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Beschwingtes Debüt

 

Duo Dopico veröffentlicht Debüt-CD

Kennengelernt haben sich die Violinistin Nora Scheidig und die Pianistin Cristina Allés Dopico beim Studium an der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“. Den ersten musikalischen Begegnungen – u. a. auch konzertant mit Beethovens „Tripelkonzert“ mit dem TU Sinfonieorchester – folgte bald die Erkenntnis, dass die berühmte musikalische Chemie so stimmig war, dass die beiden Lust auf ein eigenes Ensemble bekamen. Und dies gestaltete sich recht schnell so ernsthaft, dass es mehr war als eine bloße Nebenbei-Kammermusik, in der Interpretation großer Kammermusikwerke wie etwa der 1. Violinsonate von Robert Schumann suchen die beiden auch durchaus die Herausforderung, verrieten sie im Gespräch.

Die erste CD des „Duo Dopico“

„Kammermusik ist für mich ein ganz wichtiges Ausdrucksmittel“, so Nora Scheidig, „gerade diese interpretatorische Reibung, die unterschiedlichen Ansichten sind doch das Spannende in so einer Duoarbeit.“ – Vor drei Jahren haben sich die beiden als „Duo Dopico“ gegründet und sich vorgenommen, richtig durchzustarten. In der Region sind sie nun schon einige Male aufgetreten und haben etwa im Coselpalais Dresden und auch bei mehreren Festivals erfolgreich musiziert. Als Profilierung – Geige und Klavier ist ja so ungewöhnlich als Formation nicht, und an zu spielender Literatur gibt es wahrlich genug – nennen die beiden vor allem die Entdeckung unentdeckter Perlen der Kammermusikliteratur, die sie aber durchaus großen, bekannten Werken gegenüberstellen wollen. Genau das ist ihnen auch mit ihrer ersten CD gelungen, die überdies kaum treffender die Persönlichkeiten der beiden Musikerinnen vereint.

Denn Cristina Allés Dopico ist Spanierin, sie stammt aus Palma de Mallorca, lebt aber schon lange in Dresden und ist nun nach dem Abschluss des Studiums als Lehrbeauftragte für Klavier und Korrepetition tätig. Aus ihrer Heimat sind zwei Stücke auf der neuen CD vertreten – die 1. Violinsonate des aus Andalusien stammenden Komponisten Joaquin Turina (1882-1949) und die „Suite populaire espagnole“ des hierzulande vor allem durch seine Ballettmsiken bekannten Manuel de Falla (1876-1946). Damit erhält die erste Aufnahme des Duo Dopico einen unzweifelhaft folkloristischen Touch, aber der ist in dieser Interpretation auch unwiderstehlich, weil die beiden Musikerinnen Feuer und Flamme für die spanischen Werke abbrennen ohne dass irgendwo die Pferde komplett durchgehen. Das ist eigentlich auch eine sehr schöne Hommage an den der Musik innewohnenden Flamenco, der ja bei aller Dramatik immer einen sehr seriösen darstellenden Stil wahrt.

Frappierend einleuchtend wirkt dann die Gegenüberstellung dieses südspanischen Flairs mit Werken von Clara und Robert Schumann, die in sich auch noch einmal ein familiäres, gar amouröses Künstlergespräch bilden. Allein die poetische Sprache ist nun in einer anderen, weniger rhythmischen Qualiät gehalten, dafür in den Linien von Nora Scheidigs Violine fein austariert. Gerade aber Fragen des Temperamentes in der Musik sind hier spannend beantwortet, man merkt immer wieder, etwa in den Tänzen der „Suite populaire espagnole“, wie Cristina Allés Dopico mal die Führung leidenschaftlich übernimmt, dann ist es wieder Nora Scheidig, die die großbögigen spanischen Melodien selbstbewusst mit der hier durchaus nötigen kleinen Übertreibung in Angriff nimmt, im Hintergrund nun sanft vom Klavier begleitet.

Nach dem Genuss der CD, die schlicht auch „Duo Dopico“ heißt, fühlt man sich angenehm beschwingt und mit frischen Interpretationen ausgestattet, so dass eigentlich nur noch eins fehlt: den beiden Musikerinnen auch einmal live zuzuhören. Genau dies ist auch das, was Cristina Allés Dopico und Nora Scheidig im Gespräch als größtes Defizit in der Pandemiezeit benennen: der Kontakt zum Publikum, die Möglichkeit wieder in der Live-Energie ein gemeinsames, kaum online nachahmbares Erlebnis entstehen zu lassen. Immerhin, so das Duo, seien in der Zweisamkeit des Ensembles Treffen und Proben möglich, und das haben beide auch genutzt, um nicht nur im Duospiel zu wachsen und die nächsten Projekte auszuhecken, sondern schlicht auch um ihre Freundschaft zu pflegen und über das gemeinsame Musizieren sich eine positive Ausstrahlung zu bewahren, die sich hoffentlich bald auch wieder einem großen Publikum mitteilt. Einstweilen darf man an der Aufnahme seine helle Freude haben.

  • CD „Duo Dopico“, Werke von Turina, de Falla Clara und Robert Schumann
    Nora Scheidig (Violine), Cristina Allés Dopico (Klavier) Label Vespree (2020), erhältlich im Versandhandel, direkt beim Ensemble und in Dresden u. a. bei Sweetwater
  • nächster Konzerttermin geplant: Frühlingskonzert auf Gut Gamig (Dohna), Sonnabend 8.5.2021, 18 Uhr
  • https://www.duo-dopico.de/

Foto (c) Anne Hornemann

 


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Veröffentlicht in Features Rezensionen

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