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Konfrontation mit der Schönheit

Daniel Hope begeistert in der Frauenkirche

Vorneweg: es war ein ordentliches Konzert, alle haben sich bemüht, das Optimum herauszuholen und das zahlreich erschienene Publikum mit Musik zu erfreuen. Doch die Hochglanz-Klassik auf dem Neumarkt kann nicht immer befriedigen – der Kirche und ihrer optischen wie akustischen Gegebenheiten tut man nichts Gutes, wenn immer neue Highlights der Klassik eingepflanzt werden, frei nach dem Motto „Brahms geht immer“. Dann ist da das Gastensemble, hier das Orchestre National de Belgique, das sich zu seinem Tourneeauftakt deutlich bemüht, der Akustik gerecht zu werden und dabei doch genau weiß, dass eine Brahms-Sinfonie in diesem Raum nur ein Kompromiss sein kann.

Und da ist eine Programmdramaturgie, die nicht verhindern kann, dass die zu Beginn dargebotene Ouvertüre zu Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Paulus“ ohne das Oratorium selbst nur wie ein herausgerissenes Bruchstück wirkt. Vermutlich interessierte sich auch kaum jemand im Publikum für die Interpretation der Ouvertüre – man war zum allgemeinen Goutieren von Daniel Hope erschienen. Der britische „Stargeiger“ (was ist das überhaupt, ein Stargeiger?) enttäuschte Erwartungen höchstens dann, wenn man mit genau diesem Attribut nun eine Klassik-Show erwartet hätte.

Hope ist gottlob stets auf dem Teppich der Musik geblieben, er braucht weder E-Geigen noch Egotrips und widmete sich stattdessen dem hinlänglich bekannten Violinkonzert von Max Bruch in einer Art und Weise, als sei dies ein jüngst wiedergefundenes Schmuckstück vergessener Tage: da blühten plötzlich silbrige Töne auf, deren Entschwinden im Raum man unbedingt nachhören will. Dann wieder kontrastierte Hope mit einer Virtuosität, die vollkommen bewusst entwickelt, geerdet war und so eine Aussagekraft jenseits der Oberfläche schuf. Obwohl er selbst während der Aufführung etwas mit der Stimmung der Geige haderte und hochkonzentriert um jede Phase rang, gelang es ihm, neue Qualitäten von Schönheit in diesem romantischen Konzert zu definieren – nicht Entschlackung ist seine Devise, sondern Konfrontation. Walter Weller und das belgische Orchester begleiteten Hope sensibel, im Tutti durchaus auch massiv und temperamentvoll.

Als besondere Perle erwies sich Daniel Hopes Zugabe: mit Johann Paul von Westhoffs „Imitazione delle Campane“ holte er einen kaum bekannten Dresdner Komponisten der Bach-Zeit quasi zurück in seine Stadt und bot dem originellen Stück in der Frauenkirche Raum zur Entfaltung. Die 2. Sinfonie D-Dur von Johannes Brahms nahm dann mit flüssigen Tempi Fahrt auf und das belgische Orchester zeigte eine gute Spielkultur mit weichen Klangfarben und konzentriertem Miteinander. Eine wirkliche Tiefe der Interpretation wurde nicht erreicht; Weller beschränkte sich auf wenige Gesten der Unterstützung, wissend, dass sein Orchester vor allem in der solistischen Melodiegestaltung Stärken aufweist. Der lärmenden Zugaben hätte es kaum mehr bedurft, das Publikum war zufrieden.

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