2009, 2010 und 2013 habe ich bereits über die Ostrale berichtet. Ich werde auch dieses Jahr die Ostrale besuchen, allerdings gibt es zum kompletten Ausstellungsbesuch dieses Jahr einen kleinen Prolog: ich habe bei einer Performance der Ausstellung mitgemacht. 2009 gab es schon einmal eine Mitwirkung meinerseits, bei Rob Sweeres „Silent Sky“ durfte man auf dem Boden liegend den Himmel betrachten. Nicht viel mehr Fähigkeiten bedurfte es in diesem Jahr – zum Liegen kam das Schlafen hinzu.
Su jeong Shin-Goldbach, eine Künstlerin aus Korea, die in Düsseldorf lebt, hat ihre Performance „Good Night“ schon mehrere Male realisiert – es gibt auch ein youtube-Video der Nürnberger Aufführung. Daher wusste ich ungefähr, was mich erwartet und mit „vier Stunden schlafen“ war die Tätigkeit des „Performers“ auch umfassend beschrieben. In Dresden waren acht „Schläfer“ zugegen, neben mir noch sieben Frauen, was aber keinesfalls statistische Aussagen darüber erlaubt, ob die Herren der Schöpfung sich sonnabends lieber im Baumarkt oder beim Fußball aufhalten.
Denn Schlaf ist wertvoll und man kann ihn auf diese Weise auch mit Leidenschaft zelebrieren – Shin-Goldbach sprach vor der Performance von einer Art Tanz, ein choreografisches Objekt also, das sich aus der Wälzerei unserer acht Körper im sorgsam arrangierten schlafsaalähnlichen Bettenquader ergab. Ich bin daher auch auf Fotos und Video gespannt, mein einziges gibt nur das „Danach“ wider.
Schwierig war, die Schlaferei in den Tagesrhythmus einzupassen – ich bin kein Mittags-Nap-Fan und hatte die Nacht davor passenderweise super geschlafen. Nach der kurzen Einweisung ging es zu den Betten und jeder kämpfte mehr oder weniger mit Morpheus Launen. Ich kann nur für mich berichten, ich habe von den vier Stunden etwa zwei fest geschlafen und die anderen zwei mehr im Halbschlaf (Dösen) mit Wahrnehmung des Außen zugebracht, dazu gehörten auch einige kräftig prasselnde Regenschauer, klickende Kameras von Besuchern und deren Schritte sowie hin und wieder einige Wortfetzen. Trotzdem gelang es mir prima, mich darauf nicht zu sehr zu konzentrieren, aber auch nicht das Schlafen als „müssen“ zu empfinden. Auf diese Weise gelang mir eine locker-bewusste Entspannung, zudem fühlte ich mich in Umgebung der anderen Schläferinnen mit gleicher Aufgabe und im großen Raum voller Kunst (eine gewisse Aura ist dem Ostrale-Ort nicht abzusprechen) recht wohl.
Zeit verfloss, ohne dass ich eine rechte Ahnung hatte, wie lange ich nun da lag, ich muss wohl auch kurz vor vier wieder wach geworden sein und nahm dämmernd die Wecker wahr, die alle dabeihatten und die auf 16 Uhr eingestellt waren – nicht dass wir noch dort übernachten… Das Zurückfallen in die Wachheit war dann vielleicht am Ungewöhnlichsten – es standen Besucher im Raum, die uns als „Objekte“ beobachteten beim langsamen Aufstehen, schon vorher hatte ich bemerkt, dass manche auch recht nah an den Betten vorbeigingen um auch zu checken, ob wir wohl „echt“ seien.
Alles in allem hat es Spaß gemacht, es wäre noch einmal interessant, „Good Night“ als unvoreingenommener Besucher zu sehen. Ist es intim, komisch, interessant, Fremden beim Schlafen zuzusehen? Oder sind wir da gar entmenscht, weil wir Teil einer Installation sind? Interessante Fragen bleiben.
p.s. Mein Traum-Blog bleibt heute ohne Fortsetzung. Es war wohl zu aufregend, um intensiver träumen zu können.
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