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Erneuerung und Kontinuität

20 Jahre „Sächsische Gesellschaft für Neue Musik“

Die ersten Jahre nach der Wende bedeuteten für viele Menschen intensive Phasen der Neuorientierung. Neben der Suche und Behauptung der Identität stand im kulturellen Bereich im Vordergrund, sich nicht nur in der neuen Gesellschaft wiederzufinden, sondern auch gestaltender Teil dieses Neuen zu sein. So wuchsen und verblühten verschiedene Pflanzen des Aufbruchs, doch manche hatten Bestand und nach wechselvoller Geschichte gilt es heute Jubiläum zu feiern.

Im März 1991 gründeten Dresdner Komponisten, Musiker, Musikwissenschaftler und Dramaturgen die „Sächsische Gesellschaft für Neue Musik“. Nicht nur das Wissen um ähnliche, bereits bestehende Einrichtungen im Westen stand im Focus, sondern vor allem der Willen zur Pflege und Aufführung der in Sachsen entstehenden zeitgenössischen Musik. Impulsgebend waren sicherlich damals die noch jungen „Tage der zeitgenössischen Musik“, anstelle eines Festivals sollte die Gesellschaft aber vor allem gemeinsame Interessen, kreative Ideen und künstlerisch wirkende Persönlichkeiten bündeln. Als eingetragener Verein konnte die SGNM sich fortan im Dresdner Kulturleben verorten.

Ihre Aktivitäten sind dabei so vielgestaltig wie die neue Musik selbst; die Unabhängigkeit der kleinen Gesellschaft in der Kulturszene wurde bewahrt, wenngleich Kooperationspartner wie die Hochschule für Musik oder das Europäische Zentrum der Künste in den heutigen Zeiten nicht nur unabdingbar, sondern auch sehr nützlich erscheinen. So gab es je nach Veranstalter und Konzertkonzept wechselnde Aufführungsorte, auch die Gesellschaft selbst erneuerte sich in den zwanzig Jahren mehrfach. Natürlich ist der Landesname im Titel der Gesellschaft Programm, denn im Freistaat arbeiten schließlich unzählige Komponisten an der künstlerischen Gestaltung unserer Gegenwart, an tönendem Material herrscht also kein Mangel. In der letzten Dekade ist eine Kontinuität zu beobachten: seit 2004 leitet der Komponist Prof. Günter Schwarze die Geschicke; ab 2007 wurde die Konzertreihe „modus vivendi“ entwickelt, in der die Orgel im Blickpunkt neuer Werke steht.

Daneben bildet Kammermusik in gemischten Besetzungen einen Schwerpunkt, jüngst wurde auch ein eigenes Ensemble gegründet. Trotzdem gab und gibt es auch immer wieder Einladungen versierter Instrumentalisten der zeitgenössischen Musik zu Porträt-Konzerten. Das 20jährige Jubiläum der Gesellschaft wird mit einem Orgelkonzert im Rahmen des Tonlagen-Festivals gefeiert. In der Martin-Luther-Kirche, deren frisch restaurierte Jehmlich-Orgel dann exemplarisch für Zeitgenössisches eingeweiht wird, musizieren am 10. Oktober Lydia Weißgerber und Reimund Böhmig (Orgel). Fünf Uraufführungen stehen auf dem Programm, darunter zwei neue Stücke aus dem großen Orgelzyklus „Namen Gottes“ von Jörg Herchet, einem der Gründungsmitglieder der SGNM.

(8.10.11)

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Veröffentlicht in Rezensionen

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