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Sorgsam den Ausdruck erforschen

„namesErased“ – Kompositionen von Reiko Füting auf CD

Der Name Reiko Füting wird bei einigen Dresdner Konzertbesuchern Erinnerungen wecken – der 1970 in Königs Wusterhausen geborene Komponist hat in den 90-er Jahren an der Dresdner Musikhochschule seine Ausbildung genossen und diese sehr bald in den USA fortgesetzt, wo er heute noch lebt und an der renommierten Manhattan School of Music in New York eine Professur für Theorie und Komposition innehat. Musikalisch hat er jedoch immer wieder Spuren in Dresden hinterlassen und für hiesige Ensembles und Chöre neue Werke komponiert, zuletzt etwa „höhen – stufen“, 2014 von der Singakademie aufgeführt.

Jetzt ist unter dem Namen „Names erased“ eine CD mit Solowerken, Kammermusik und Vokalwerken beim Label New Focus Recordings erschienen. Herausragend in ihrer Konzentration wirken die Interpretationen der versierten Instrumentalisten, die nahezu alle von renommierten Neue-Musik-Ensembles aus New York stammen. Wenn Füting selbst über seine Absicht zu schreiben sagt, er möchte „Erfahrungen von Form – Zeit – Raum“ im Komponieren verwirklichen, so ist diese CD besonders dazu geeignet, sich mit diesen Themen hörend auseinanderzusetzen und dabei Füting als sehr klangsinnlichen, aber eben auch formbedachten Tonschöpfer kennenzulernen.

Vielen der eher in kleineren Zeit-Formen geschriebenen und auf der CD auch mit kurzen Solo-Vokalsätzen verschränkten Stücke merkt man ein suchendes Vortasten an. Da werden Töne und Harmonien etwa im namengebenden „Names erased“ für Cello Solo sorgsam erkundet, ihr Ausdruckspotenzial erforscht, bevor man sich auf die Reise zum nächsten Ton oder Ausdrucksraum gibt. Eine solche Herangehensweise schafft viel Ruhe und so sind wenige aktionsgeladene Passagen der Musik (etwa in „tanz.tanz“ für Violine Solo) schon fast überraschend, wirken aber ebenso behutsam in den Kontext gesetzt. Wenn Füting sich im letzten Stück der CD „…und ich bin dein Spiegel“ dann mit Texten und Gedanken der Mechthild von Magdeburg aus dem 13. Jahrhundert befasst, erscheint die Zeit nicht mehr existent oder relevant: die Worte liegen im Fluss der Musik.

* Reiko Füting: Names Erased, Solo Chamber Vocal Instrumental Works, 2015, newfocusrecordings.com

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