rademann hat sich die Trauermusiken von Johann Ludwig Bach vorgenommen – eine Entdeckung für Barock-Spezialisten.
* Und die erste Jubiläumsjahr-Liszt-Platte, die richtig gelungen ist: Das Trio Wanderer (ohnehin ziemlich weit oben auf dem Kammermusikgipfel) koppelt nämlich höchst spannende Bearbeitungen (darunter Vallee d’Obermann) von Liszt mit dem Klaviertrio von Bedrich Smetana. Und da geht Weghören schonmal gar nicht.
* Auch in der leichten Muse gibt es zwei schöne Neuveröffentlichungen: An Adeles neuer Scheibe — 21 — (Indigo) kann man sich ebensowenig satthören, wie an Max Raabes kongenialer Kooperation mit Inga Humpe Küssen kann man nicht alleine (Universal)

Flops gibts im Februar auch:
* Simone Dinnerstein versucht sich an Bach (Sony) und bekommt eben nur die eine von vielen tausend hingeklatschten Bach-CDs hin. Überhörenswert.
* Ähnlich verhält es sich mit den beiden Brahms-Klavierkonzerten, die Rudolf Buchbinder mit dem Israel Philharmonic unter Zubin Mehta eingespielt hat. Dick klingt das Orchester, gediegen müht sich Buchbinder ohne dass einmal Ecken und Kanten dieses Komponisten hervorgearbeitet würden. Allenfalls was für die ältere Hörgeneration.
* Am liebsten würde ich ja Thomas Hampsons Wunderhorn-Lieder aufgrund der „Plastizität per Hammerschlag“ in die Kinderabteilung einsortieren. Ein richtiger Flop ist das nicht, aber spätestens im 3. Lied geht einem die extrem überdeutliche Zeichnung durch den Sänger auf den Nerv. Weniger wäre mehr gewesen.

Zum Nachlesen:
* CD-Tipp Januar 2011

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Veröffentlicht in Rezensionen

Ein Kommentar

  1. thg thg

    Den Mahler habe ich, eine tolle CD! Ich bin hin und weg, zumal ich Mahler 2 ja so liebe!

    Die Bach-CD klingt gut, werde ich mir mal anhören!

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