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Heimspiel

Eine neue CD der Oboistin Céline Moinet

Die neue CD von Céline Moinet

Vor rund zehn Jahren veröffentlichte Céline Moinet ihre erste CD, es war eine Solo-CD, was für ein Debütalbum immer eine mutige Entscheidung darstellt. Man hat das Gefühl, die Oboistin Céline Moinet hat sich auch bei ihren folgenden Aufnahmen nicht von irgendwelchen Moden leiten lassen, sondern schlicht von Musik, die die schönsten Töne auf ihrer Oboe hervorzubringen vermag. „Klang zuerst“ könnte also ein geheimes Motto von Moinets Oboenspiel sein, aber dafür braucht es ja immer auch ein erfahrenes Können, eine Virtuosität gerade auch im Umgang mit Nuancen und auch ein stilsicheres Spiel.

Das allerdings – nach einer weiteren CD im Duo mit einer Harfe sowie einer reinen Schumann-CD – steht nun außer Frage, denn mit dem französischen Repertoire der gerade erschienenen Aufnahme mit dem sehr passenden Titel „Lumière“ – „Licht“ widmet sich Moinet Kompositionen, die sie seit ihrer Kindheit kennt und spielt. So schön die Werke auch klingen – zur Zeit ihrer Entstehung waren es beinahe Pioniertaten, denn das 19. Jahrhundert hatte die Oboe als Soloinstrument schmählich vernachlässigt. Doch gerade die französischen Komponisten entdeckten – auch durch permanente Weiterentwicklung der Instrumente und die Fähigkeiten der Virtuosen – welche Potentiale in der Bläsermusik steckten. Erst im Jahr seines Todes 1921 etwa schrieb Camille Saint-Saëns drei Bläser-Sonaten und auch Francis Poulencs Oboensonate ist ein Spätwerk, wobei Poulenc für das Instrument ungeheuer intensive Klangfarben findet und in eine Ausdruckstiefe dringt, die Moinet alles abverlangt – ein Höhepunkt gleich zu Beginn der CD.

Entspannen kann man sich allerdings beim folgenden Bläsertrio von Poulenc, denn hier tritt der Aspekt der Leichtigkeit zu Tage, den Moinet auch bei der Aufnahme schätzte. Mit Florian Uhlig (Klavier) und Sophie Dervaux (Fagott) treten hier Freunde der Oboistin hinzu (und fantastische Solisten sind sie natürlich ebenso!), die quasi ein „sorgenfreies“ Spiel ermöglichen. Das Zuwerfen der Bälle im besten kammermusikalischen Sinne macht hier auch große Freude beim Zuhören, vor allem, da die Stücke auch nie in der Interpretation glatt sind, sondern sich Witz und Charakter bewahren. Das gilt auch für „Le Tombeau de Couperin“, der in der Orchesterfassung sehr bekannten Suite von Maurice Ravel, hier ebenfalls in einer Bearbeitung für Oboe und Klavier. Nach dem fünften Satz weiß man sich eigentlich durch die bekannten Klänge im Ohr am Ende des Stücks, doch Moinet wählte eine Bearbeitung, die auch die „Toccata“, den sechsten Satz, der nur in der Klavierfassung existiert, enthält.

Von außerordentlicher, eben „lichter“ Wärme und toller Linienführung geprägt ist auch die Rhapsodie für Englisch-Horn und Klavier von Claude Debussy, im Original komponierte Debussy das Stück für Altsaxofon. Und schließlich findet sich noch ein Satz aus dem Klaviertrio des 18-jährigen Claude Debussy auf der mit Musik vollgepackten Aufnahme (87 Minuten Spielzeit), diesmal griffen Dervaux und Moinet gleich zum Arrangierbleistift, um auch dieses Kleinod für die Bläsertriobesetzung spielbar zu machen. Mit Erfolg – wahrlich eine CD für leichte Frühlingstage, wobei Moinets Ausdrucksbreite auf dem Instrument aber eben auch die ernsten Töne der Oboe toll zu fassen vermag.

  • „Lumière“, Céline Moinet (Oboe), Sophie Dervaux (Fagott), Florian Uhlig (Klavier)
    Musik von Poulenc, Saint-Saëns, Ravel und Debussy (Berlin Classics, erschienen am 25. März 2022)

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Veröffentlicht in Rezensionen

Ein Kommentar

  1. Leo Leo

    Vielen Dank für diese interessante Resension – muss ich mir anhören!

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