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Prisma der Szene in Israel

Ensemble Meitar gastierte im „Global Ear“-Konzert

Die „Global Ear“-Konzertreihe, sonst im Societaetstheater beheimatet, zog für ihr aktuelles Projekt in den Veranstaltungssaal der Synagoge Dresden, und das aus gutem Grund – Israel hieß der Zielort der musikalischen Reise. Obwohl kurzfristig anberaumt, war das Konzert am Mittwoch gut besucht. Dirigent Lennart Dohms wies zu Beginn auf die Besonderheiten des Konzertes hin. Terminlich lag das Konzert noch nahe am Dresdner Gedenktag, wies aber in der Spezifik, israelische Komponisten der Gegenwart aufzuführen, in die lebendigen, aktuellen Zeitläufte. Gleichzeitig war mit dem „Ensemble Meitar“ nicht nur ein führendes israelisches Ensemble zu Gast, das Dresdner Ensemble „El Perro Andaluz“ führte ebenfalls ein Werk aus Israel auf, und für ein größer besetztes Ensemblewerk vereinigten sich die beiden Ensembles sogar.

Damit wird eine selbstverständliche, offene Partnerschaft innerhalb der Kunst gelebt, die ausstrahlen sollte. Noch dazu trug das Global-Ear-Konzert dazu bei, dass zumindest ein kleiner Ausschnitt der hierzulande kaum bekannten Neue-Musik-Szene in Israel klingend dokumentiert wurde. Das Wirken des „Vaters“ der zeitgenössischen Musik in Israel, Josef Tal (1910-2008), hat Voraussetzungen geschaffen für eine hochqualifizierte Musikszene.

Die fünf im Konzert präsentierten Stücke stammten von Komponisten unterschiedlicher Generationen, waren aber alle in den letzten vier Jahren entstanden. Hadas Pe’erys „Quartet“ atmete noch den Charakter einer Studie in der Konzentration auf wenige durch die Stimmen wandernde Klangeffekte. Hana Ajashvilis „Colour Games“ untersuchte Bezüge zwischen Farben und Tönen, hier war das Klangspektrum schon ausgeweitet, vieles in diesem Quartett gut ausgehört. Wenig erfuhr man indes über die beteiligten Komponisten, von denen vier auch anwesend waren – Ayal Adler studierte in Jerusalem und Montreal und ist mittlerweile Composer in Residence des Ensembles. Sein Quintett aus dem Jahr 2009 war das vielleicht am schwierigsten zugängliche Werk, da Adler mit vielen unterschiedlichen Ebenen zwischen Statik und Bewegung arbeitet – Disparates steht gleichberechtigt nebeneinander und entfaltet oder zerstört Zusammenhang.

In Eitan Steinbergs „Cosmic Progressions in the Heart II“ rückte schließlich traditionelle jüdische Musik erstmals in den Vordergrund, waren die anderen Werke doch sehr auch von europäischen oder amerikanischen Strömungen geprägt. Steinberg entwickelt mit wenigen Elementen enormen rhythmischen Drive ohne gänzlich in Popularmusik umzuschwenken. Das war spannend mitzuerleben, ebenso wie das Schlussstück „Do Bats eat Cats“ (übrigens durch „Alice im Wunderland“ inspieriert) von Ofer Pelz noch eine humorvolle Nuance in das Konzert brachte – sinnlich und spielerisch wirkten hier die Geräusche, die wahrlich eine klingende Märchenlandschaft hervorbrachten. „Global Ear“ und den israelischen und deutschen Musikern gelang ein erhellendes Prisma durch die „Szene“ der israelischen Musik, dafür dankte auch das Publikum mit offenen Ohren und Applaus.

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