Mozart-Abend mit Kristian Bezuidenhout und dem Freiburger Barockorchester in der Frauenkirche
Dass eine Werbeanzeige im Programmheft des Frauenkirchenkonzertes vom Sonnabend den Slogan „Musik für die Augen“ verwendete, bekam angesichts des Dargebotenen einen leicht absurden Geschmack. Denn mit dem Hören hatte man in diesem Konzert so seine Schwierigkeiten. Offenkundig verhieß das Programm – ein reiner Mozart-Abend mit dem Freiburger Barockorchester und dem Pianisten Kristian Bezuidenhout – ein feines Musikerlebnis. Man muss wissen, dass der in Südafrika geborene, in Australien und den USA ausgebildete Bezuidenhout – im letzten Jahr begeisterte er bereits im Recital zu den Musikfestspielen – ein Spezialist des Hammerklavieres ist.
Diese historisch informierte Art des Mozart-Spiels hätte jedoch zwingend in einen anderen Raum gehört. Nur locker gefüllt war das Rund der Frauenkirche, man applaudierte dennoch fleißig und trotz deutlichem Hinweis im Programmheft nach jedem noch so kurzen Satz. Vielleicht wurde damit auch das stetige Bemühen des Orchesters goutiert, Bezuidenhout einen akustischen Boden zu bereiten, wo er möglicherweise doch noch das Ohr des Zuhörers erreichen würde. Es war ehrenwert, aber umsonst. Im Tutti sah man des Pianisten Arme über die Tasten fliegen, das Instrument hat aber keinerlei Resonanzmöglichkeit in einem Kuppelraum.
Ein verkrüppelter Mozart blieb übrig, bei dem man kammermusikalische Dialoge und Solokadenzen als Perlen suchen musste. Dabei hatte sich Bezuidenhout zwei Klavierkonzerte ausgewählt, die keineswegs zu den Selbstläufern unter den Mozart-Konzerten gehören: Das Konzert G-Dur KV 453 ist sehr zurückhaltend und konventionell gearbeitet, während das spätere Konzert Es-Dur KV 482, mit Klarinetten und Pauken besetzt, eine andere, sehr viel kunstvollere Luft zu atmen scheint. Was man in den solistischen Passagen (aber auch dort nur mit sehr viel Aufmerksamkeit) verfolgen konnte, war Bezuidenhouts Kompetenz an diesem Instrument – der Pianist verfügt vor allem über die Fähigkeit, genaue Ausarbeitung nicht zum Manierismus zu überhöhen.
Wenn sich Bezuidenhout Freiheiten in der Themengestaltung nimmt, wird dies durch ein überaus spritziges, lebendiges Spiel in den perlenden Passagen der Konzerte wieder ausgeglichen. Munter und von gegenseitiger Inspiration befruchtet war der Dialog mit dem Freiburger Barockorchester, das im ganzen Konzert keines Dirigenten bedurfte – Anna Katharina Schreiber übernahm diesen Part vom Konzertmeisterpult. Bezuidenhout musste damit „Augen im Rücken“ beweisen, aber das ganze Ensemble musizierte so wach und mitatmend, dass die Vertrauensbasis eben eine gute Interpretation – vom akustischen Unbill abgesehen – schaffen konnte.
Gerahmt wurden die beiden Konzetre von frühen Werken des Meisters: die knappe Ouvertüre „Betulia liberata“ überzeugte ebenso wie die Salzburger Sinfonie g-Moll, KV 183 und zeigte vor allem den jungen, stürmischen, stilistisch sich zwischen Italien und Mannheim orientierenden Komponisten. Schöne Bläsersätze, ein knackiger Hörnerklang und vor allem ein den Charakteristika der Sätze sehr angemessenes, fein abgestuftes Streicherspiel war da zu verfolgen – davon wollten die Zuhörer in der Frauenkirche mehr hören und bekamen auch eine Zugabe. Sollte man noch einmal ein Hammerklavier in die Frauenkirche platzieren, so sollte man die Zuhörer gleich mit in den Altarraum setzen – nur so wäre man dieser feinen Art, Mozart zu interpretieren, wirklich nahegekommen.
(1.7.2013)
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