Vergangene Woche stellte das Team von Wien Modern die kommende 37. Festivalausgabe vor, und man könnte im Hinblick auf ein besonders außergewöhnliches Konzert des Jahrgangs auch mit dem Satz starten „Da haben wir den Salat!“ – Doch dieses Motto war dann wohl doch zu waghalsig, weshalb man sich auf die soziale Komponente sowohl in der Küche als auch in Uraufführungslaboratorien besann. Ergo heißt das Festival nun: Und jetzt alle zusammen | Neue Musik für Publikum und findet wieder einen ganzen Monat lang, vom 30.10.–30.11.2024 statt.
Ob sich meine beiden Assoziationen dazu, nämlich zum einen die Partyatmosphäre von zusammen gegrölten Schlagern und zum anderen ein gefühlt ewig dauerndes Auseinandernehmen eines Kompositionspuzzleteils im Probenprozess, der genau mit diesem Satz vom Dirigentenpult meist sein aufatmendes Ende findet, einlöst, werden wir erleben. Ein erstes Hossa! löste schon einmal das Auftauchen von Manos Tsangaris Konterfei aus – der Komponist wird sich mit Arnold Schönberg einige Klinken und Aufzüge in die Hand geben, um den Jubilar würdig und theatralisch ins 21. Jahrhundert auf (oder nieder?) fahren zu lassen.
Gefeiert wird ordentlich in diesem Festivaljahrgang, denn neben Schönberg wäre da der fünfzigste (!) Geburtstag des Arditti Quartetts, der mit einem Zyklus MIT Schönberg und ikonischen Werken des 20./21. Jahrhunderts von ihnen selbst begangen wird. Das sollte man ebensowenig verpassen wie den Schwerpunkt zu Beat Furrer, der zum 70. Geburtstag u.a. mit seinem bereits in Salzburg erfolgreich aufgeführten Musiktheater „Begehren“ einmal mehr das Festival bereichern wird.
Weiterhin verriet Wien Modern im ersten Pressegespräch einige Highlights: „In vielen Momenten des heurigen Festivals darf sich das Publikum auf neue Hörmöglichkeiten freuen – und teilweise sogar an den Aufführungen mitarbeiten. Wien Modern stellt sich in einem Jahr voller Jubiläen, Ur- und Erstaufführungen – die Frage, warum wir nicht viel öfters darüber reden, wie Musik Menschen zusammenbringt. Bereits das Eröffnungskonzert am 30.10. mit dem RSO Wien lässt bei Stücken von Nina Šenk (die slowenische Komponistin ist Erste-Bank-Preisträgerin und auch mit weiteren Konzerten im Festival präsent), Iannis Xenakis und John Luther Adams die Standards der klassischen Sitz- und Rollenverteilung zwischen Musik und Publikum hinter sich.
Am Tag darauf spielen die Wiener Symphoniker unter erstmaliger Leitung von Elena Schwarz eine österreichische Erstaufführung von Clara Iannotta in Gedenken an den im März überraschend verstorbenen Peter Eötvös. Abseits der Sitzreihen großer Konzersäle ist man etwa bei den feministischen Begehungen der Wohnung von Architektur-Pionierin Margarete Schütte-Lihotzkys, dem mehrteiligen Stationentheater Arnold Elevators von Manos Tsangaris und dem transakustischen Spaziergang entlang der zukünftigen Straßenbahnlinie 12 mit IFTAF gemeinsam unterwegs. Bis hin zum Festivalabschluss am 30.11.2024 in der Oberen Ausstellungshalle des MAK. Hier wird Enno Poppe mittels seiner neuen Versuchsanordnung an zehn Drumsets den Bogen der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des musikalischen Zusammenspiels schließen.“
Freuen wir uns also auf einen zeitgenössischen Herbst in Wien mit 59 Produktionen, 57 Komponistinnen und 77 Komponisten, 50 Ur- und 12 österreichische Erstaufführungen, 28 Spielstätten in 14 Bezirken. Das detaillierte Programm von Wien Modern ist online unter www.wienmodern.at veröffentlicht (hier ein Überblick), der Vorverkauf läuft bereits.
alle Fotos: (c) Wien Modern / Sky Unlimited
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