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Endhaltestellenwanderungen Teil VI: Coschütz

Die sechste Wanderung hatte ihren Startpunkt in Coschütz, an der Endhaltestelle der Linie 3. Das ist nun ein Stadtviertel, in dem ich so gut wie nie zu tun habe, um so spannender die Entdeckung..? Hinter der TU kraucht die 3 die Südhänge hinauf, die neue Schleife hinter dem vormaligen Endpunkt Plauen parallel zum Westendring hat schon etwas von einer Bergbahn. Doch bis zum Endpunkt geht es noch etwas höher hinauf: Coschütz liegt idyllisch auf einer Hangplatte, die nach Osten hin vom Kaitzgrund und nach Westen vom Plauenschen Grund steil abgegrenzt wird. Allerdings lassen wir den idyllischen Fichtepark mit seinem Turm auf dem Weg liegen, denn wir wollen ja ganz oben starten.


Hier geht es los: Die Wendeschleife in Coschütz

Im Süden winkt der Windberg als höchste Erhebung, das ist dann schon hinter der Stadtgrenze zu Freital. Diese überschreiten wir heute auch zweimal, denn wir beschließen nicht durchs „Dorf“ zum Hohen Stein und dann hinunter nach Plauen zu laufen (das ist allerdings auch eine wegen Natur und Aussicht lohnenswerte Wanderung), denn da waren wir schon einmal. Wir wollen ja Neues entdecken und wenden uns daher am Achtbeeteweg ostwärts. Am 1. Advent, sonnendurchflutet, liegt das Viertel ruhig da, einige Weihnachtsdekorationen in den Vorgärten nimmt man aufgrund des frühlingshaften Wetters. Am Ende der Straße lugt hinter Bäumen ein massiver DDR-Bürobau hervor, der Klotz gehört zur Feldschlößchen-Brauerei, wo aber heute ebenfalls Ruhe herrscht.


An der Feldschlößchen-Brauerei

Südwärts laufen wir die Cunnersdorfer Str. entlang. Mein uralter Stadtplan versagt an der Stuttgarter Str. den Dienst, die Industriegebiete und deren Erschließung sind wohl im Zuge des A17-Baus entstanden, die Autobahn selbst verläuft unter unseren Füßen im Coschützer Tunnel. Vor uns liegt eine Halde, die zum „Ökologischen Großprojekt Coschütz-Gittersee“ gehört. Beide Viertel waren nämlich Bergbaustandorte, deren Rückstände in den letzten zwanzig Jahren aufgearbeitet wurden. Die Halde, die den Kaitzgrund in zwei Teile zertrennt, ist noch nicht ganz fertig, sie soll (ähnlich wie die am Heller) der Naherholung dienen. So treffen wir auch heute schon auf viele Spaziergänger, am kleinen Teich unterhalb der Halde spielen sogar zwei ältere Damen Karten.


Von der Halde hat man eine tolle Aussicht bis nach Wachwitz und in die Sächsische Schweiz

Wir beschließen, den Kaitzgrund noch etwas nach Süden hinaufzuwandern und können uns anhand eines quer durch den Wald verlegten Industrierohres vorstellen, was für eine Brühe der Bach zu DDR-Zeiten gewesen sein muss – davon ist gottlob nichts mehr zu sehen. Am Ende des Waldes steigt eine Straße mit einem kleinen Wohngebiet neuerer Provenienz hinauf. Oben an der Straßenkreuzung liegen Schienen, ein Prellbock verkündet allerdings das Ende der Strecke: wir stehen an der Windbergbahn, die zwischen Gittersee (hier mehr über Bergbau und Stadtviertel) und Freital kurvig den Berg hinunter verläuft und die eine wichtige Rohle im Kohlebergbau der Region spielte, denn hier, wo wir stehen, verlief die Trasse bis hinauf nach Bannewitz und hatte Anschluss an verschiedene Kohlenmeiler.


Ende im Gelände: Prellbock der Windbergbahn kurz vor Burgk

Am Bahnhof Gittersee, den man von dieser Stelle aus sehen kann, gibt es sogar ein Eisenbahnmuseum und ein Verein kümmert sich um die Bahn, die bald wieder erschlossen sein soll. Oben an der Kreuzung – wir befinden uns hier bereits auf der Freitaler Gemarkung im Stadtteil Burgk – duftet es nach Mittagessen, sollten wir etwa wieder ganz zufällig einen heimeligen Gasthof gefunden haben? So ist es: Die „Hopfenblüte“ liegt verkehrsgünstig an der Kreuzung und lädt zum adventlichen Schmaus ein.


der Gasthof Hopfenblüte, wo schon für die durstigen Kehlen der Bergmänner Gezapftes bereit stand

Anstelle danach die wenig beschauliche Karlsruher Straße hinunter zu laufen, wählen wir noch einen Rundgang durch die am Westhang liegenden Wohngebiete. Es ist schon fast ein Kunstwerk, wie hier kleine Häuser und Gärten in Terrassen angelegt wurden, allerdings dürfte es dramatisch enden, wenn man in seinem Carport neben dem Häuschen mal die Pedale verwechselt… Auf und ab gelangen wir wieder auf Dresdner Gebiet und über die Freitaler Str., die als Einbahnstraße von einigen Autofahrern trotz 30-Schildern offenbar mit einer Carrera-Bahn verwechselt wird nach Coschütz zurück, mitten in den alten Dorfkern, wo noch einige Gutshöfe stehen. Über die Windbergstraße kommen wir zurück zur Straßenbahnhaltestelle und entdecken noch ein Kleinod: da gibt es doch wirklich an der im satten Gelb angestrichenen „Alten Post“ ein nicht ganz so altes, aber dennoch antikes Telefonhäuschen – denn diese Zellen sind ja fast überall schon verschwunden.


Falsch verbunden?

So haben wir in Coschütz-Gittersee-Burgk heute vieles gesehen und wieder gelernt, dass Dresden nicht nur aus Frauenkirche und Semperoper besteht. Bald wenden wir uns der längsten Straßenbahnlinie zu, der Linie 4, die uns nach Laubegast und Weinböhla führt.

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Veröffentlicht in Dresden

2 Kommentare

  1. thg thg

    Schön da oben, ne? Wenn ich aus meinem Fenster blicke, schaue ich auch direkt auf dieses zauberhafte (hust) Brauereigebäude.

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