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Komponieren zur Freude

Porträtkonzert für Manfred Weiss zum 80. Geburtstag an der Musikhochschule

Es gibt nur wenige musikinteressierte Dresdner und noch weniger Dresdner Musiker, die den Komponisten Manfred Weiss nicht kennen – seinen Kompositions- und Theorieunterricht an der Dresdner Musikhochschule haben seit 1959 Generationen von Studenten genossen. Ohne Übertreibung darf man sagen, Manfred Weiss ist ein wichtiger Teil der Dresdner Musikgeschichte im 20. Jahrhundert, denn mit großbesetzen Werken wie auch mit Kammermusik ist Weiss über die Jahrzehnte bis zum heutigen Tag im Musikleben Dresdens präsent – das wissen vor allem die Chöre zu schätzen, denn in den letzten Jahren lag Weiss‘ Augenmerk verstärkt bei der Vokalmusik. Im Februar feierte Manfred Weiss seinen 80. Geburtstag – ein schöner Anlass also, dass das ihm so eng verbundene Institut, die Hochschule für Musik Dresden, dem Komponisten ein Porträtkonzert im Konzertsaal ausrichtete, bei welchem Weiss Publikum und Musiker gleich mit zwei Uraufführungen beschenkte. Die sorgfältig ausgearbeiteten Stücke, aber auch die ruhig vorgetragenen Worte im Gespräch mit Rektor Ekkehard Klemm – selbst ein Kompositionsschüler von Manfred Weiss – zeugen von einem in-sich-Ruhen in der Musik, das von vielfältigen Erfahrungen gespeist ist. Der 1935 in Niesky geborene Komponist berichtete von ersten Erfahrungen mit Instrumentalunterricht nach dem 2. Weltkrieg und gefundenen Partituren auf einem Dachboden, die er auf der Violine nachspielte. Der Entschluss, Komposition zu studieren, führte Manfred Weiss nach Halle (Prof. Hans Stieber) und Berlin, wo er Meisterschüler von Rudolf Wagner-Régeny wurde, um gleich im Anschluss daran die Dozentur in Dresden aufzunehmen. Später erhielt er ebenda eine Professur und war nach der Wende bis 1997 Prorektor der Hochschule. Prägend seien für ihn Begegnungen mit der Musik von Hindemith und Bartók gewesen, in späterer Zeit auch die polnische Avantgarde um Penderecki und Lutoslawski. Zwar waren die Komponisten zu DDR-Zeiten als Kulturschaffende in selbstverständlicherer Weise mit Aufträgen gesegnet als es heute der Fall ist, es war jedoch keine leichte Aufgabe, innerhalb der politischen Umstände die künstlerische Stimme ertönen zu lassen. Aufschlussreich war die Tonbandwiedergabe eines Ausschnittes aus dem Violinkonzert, uraufgeführt 1979 von Ralf-Carsten Brömsel und der Dresdner Philharmonie – wer vor allem die jüngeren Werke des Komponisten kannte, konnte anhand des Gespräches die avancierte Sprache dieses Stückes kennen und verstehen lernen. Manfred Weiss hat sich immer zu seinen großen musikalischen Vorbildern bekannt, Neues nur um des Neuen willen ist ihm fremd. Der bereits in den sechziger Jahren feststehende Entschluss einer aus christlicher Weltanschauung heraus entstehenden Musik und die fast im Nebensatz im Gespräch fallende Bemerkung „Musik zu schreiben, die mir Freude macht, die mich weiterbringt“ beschreiben den Ethos, dem sich Weiss verpflichtet. Im zweiten Teil der Veranstaltung erklangen kammermusikalische Werke: Prof. Annette Unger spielte die Uraufführung einer Fantasie für Violine Solo, ein Stück mit melancholischen Schwerpunkten, das Nachdenken in Musik und über Musik zum Thema haben könnte. Nach „Vier kleinen Stücken“ für Violine und Harfe und dem „Feierlichen Hymnus und Tanzlied“ in der ungewöhnlichen Besetzung für Bassposaune, Harfe und Schlagzeug traten kleine, aphoristische Formen in den Duetten für 2 Violinen hervor. Dass Weiss nahezu für jedes Instrument nicht nur gut spielbare, sondern auch klangfarblich abwechslungsreiche Stücke erfindet, zeigte die Uraufführung des „Quintetto Spirito“ für Blechbläserquintett. Hartmut Flath, Ludwig Kowollik, Sebastian Fischer, Jörg Withulz und Burkhard Swaboda brachten das neue Werk zu lebendigster Entfaltung. Vom Autor dieser Zeilen ergehen an Manfred Weiss herzliche Glückwünsche und ebenso neugierig, wie der fleißige Konzertbesucher Weiss die neuen Werke der Kollegen aufnimmt, sind wir auf die nächsten Kompositionen von ihm.

* Zum 80. Geburtstag von Manfred Weiss hat die Sächsische Landesbibliothek, die viele Autographen des Komponisten archiviert hat, eine Spezialseite geschaltet.

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