„Dresdner Kammerorchester“ debütiert in der Kreuzkirche
Seit dem Wochenende gibt es ein neues Orchester in Dresden: das „Dresdner Kammerorchester“ stellte sich am Sonntagnachmittag mit Werken von Carulli, Giuliani und Grieg dem Publikum vor – rund 200 Interessierte fanden den Weg in die Kreuzkirche. Dresden ist mit solchen Ensembles reich ausgestattet, es gibt Kammermusiken der beiden Orchester, die Sinfonietta und zahlreiche Laienensembles, die die Musikszene bereichern. Ein wirklicher Bedarf dafür besteht also nicht, es sei denn man profiliert sich mit besonderem Repertoire oder kreativen Ideen der Darbietung genau in einer Lücke des Konzertgeschehens.
Das war beim ersten Konzert des Ensembles, das sich aus Musikern verschiedener Dresdner Orchester und Hochschulabsolventen zusammensetzt, nicht unbedingt der Fall. Gefällige Klassik in einer sehr kleinen Streicherbesetzung mag zwar Entspannung verheißen, aber mehr war bei der bekannten „Holberg-Suite“ von Edvard Grieg in der mindestmöglichen Streicherbesetzung und mit recht gemäßigten Tempi versehen auch nicht drin. Spiritus Rector ist der Dirigent Wolfgang Rögner, ehemaliger GMD am Theater Erfurt und hernach Leiter am Sorbischen National_Ensemble Bautzen. Er sorgte mit den nur 14 Musikern für eine weitgehend ordentliche, mit klarer Zeichengebung strukturierte Interpretation der Stücke, wenngleich der niedrige Anspruch der Werke kaum eine Bewertung zuläßt.
Die Hauptlast der musikalischen Arbeit lag ohnehin beim Solisten Aniello Desiderio. Der italienische Gitarrist widmete sich gleich zwei Solokonzerten für sein Instrument und stellte mit Werken von Ferdinando Carulli und Mauro Giuliani die Blütezeit der Gitarre in der italienischen Klassik und Frühromantik heraus. Im großen Raum der Kreuzkirche wurde die Gitarre adäquat verstärkt und Desiderio konnte in beiden Stücken – die, dem Geschmack der Zeit verpflichtet, das Orchester zur Bedeutungslosigkeit verdammen – sowohl mit kantablem Spiel als auch souverän beherrschter Technik überzeugen. Dafür erntete er großen Applaus und bedankte sich nach dem Giuliani-Konzert auch mit einer sehr empfunden vorgetragenen Zugabe.
Ein wirklicher Höhepunkt, mit dem vor allem das Orchester hätte glänzen können, fehlte allerdings – zu gleichmäßig war der Schritt der Programmfolge und auch die Moderation (Kristina Nerad) wirkte schlicht überflüssig. Wundern musste man sich über reichlich gesalzene Preise für das Konzert – halten damit die mit den immer gleichen Klassikschmankerln aufwartenden Touristenkonzerte, wie man sie vor allem aus der Prager Szene kennt, Einzug in Dresden? Offenbar ist dies nicht geplant, denn das erste Konzert ist gleichzeitig das einzige in diesem Jahr. Dann allerdings muss man sich fragen, ob das Ensemble nicht zu schnell wieder aus dem Bewusstsein des Publikums verschwunden ist.
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