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Kurz mal abheben und wegfliegen.

Seit dem 24. Mai, dem Release-Konzert ihrer neuen CD Tales of a GrassWidow in Huxleys Neuer Welt in Berlin touren sie quer über das europäische Festland, ganze vier Tage Pause haben sie sich gegönnt. Statt eines fünten Pausentages wurde noch ein Zusatzkonzert in Leipzig gestemmt, und so kam ich auch noch in den Genuss des Konzertes von CocoRosie, nachdem ich Berlin terminlich nicht ermöglichen konnte. Kein bißchen müde wirken Sierra und Bianca Cassady bei ihrem Auftritt im UT Connewitz, das alte Lichtspielhaus sorgt für einen etwas steinernen, trotzdem passenden Rahmen, wenngleich die musikalischen Welten noch etwas andere Bilder hinaufbeschwören, als sie mit den üblichen Bühnenscheinwerfen erzeugbar sind.

Sie sind ein bißchen erwachsen geworden, und das ist gut so und klingt gut. 2007 und 2010 habe ich Cocorosie bereits in Dresden erlebt, das erste Konzert war damals fast noch ein Geheimtipp, die Dresdner Gemeinde überschaubar – „La Maison de mon Reve“ erschien 2004 und ist immer noch ein faszinierendes Debutalbum. Etwas weniger ätherisch und dafür mehr beat- und liedlastig geben sie sich heute, selten einmal greift Bianca in die Saiten vom Flügel oder nutzt das Megafon für einige verzerrte Phrasen. Kinderklavier und Muh-Kuh sind hingegen nicht mehr vertreten, dafür schleicht sich tiefe Melancholie in einigen Liedern ein, brennt sich etwa „Poison“ eindringlich in die Ohren.

Beatboxer TEZ liefert weiterhin die souveräne Grundierung und darf auch Solo begeistern, ansonsten überzeugt die kleine Band mit Bass, Synth, Klavier und Trompete mit Geschlossenheit. Nie jedoch geraten die Stimmen in den Hintergrund: Bianca mit dem unverwechselbaren Knarzen ihres Sprechgesangs, Sierra mit sphärischen Linien. Dazwischen in Zucker getauchter Hiphop, abdrehende kleine Melodiepatterns, hier und da ein flächiges In-den-Rausch-Spielen, pure Schönheit, wenn die beiden nur zum Klavier singen. Dem Gesetz der Regel folgend, geht es 2016 weiter mit dem vierten Konzert. Viel zu lange hin… – die Cassady-Schwestern sind aber längst auch schon mit Ausstellungen, Büchern und Theaterprojekten beschäftigt, so dass ein baldigeres Aufeinandertreffen möglich erscheint.

Fotogalerien vom Konzert gibt es bei flickr und beim fotokombinat.

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Veröffentlicht in Rezensionen

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