Gestern hat die Semperoper Dresden das Programm der Spielzeit 2019/2020 vorgestellt. In der zweiten Spielzeit unter der Intendanz von Peter Theiler präsentiert die Semperoper Dresden 33 Repertoirestücke und elf Premieren in den Sparten Oper und Ballett. Sieben große Opernneuproduktionen, zwei Premieren in Semper Zwei und zwei Ballettpremieren, darunter vier Dresdner Erstaufführungen, erwarten in der kommenden Spielzeit das Publikum.
Den Premierenauftakt bildet Gioachino Rossinis Dramma giocoso »Il viaggio a Reims/Die Reise nach Reims«, deren Handlung Regisseurin Laura Scozzi zeitgemäß in das heutige Europa-Parlament verlegt. Calixto Bieito, dessen vielbeachtete »Moses und Aron«-Inszenierung im vergangenen Jahr die Intendanz Peter Theilers eröffnete, inszeniert György Ligetis abgründig bizarres Weltuntergangsszenario »Le Grand Macabre«, das unter der musikalischen Leitung des Ersten Gastdirigenten der Semperoper, Omer Meir Wellber, zur Aufführung kommt. Die Koproduktion mit dem Teatro Real Madrid wird nach der Dresdner Premiere in Spanien zu sehen sein. »Die Großherzogin von Gerolstein«, Jacques Offenbachs als Opéra-buffe komponierte Satire auf politisch kleingeistige Großmachtvorstellungen, bereichert in Josef E. Köpplingers Inszenierung als hochkarätig besetzte Operette den Spielplan. Die Partie der die Soldaten allzu sehr liebenden Fürstin wird Anne Schwanewilms singen, die musikalische Leitung hat Jonathan Darlington. Giacomo Puccinis Oper »Madama Butterfly« folgt in einer Koproduktion mit der Tokyo Nikkai Opera-Foundation und Det Kongelige Teater, Kopenhagen. In der Inszenierung von Amon Miyamoto singen unter der musikalischen Leitung von Lorenzo Viotti unter anderem Hrachuhí Bassénz als Cio-Cio-San und Christa Mayer als Suzuki sowie Freddie de Tommaso als B.F. Pinkerton. Für die Kostüme zeichnet der japanische Designer Kenzō Takada, Gründer des Mode-Lables Kenzo, verantwortlich. Für die Uraufführung von Torsten Raschs im Auftrag der Semperoper für großes Orchester komponiertem musikalischen Kammerspiel »Die andere Frau« wird der Zuschauerraum zur Projektionsfläche: Regisseur Immo Karaman zwingt mit veränderter Raumpositionierung zum physischen Perspektivenwechsel. Das Libretto des Schriftstellers Helmut Krausser umfasst frühe babylonische Textfragmente, die, in die Komposition einbezogen, von der iranischen Sängerin Sussan Deyhim interpretiert werden.
Zwei in Koproduktion mit den Osterfestspielen Salzburg entstandene Neuproduktionen feiern unter der musikalischen Leitung Christian Thielemanns in Dresden Premiere. Zur Dresdner »Don Carlo«-Premiere in der Neuinszenierung von Regisseurin Vera Nemirova wird erstmalig Anna Netrebko die Partie der Elisabetta auf einer Opernbühne singen. Neben ihr interpretieren der aserbaidschanische Tenor Yusif Eyvazov die Titelpartie und der russische Bassist Ildar Abdrazakov die Partie des Filippo II. Im Auftrag der Osterfestspiele Salzburg und der Semperoper Dresden komponiert Manfred Trojahn einen Prolog, der die vieraktige italienische Fassung ergänzt. Als Koproduktion mit den Osterfestspielen Salzburg, dem Tokyo Bunka Kaikan und dem New National Theatre, Tokyo kommt in einer Neuinszenierung von Jens-Daniel Herzog Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« unter anderem mit Georg Zeppenfeld, Adrian Eröd und Klaus Florian Vogt zur Premiere.
In Semper Zwei sind unter der Leitung von Petr Popelka die Kammeroper »Der goldene Drache« von Peter Eötvös in der Inszenierung von Barbora Horáková Joly, musiziert von Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle in Dresden, und Mischa Spolianskys »Wie werde ich reich und glücklich?« in der Inszenierung von Manfred Weiß unter der Leitung von Max Renne erstmalig zu erleben.
Mit »Iphigenie auf Tauris« wird das Semperoper Ballett erstmals eine Choreografie von Pina Bausch aufführen. Zum ersten Mal wird diese Tanzoper von der Pina Bausch Foundation einem Ensemble außerhalb des Tanztheater Wuppertal zur Aufführung anvertraut. Am Pult der Sächsischen Staatskapelle gibt Jonathan Darlington sein Dirigentendebüt mit dem Semperoper Ballett.
Im Ballettabend »Vier letzte Lieder« erwartet das Publikum eine besondere Uraufführung: 70 Jahre nach dem Tod von Richard Strauss sind seine Werke nun auch für den Tanz verfügbar, so dass erstmals in der Semperoper die titelgebenden »Vier letzten Lieder« choreografiert werden. David Dawson wird Strauss’ künstlerisches Vermächtnis in Tanz übersetzen. Ergänzt wird der Ballettabend durch George Balanchines Choreografie »Strawinsky Violinkonzert« aus dem Jahr 1972 und »Kleines Requiem« aus dem Jahr 1996 des Niederländers Hans van Manen nach Musik von Henryk Mikołaj Górecki. Der Abend findet statt unter der musikalischen Leitung des Ersten Gastdirigenten der Semperoper, Omer Meir Wellber, der ebenfalls erstmals mit dem Semperoper Ballett zusammenarbeiten wird.
In der Spielzeitvorstellung wurde außerdem bekanntgegeben, dass der Vertrag von Ballettdirektor Aaron S. Watkin bis 2023 verlängert wurde.
Die Bedeutung des historischen Themas »30 Jahre friedliche Revolution« würdigend, bieten die Sächsischen Staatstheater außerdem eine Reihe von Sonderveranstaltungen an. In der Semperoper Dresden ist unter anderem am 11. Oktober 2019 noch einmal die Festaufführung von Ludwig van Beethovens »Fidelio« in der Inszenierung nach Christine Mielitz zu erleben.
In der grafischen Gestaltung von Spielzeitheft und Plakaten arbeitet die Semperoper in der kommenden Spielzeit mit dem Maler Gerhard Richter zusammen.
Das Programm 2019/2020 steht bereits auf der Website der Semperoper online, das Spielzeitheft läßt sich via issuu durchblättern.
Der Ticket-Vorverkauf beginnt am 13. März 2019 um 10 Uhr.
Foto (c) Alexander Keuk, v.l.n.r.: Peter Theiler, Christian Thielemann, Johann Casimir Eule
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