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Kreativität? Träume?

no problem, das kann man doch alles kaufen. Papst-Golf und Papierschnipsel mit Ländernamen drauf sind passé, nun lassen sich bei ebay Filmrollen ersteigern. Schande für die Zunft, Blödsinn, Abzocke, Kultur im 21. Jahrhundert oder gleich alles zusammen? Das wäre die Frage, die mich bewegt. Ich bekomme den Spagat zwischen Kreativität, erlerntem Handwerk und einem Koffer voller Euros leider nicht hin. Auch nicht bei der Aktion eines bloggenden Romanautors, der bei ebay eine Romanfigur zur Versteigerung anbietet (gefunden via Elsa Laska). Verkaufen sich seine bisherigen Bücher zu schlecht? Läßt sich nur noch mit solchen Ideen Geld machen? Wohl kaum, wenn man an die Bücher Anfang der 90er denkt, in denen e-mail-Abdrucke hip waren oder gleich den gesamten Gegenstand des Buches bildeten. Diese Bücher sind heute nicht mal mehr auf Flohmärkten zu finden. Trennen möchte ich meine Kritik ganz klar von Online-Literaturprojekten oder Blogromanen, das ist eine andere, sehr wohl spannende Welt. Ich wehre mich lediglich gegen die Materialisierung dieser Welten (und ja, ich begebe mich auf sehr gefährliches Terrain!) – Klar lassen sich Träume kaufen, aber derzeit weiß ich nicht, wer mir bei solchen Aktionen mehr leid tut: der Romanautor, der einem Trend hinterherhechelt und aus einer an sich sensiblen, wertvollen Sache den Mammon saugt; der Käufer, der sich für eine Illusion, ein künstliches Ventil, ein flüchtiges Glück verarmt oder diejenigen, die sowas begucken, lustig finden, durch die Medien ziehen und das später „Kultur“ oder „Zeitgeist“ nennen. Literatur und die fiktive Welt eines Autors sollte eine Freude, ein Lebenselixier, ein Kosmos sein, und nicht eine ebay-Auktion.

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Veröffentlicht in hörendenkenschreiben

5 Kommentare

  1. Nur weil’s bei King und Williams funktioniert …. … muss es nicht auch bei deutschen Autoren funktionieren. Man stelle sich das vor, nein, lieber nicht, da schüttelt es mich. Es ist eine riesige Propaganda-Maschinerie, und Leuten wie Tad Williams kann ich es halberlei verzeihen, weil sie es überhaupt nicht NÖTIG haben, so etwas aus finanziellen Gründen zu machen. Außerdem hat Tad Williams jene, die in seinem Roman eine Rolle ersteigerten, auch gleich stilvoll hingemetzelt – getreu dem Motto „du kannst dich in meinen Roman einkaufen, aber was ich dann aus dir mache, ist meine Sache“ – was ich dann schon wieder großartig finde, denn damit zeigt er ja im Grunde auch, was er davon hält.
    Liebe Grüße
    Jules

  2. Gerade was immer diese ebay-Berichterstattung von Bild über Spiegel bis hin zu Fernsehmagazinen angeht, da bin ich mehr als skeptisch. Ich frag mich da ja immer wie finden die Redakteure sowas? Wie spricht sich das rum. An Zufall mag ich da nicht glauben. Ich habe da zwei Theorien, zum einen steckt ebay selbst dahinter um Publicity zu machen, zum anderen könnten sowas auch die Redaktionen aus purem Mangel an „interessanten“ Themen selbst lancieren. Und diese „Schnapsideen“ die da in den Medien groß aufgebauscht werden, die führen dann dazu, dass sich geldgeile Langeweiler mit der Idee infizieren und selbst mit dem Irrsinn Geschäfte, nein sogar Millionen, machen wollen. Da träumt jeder von der ganz großen Abzocke, dass er Leuten irgendeinen Müll für teures Geld andrehen konnte. Das macht heute, neben Hehlerware, einen Großteil von ebay aus. Schade! Früher, als weniger die Profiteure dort den Handel bestimmten, sondern das ein Zuhause war, für Dachbodenfunde und Sammlerbestände, da hat mich das mehr fasziniert. Die Verkaufsphilosophie war, das ist zu Schade für den Müll, stell ich es doch bei ebay rein, und heute suchen sie im Müll, ob sich der nicht noch versilbern läßt.

    • hm… @hith …das „aufbauschen“ findet aber auch in einem Medium statt, in dem ich mich gerade selbst befinde, denn natürlich verbreiten sich diese „Schnapsideen“ über Blogs am besten, insofern wäre ich ja fast ein Mittäter, auch wenn ich es kritisch betrachte. Hier unten in Schwaben habe ich Kabelfernsehen, was ich zu Hause nicht habe und auch ablehne – nach einigen Abenden kann ich Deine Sicht bestätigen, bzw.: es gibt Redaktionen, die LEBEN von der Internetwelt des kleinen Users, gleich ob es Abzockestreitigkeiten, ebayKram oder Blogs sind. Andererseits will ich hier ebay auch nicht verteufeln – es gibt Verkäufer und Käufer, beide haben ihre Absichten und Methoden. Am liebsten ist mir, wenn bei beiden Seiten der Grundgedanke der „Auktion“ beibehalten wird. Ich habe etwas Interessantes, stelle es für 1 Euro rein, wenn es nicht rausgeht, Pech. Ansonsten finden sich Leute, die es haben wollen und die konkurrieren um den Gegenstand. Insofern fällt unser Autor schon mit seinem 100Euro- Einstellungspreis da raus. Und: a) es gibt Leute, die es verstehen, aus Müll Geld zu machen und b) genug Leute, die diesen Müll kaufen. That’s ebay.
      @Jules: ist wohl eine vergängliche Sache, eine kurzlebige Idee, wie vieles heute. Literatur, die nachhaltig wirkt, wird so nicht geschrieben.

    • Dann hoffe ich mal … … dass ich durch die bewusste Distanz zu solcher Beutelschneiderei, auch kurzlebig, darin gebe ich dir recht, meine Literatur irgendwann auf den nachhaltigen Weg bringen kann – ich arbeite dran 🙂
      LG Jules

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