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30 Minuten auf dem Dresdner Stadtfest

…und schon mindestens 6 Gründe, warum dieses Fest für mich nur schwer ertragbar ist:

– weil ich noch nie ein Fan von „HANDTASCHEN AUSVERKAUF“, Portemonnaie-Ständen und Rummel-Schießbuden war
– weil meine Nahrungssuche auf der Hauptstr. außer zwei 150m auseinanderliegenden auseinanderliegenden Fladenbrotständen und verrußten Bratwürsten nichts ergeben hat.
– weil Dresden genau DIESE Meile unter dem Motte „Kulturen begegnen auf der Hauptstraße“ auf ihrer Stadtfestseite anpreist.
– weil ich auf Leute verzichten kann, die meinen Spaziergang mit Hund bei der Begegnung mit einer Plaste-Hunde am Stiel vertickenden Gewerbetreibenden mit den Worten kommentieren „Haha, guck mal, der Hund hat Angst“ – oder die an der nächsten Ampel, an der ich warten muss, eben meinen Hund ohne Nachfrage betatschen müssen.
– weil ich ebenso keinen Bock habe, ständig Familienvätern zu begegnen, die in Ermangelung ihrer Karosse und damit der Betätigung ihrer Licht- oder Tonhupe ihre 7jährigen Töchter mit einem in einer kolossalen Bierfahne getränkten „Sachma spinnst Du??“ anschnauzen.
– weil Dresden bei solchen Feierlichkeiten keinerlei Maß beweist. Auch der letzte Zentimeter Elbwiese wird noch zugestellt, aus aller Herren Länder kommt alles herbei, was eine Verkaufsbude oder einen Anhänger hat. Geldverdienen Hauptsache? Oder sind da doch etwa Besucher, die möglicherweise Spaß und Unterhaltung suchen? Irrelevant, Hauptsache der HANDTASCHEN AUSVERKAUF brummt.

Für mich bedeutet „Attraktion“ und „Feiern“ etwas Besonderes. Abwechslung, Anspruch, Anstrengung. Schönes. Genießen. Darin manifestiert sich Kultur. Und nicht im Langos-Stand, der letzte Woche noch ein Stadtviertel weiter stand – das Stadtfest ist doch kein Verschiebebahnhof. Und muss jede Hupfdohle ein eigenes Bühnenprogramm bekommen? Jeder noch so schlecht intonierende Schlageronkel den promilleverseuchten Bierbänklern seine nicht mal fürs MDR-Vollplayback tauglichen ReimDichOderIchFressDich-Lieder entgegenschlagen?

Da sind mir die Kinder einer Neustädter Schule hundertmal lieber, die mit ihren Eltern bei der BRN Jahr für Jahr für einen guten Zweck die leckersten Kuchen kredenzen.

Und was machen die Dresdner? Heulen per Bild-Zeitung und Facebook rum, dass ihnen bei gefühlt 300 Ständen ihre geliebte „Bowleparty“ weggenommen wurde. Och Gottchen.

Ich freue mich aufs Hechtfest.

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Veröffentlicht in Dresden

6 Kommentare

  1. thg thg

    ich war zum Glück nicht da – und habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben.
    Aber auf’s Hechtfest freue ich mich auch. Hoffentlich bei besserem Wetter als im vergangenen Jahr!

    • Ich gebe zu dass ich aus Zeitgründen keinen umfangreicheren Besuch ermöglichen konnte, den ich aber auch spontan nach dieser halben Stunden nicht wirklich mehr ins Auge gefasst habe…
      Gab es solche Projektionen nicht schonmal an Häuserwänden in der Görlitzer?

  2. ck ck

    Auch wenn ich Dir in allen Punkten recht gebe, bedenke doch bitte, dass auch Heinz Wollust und Lieschen Müller mit einfachem Verstande, ein Fest brauchen 😉 . Da kommen sie dann wenigstens nicht auf den Gedanken über andere Dinge nachzudenken. Und ehrlich, bei den Musikfestspielen, BRN oder Hechtfest würden sie doch auch nicht gern gesehen werden. Über die Größe der Veranstaltung, Vermarktung und Niveau brauchen wir nicht zu diskutieren.

  3. Kleiner Erholungstipp: In Batzdorf sind Barockfestspiele, noch bis Sonntag.

    • Vermutlich werde ich Lieschen Müllers niedere Beweggründe sich an einer rußigen Bratwurst und Achim-Mentzel-Liedern zu erfreuen, nie verstehen…
      Und danke an Punctum…ich schaff es nicht da raus diesmal, auch wenn mir die Felder, Obstbäume und die Atmosphäre bei den Aufführungen immer sehr gefallen!

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