Chorus 116 musiziert Mozart und Pärt im Palais
Da staunt man: Rappelvoll war das Palais im Großen Garten am Sonnabend, als der „Chorus 116“ zu einem großen Konzert rief. Zwar ist der ehemalige Kreuzschulchor nach der Wiedergründung 2006 noch recht jung, doch der Enthusiasmus des nunmehr auf etwa 70 Sänger angewachsenen Ensembles, das nach dem Tod seines Leiters Christian Hauschild 2010 von Milko Kersten übernommen wurde, ist ungebrochen und spiegelt sich in chorsinfonischen Konzerten wider, bei denen die Freude am gemeinsamen Musikmachen im Vordergrund steht.
Der Anspruch ist dabei hoch: die Entscheidung für die Aufführung der c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart geht einher mit besonderen Anforderungen an Solisten und Chor. So kurz und überdies unvollendet sich die Messe darstellt, so rätselhaft und an gewissen Stellen revolutionär gibt sie sich musikalisch. Kersten wählte daher eine sinnfällige Deutung des Werkes aus heutiger Sicht und stellte der Messe ein Präludium (Mozarts frühes Divertimento F-Dur) und eine unkonventionelle, aber musikalisch überraschend passende „Vollendung“ mit Werken von Arvo Pärt zur Seite.
Das Philharmonische Kammerorchester war Partner des Chorus 116 und sorgte zunächst für die Eleganz des Mozartschen Klanges, wobei ein packenderer Zugriff im Presto möglich gewesen wäre; allerdings hatten die tieferen Register im Saal auch etwas mit der Intonation zu kämpfen. Die Messe selbst gelang zum großen Erfolg für den Chorus 116 – vielfältige Aufgaben der genauen Themeninterpretation etwa im Kyrie bis zur harmonisch transparent geführten 8-Stimmigkeit im Quoniam erledigte der Chor unter dem mitreißenden Dirigat von Milko Kersten nicht nur aufmerksam, sondern auch mit stetem Willem zur emotionalen Darstellung, die in den Mess-Sätzen unabdingbar ist.
Schön kamen daher die Tempo-Kontraste heraus, frisch wirkte das Gloria, sehr gut kam der Chor auch mit der schwierigen syllabischen Textur des Credo zurecht. Kersten setzte auf eine historisch informierte Darstellung, ohne Chor und Orchester zu überfordern. Somit blieb etwa in der das Gloria abschließenden Fuge die federnde Leichtigkeit der Musik erhalten. Dass manch harmonische Klippe im Chor nicht ganz auf den Punkt gebracht war und die Frauenstimmen im Raum zu sehr dominierten, war verschmerzbar angesichts der großen Gesamtleistung. Das Solistenquartett mit Marie Friederike Schöder, Ewa Zeuner, Peter Diebschlag und Matthias Weichert war weitgehend gut aufgelegt, wenngleich manchmal die natürliche Wärme der Musik zugunsten zu offensichtlicher Bemühung etwas zurücktrat.
Nach dem zuversichtlichen „Hosanna“ im munteren Tempo war der Bruch frappierend: Ein von Arvo Pärt in Klaviertrio-Besetzung zerrbildähnliches Mozart-Gebilde wirkte wie ein ernster Schatten, der das Nachhören ermöglichte, bevor das „Agnus Dei“ aus Pärts „Berliner Messe“ das Konzert beendete. Die Nähe zu Mozart offenbarte sich im klar ausgestellten Tonsatz ohne jegliche überflüssige Ornamentik – diese lapidare, von zarter Schönheit geprägte Klangwelt konnte der Chorus 116 erneut sehr gut darstellen und formte bei den Zuhörern so ein eindrückliches Konzerterlebnis.
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