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Mit Erfahrung und schlichter Noblesse

Debut des „Dresdner Oktetts“ im 8. Kammerabend der Staatskapelle Dresden

Einen großen Atem brauchte, wer am Dienstagabend den 8. Kammerabend der Staatskapelle Dresden in der Semperoper besuchte. Dabei standen nur zwei Werke von Ludwig van Beethoven und Franz Schubert auf dem Programm, doch mit deren jeweils sechssätzigem Septett und Oktett, die überdies in enger Verbindung stehen, war eine Konzertlänge außerordentlich ausgefüllt. Der Publikumszuspruch war für einen Kammerabend ungewöhnlich groß, und damit bescherten die Zuhörer dem Dresdner Oktett, einem in diesem Jahr neu gegründeten festen Kapellensemble, eine schöne Atmosphäre zum Debutkonzert.

Das Ensemble besteht mit Matthias Wollong und Jörg Faßmann (Violine), Sebastian Herberg (Viola), Norbert Anger (Cello), Andreas Wylezol (Kontrabass), Wolfram Große (Klarinette), Joachim Hans (Fagott) und Robert Langbein (Horn) ausschließlich aus Konzertmeistern der Sächsischen Staatskapelle. Es wäre überflüssig, den „großen Atem“ noch einmal aufzugreifen, denn genau das beherrschen diese hervorragenden Musiker wie kaum andere: Charakter und Form eines Werkes schnell zu erfassen und gemeinsam mit anderen im stetigen Neu-aufeinander-einlassen große Musik zu erschaffen ist ihr täglich Brot. Doch keineswegs wurden die beiden bedeutenden Kammermusikwerke unterschätzt, im Gegenteil. Jeder der acht Musiker brachte hörbar seine eigenen Erfahrungen, sein Temperament und den indididuellen Tonfall ein, ohne das gesamte Gerüst zu gefährden. Die gemischte Besetzung aus Bläsern und Streichern geriet für beide Komponisten gleichermaßen inspirierend.

Beethoven bevorzugte im Septett einen leichten, dem klassischen Divertimento nahen Tonfall. Als würden die sieben Musiker Beethoven – der sein Werk später nicht sonderlich mochte – widersprechen wollen, so frisch wirkte die Interpretation mit bukolischem Menuett, ausgekostetem Variationensatz und einem zupackend angegangenen Finalsatz-Presto. Noch stärker als in diesem Werk kommt es in Franz Schuberts Oktett auf Nuancen an, auf eine gemeinsam zu findende Klangfarbe und Richtung der Musik. Das gelang sensationell gut im Adagio und im überaus farbigen, in den Instrumentenkonstellationen abwechselnden „Thema mit 7 Variationen“. Vielleicht geriet das Menuetto als retardierendes Moment vor dem mit Tremoli dramatisierend anhebenden Finale mit Absicht im Ton konventioneller.

Auch der erste Satz war von schlichter Noblesse bestimmt, was aber eben für den großen Atem bei Schubert wichtig ist – das permanente Tangieren des Äußersten würde dem Werk mehr schaden als die hier erlebte Betonung einer Zurücknahme, die viel Transparenz und wunderbare Linienführung ermöglichte. Immer wieder konnten Violine, Bratsche, Cello und Horn dabei solistische Akzente setzen und schon nach Beethovens Septett brandete großer Beifall auf. Auf die weiteren Konzerte, die, so Kontrabassist Andreas Wylezol, dann auch das Repertoire stetig erweitern und das Oktett auch in kleineren Besetzungen vorstellen wird, darf man also gespannt sein.

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