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Ergeben, erlegen.

Die Saxophonistin Asya Fateyeva begeistert bei der Dresdner Philharmonie

Ein voller Kulturpalast-Saal, eine gut aufgelegte Dresdner Philharmonie, zwei Dresdner Debüts und vier spannende, eher wenig bekannte Werke auf dem Programm. Das wäre ja fast ein Samstagabend nach Maß! Tatsächlich ist Musik nur bis zu einem gewissen Grade planbar, und das Genusserlebnis des Hörens erliegt natürlich feinen Nuancierungen. Immer willkommen ist jedoch das Neue, Frische, Unverbrauchte, und genau solch ein Eindruck stellte sich beim ersten Werk des Abends ein, das zwar schon 38 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch wie ein leichter Aperitif wirkt: Leonard Bernsteins „Divertimento“ für Orchester verbreitet einfach gute Laune, und das auf geistvolle und augenzwinkernde Art, eine Haltung übrigens, die sich an diesem Abend noch mehrfach von der Bühne her äußerte. Erstmalig am Pult der Dresdner Philharmonie stand der Taiwanese Tung-Chieh Chuang, der durch seine freundlich-agile Art nicht nur das Orchester, sondern auch die Zuhörer sofort für sich einnahm. Und bei allem vom Komponisten bestens in Szene gesetztem Bar-Feeling förderte Chuang ein Gespür für die Details und für das freie Spielen ebenso wie er pointierte Attacken setzte.

Mit Asya Fateyeva betrat dann eine Solistin die Bühne, die dieses zutiefst musikantische Spiel nicht nur fortsetzte, sondern diesem noch die Ebene des Magischen hinzufügte. Und das liegt nicht nur am Instrument selbst, das immer noch viel zu selten im Konzertsaal erklingt und daher in der Verschmelzung mit dem Orchester wie auch im solistischen Spiel ein besonderes Erlebnis darstellt. Die 28-jährige, aus der Ukraine stammende Fateyeva spielte mit einer Natürlichkeit, bei der sich jeder Gedanke des Darstellenwollens oder des interpretatorischen Zeigefingers sofort verabschiedet. Und so sinkt man dahin – im 1. Satz von Jacques Iberts „Concertino da camera“ ließ man sich in den Strudel des ziemlich rasant angeschlagenen Tempos gerne mitnehmen, wobei Chuang und Fateyeva in dieser kleinen Höllenfahrt im Zusammenspiel ein Weilchen ihre dynamische Balance suchten, die aber schnell gefunden war und über die Prägnanz führte. Ab hier schwebte dieses kleine, aber in seinen rhythmischen Verschlingungen gefährlich anspruchsvolle Werk nahezu über dem Kulturpalastparkett und Fateyeva betörte ein ums andere Mal mit schlanken Koloraturen, ließ aber vor allem ihr Altsaxophon singen, singen, singen.

Das saß und freute das Auditorium schon zur Pause außerordentlich, doch Fateyeva kehrte danach zurück und spielte noch ein barockes Konzert, eine Bearbeitung des Cembalokonzertes f-Moll von Johann Sebastian Bach, das wiederum eigentlich ein Violinkonzert war und daher auch von einem Melodieinstrument spielbar ist. Endgültig erliegt man nun ihrem Sopransaxophonspiel, das Bach derart veredelte, dass man sich wunderte, warum die Vorfahren von Adolphe Sax nicht den Thomaskantor nicht gleich auf dieses tolle Instrument hingewiesen haben. Chuang hielt sich mit den kammermusikalisch agierenden Philharmonikern hier gut zurück, man hätte sich sogar das Cembalo weggewünscht, das quasi im Hintergrund fleißig harmonische Geschenke einpackte. Aber Weihnachten ist noch nicht, und Barockmusik braucht Generalbass. Claude Debussys „Syrinx“ (im Original für Querflöte)  gab Asya Fateyeva ohrenerwärmend sanft als Zugabe – hoffentlich erlebt man sie bald erneut in philharmonischen Konzerten! Auch Dirigent Chuang dürfte, gemessen am großen Applaus nach dem Schlussstück, ein gern wiedergesehener Gast sein. Und selbiges, man glaubt es kaum, erklang gar zum ersten Mal überhaupt bei der Dresdner Philharmonie: Francis Poulencs „Sinfonietta“ aus dem Jahr 1947 ist ein galantes Werk, das mozarteske Leichtigkeit mit französischem Charme verbindet. Chuang fand auch hier die Verbindung von Kurzweil und dezidiertem Zugriff, so dass die Orchestergruppen und Soli frisch und spielerisch apart klangen, bevor Chuang mit der volltönenden, aber ebenfalls augenzwinkernden Passage am Partiturende diesen launig-beschwingten Abend im Kulturpalast beschloss.

Foto (c) Gregor Hohenberg

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