8. Aufführungsabend der Sächsischen Staatskapelle
Der letzte Aufführungsabend der laufenden Saison der Sächsischen Staatskapelle bot wieder einmal Gelegenheit, kleiner besetzte Werke, einen jungen Dirigenten und einen Solisten aus den Reihen des Orchesters kennenzulernen.
Erstmalig stand der als Dirigent freischaffend wirkende Niederländer Lawrence Renes am Pult der Kapelle und stellte zunächst mit dem „Requiem“ für Streicher (1957) ein Werk eines der wichtigsten japanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts vor – Toru Takemitsu, der 1996 verstarb. Gleichwohl dürfte das Stück trotz der Bedeutung des Komponisten Neuland für die Zuhörer gewesen sein. Die Aufgabe für die Staatskapelle lag darin, eine fast sprachlos anmutende Klanglichkeit, die immer wieder Verwehungen und Pausen beinhaltete, umzusetzen. Der durchweg verhaltenen, vorsichtigen Lesart fehlte eine Tiefenschärfe – als unkommentiertes Werk zu Beginn hatte es dieses sehr ernste Stück schwer.
Das folgende Cellokonzert Nr. 1 von Camille Saint-Saëns stand in keinerlei Bezug zum Vorhergehenden. Es ist ein typisches Virtuosenkonzert des 19. Jahrhunderts und wird bis heute dank seines Melodiereichtums und einem durchaus sportlichen Charakter gerne von den Cellisten aufgeführt. Simon Kalbhenn, Solocellist in der Kapelle seit 1996 und bestens auch als kammermusikalischer Partner geschätzt, stürzte sich mit reichlich Temperament in die Wogen dieser Partitur. Technich bewältigte Kalbhenn das Stück sehr souverän, doch lag im Vorwärtsdrang der Interpretation einiges Problempotenzial, zumal Renes das Orchester nicht immer ruhig auf den Punkt zusammenbekam. Sehr schön hingegen waren die Ruhepunkte im Allegretto verteilt und Kalbhenn musizierte sämtliche Linien voll aus. Ein zweites Manko wurde in diesem Werk offenbar, was ungewöhnlich für ein Kapellkonzert ist, sich aber dann im abschließenden Schubert-Werk fortsetzte: man mag es auf die Gewitterfeuchtigkeit der Luft an diesem Abend schieben, aber die Intonation der Streicher war in diesem Konzert nicht zum Besten bestellt.
Gustav Mahlers Streichorchesterfassung des bekannten Quartetts d-Moll von Franz Schubert mit dem Beinamen „Der Tod und das Mädchen“ deutete Lawrence Renes ganz und gar sinfonisch – von betulicher Hausmusik im Quartett ist hier nichts mehr zu spüren, dies läßt Schuberts Musik aber auch gar nicht zu. Drängende Tempi, ein dynamisch oft zu offener Klang und leider auch eine gewisse Unruhe im Dirigat sollten wohl das dem Stück innewohnende Drama herauskitzeln. Doch die Untiefen dieses Werkes kamen so eben nicht zur Geltung. Der 2. Satz mit den bekannten Variationen aus dem Klavierlied hastete dahin und den Ecksätzen fehlten scharfe dynamische Kontraste ebenso wie die bei Schubert (selbst auch in dieser auffüllenden Bearbeitung) notwendige Flexibilität in der Themengestaltung.
[Nachtrag vom 23.6.2011]
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