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Schwelgen mit Beethoven und Rimski-Korsakow

„Philharmonische Weihnachten“ im Albertinum

Traditionell ist die Dresdner Philharmonie an den Weihnachtsfeiertagen nicht nur mit Tannenbaum und Gänsebraten beschäftigt. An zwei Abenden wechselt sie wieder in Kleid und Frack, um den Dresdner Zuhörern „Philharmonische Weihnachten“ zu bescheren. Und wie bei einigen Rezensionen bis Ende April 2017 zu vermerken sein wird, war auch dies ein letztmalig im Albertinum stattfindendes Konzert.Mit zwei auf der Bühne eher unauffällig platzierten Weihnachtsbäumen, die im Maß kaum zum riesigen Lichthof passten, wurde dezent darauf hingewiesen, dass es sich um ein besonderes Konzert handelte.

Vom Programm her hatte Chefdirigent Michael Sanderling keine allzu schwere Kost ausgewählt, allerdings auch einen direkten Weihnachtsbezug vermieden. Eher reihte sich das Konzert in die Tradition ein, auch literarisch an diesen Tagen den Märchen, Sagen und Mythen den Vorrang zu geben. Damit hatte zwar der junge Ludwig van Beethoven eher wenig am Hut, doch es braucht nicht viel Phantasie, um seinem sinfonischen Erstling, der Sinfonie C-Dur Opus 21 eine Theatralik angedeihen zu lassen. Das geschieht gleich mit der „Vorhang auf!“-Geste des ersten Akkordes der Einleitung und im Folgenden wird ein derart bunter und sogleich eigensinniger sinfonischer Reigen aufgeblättert, dass Haydn und Mozart hier nicht nur genüsslich Pate standen, sondern sogleich die Emanzipation von den großen Kollegen spürbar ist. Michael Sanderling – sein Beethoven/Schostakowitsch-CD-Projekt harrt der Fortsetzung, indes einige der Sinfonien bereits wieder im Konzert erklungen sind – nahm das Stück in der von ihm bereits bekannten frischen, zupackenden Beethoven-Lesart.

Nicht ganz einig waren sich die Philharmoniker im Tempo mancher Notenwerte vor allem in Übergängen – da flog manches auseinander, und die von Sanderling eigentlich klar vorgegebenen, im Trio des 3. Satzes sehr schnellen Tempi hätten vereinheitlicht gespielt werden können. In der insgesamt schön flüssigen Interpretation fiel daher an ganz wenigen Stellen die notwendige rhythmische Konturierung einer gewissen weihnachtlichen Lässigkeit zum Opfer. Und genau von dieser Lässigkeit hätte es eigentlich bei Nikolai Rimski-Korsakows „Scheherazade“ etwas mehr gebraucht, um ins emotionsgeladene Schwelgen zu geraten.

Allerdings ist die sinfonische Suite nach den Märchen aus „1001 Nacht“ anspruchsvoll instrumentiert und Sanderling ließ hier eher in den langsameren Passagen locker, während Steigerungen und Tutti mehr mit kontrollierender Hand vollzogen wurden. Wunderbar fügte Konzertmeisterin Heike Janicke ihre umfangreichen Soli in den Satz ein, auch viele Bläsersoli klangen hervorragend. Die Sängerin und Moderatorin Carolin Masur las zwischen den Sätzen der Suite Auszüge aus den Erzählungen. Das war eine nette dramaturgische Idee, die aber bereits vom Komponisten nicht vorgesehen wurde, da die Suite nur ein gewisses „Flair“ ausbreitet, man aber Handlung und Musik an keiner Stelle zusammenbekommt. Dieser Lesehilfe, die visuell im Irgendwo mitten unter den Musikern auf der Bühne von Carolin Masur nicht wirklich mit Finesse umgesetzt wurde, hätte es kaum bedurft.

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