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Spontan und ausgewogen

Werke von Johannes Brahms im 5. Kammerabend der Staatskapelle.

Die laufende Konzertsaison der Sächsischen Staatskapelle bietet für Liebhaber der Musik von Johannes Brahms viele Höhepunkte. In den Orchesterkonzerten sind dies die Sinfonien und Solokonzerte, doch der Brahms-Reigen setzt sich auch in den Kammerabenden fort. Und das ist lobenswert und folgerichtig, denn gewichtige Kammermusikwerke gingen den sinfonischen Werken voraus, bilden gleichsam Herz und Schlüssel zum späteren Orchesterkosmos des Komponisten. Ungewöhnlich groß war das Publikumsinteresse für diesen 4. Kammermusikabend.

Das lag sicher nicht nur an der Popularität der Brahms-Werke, sondern auch an einem besonderen Gast des Abends. Myung-Whun Chung, neuer erster Gastdirigent der Kapelle und soeben mit einem Messiaen-Mahler-Programm im 5. Sinfoniekonzert gefeiert, hatte sich gerne bereiterklärt, den Klavierpart im kompletten Konzert zu übernehmen. Chung ist einer der wenigen Dirigenten, die regelmäßig am Klavier konzertieren. Extravagante Ausflüge sind die Sache Chungs nicht, diese Mitwirkung ist schlicht ein bescheidener, mit Kompetenz und spendabler Musikalität ausgeführter Freundschaftsbeweis.

Nicht unerwähnt bleiben darf ein der Jahreszeit geschuldeter gesundheitlicher Unbill, der auch ein Orchester nicht verschont. So stand das Programm des Kammerabends erst kurzfristig fest, sprang Andreas Kuhlmann an der Bratsche im so benannten „Arabella Quartett“ ein, über das man leider ansonsten uninformiert blieb. Sollte man einer Neugründung eines – mit Peter Bruns am Cello quasi erweiterten staatskapellischen Ensembles (mit Matthias Wollong und Jörg Faßmann, Violine) beigewohnt haben, so war der Einstand gelungen.

Mit dem Trio H-Dur Op. 8 und dem Quintett f-Moll Op. 34 standen zwei Meisterwerke von Johannes Brahms auf dem Programm, die sich selbst genügten und keines Füllmaterials bedurften. Im H-Dur-Trio merkte man im Eingangssatz noch deutlich ein vorsichtiges Abtasten, hielt sich auch Chung am Klavier noch mit selbstbewusster Präsenz zurück. Doch einmal gestartet, verleitete die mehr und mehr spürbare Harmonie untereinander das Ensemble zu einer guten Interpretation, die auf viel Zuhören und maßvollem, differenzierten Spiel beruhte. Einem vor allem von Chung äußerst lässig und natürlich dargebotenen Scherzo folgte das empfindsam ausmusizierte Adagio; fulminant klang dieses stürmische Werk des 20jährigen Brahms aus.

Das nach der Pause musizierten Klavierquintett f-Moll war dieser Leistung ebenbürtig, wenngleich dieses Werk in gewisser Weise in der Klanggestalt erwachsener, seriöser daherkommt. Gut abgestuft waren die verschiedenen Kombinationen im gegenseitigen Zuwurf der Themen in den fünf Instrumenten, besonders das Finale war in der Entwicklung vom ruhigen Beginn bis zum herausbrechenden Furioso gut gezeichnet. Sicherlich lag aus verschiedenen Gründen in diesem Konzert der Schwerpunkt nicht auf einer lange gereiften und völlig durchdachten Interpretation, sondern auf einer spontan entwickelten, dennoch im wissenden Miteinander sich ausgewogenen präsentierenden Kammermusik. Dieses Konzept, vereint mit dem engagiert demonstrierten Können aller Beteiligten, füllte die Musik von Brahms jederzeit mit Leben und Verständnis.

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