Yundi Li begeistert in der Semperoper
Die Zukunft gehört China. Diese These hört man aus der Wirtschaft immer wieder, doch in letzter Zeit staunt man ebenso über musikalische Talente aus dem Reich der Mitte. Im Jahr 2000 gewann der Pianist Yundi Li den renommierten polnischen Chopin-Wettbewerb und startet einen Triumphzug rund um die Welt. Längst zählt er zur ersten Garde der Konzertpianisten, vor allem mit Interpretationen der Klaviermusik von Frédéric Chopin. Li begeisterte in der nahezu ausverkauften Semperoper am Samstagabend vor allem mit seinem von Natürlichkeit geprägten Spiel, was er gleich zu Beginn in der Sonate C-Dur KV330 von Mozart demonstrierte. Mit diesem Komponisten wird er noch wachsen, denn die graziöse Verspieltheit ist zwar eine Facette dieser Sonate, in der dynamischen Bandbreite und der Akzentuierung von harmonischen Ausflügen Mozarts kann Li sicher noch mehr gestalten. In der Romantik liegt Li’s große Stärke, Robert Schumanns „Carnaval“ begann er so ungestüm, dass Schumanns geniale Formung dieses pianistischen Bilderbogens gleich zu Beginn offenlag. Diese Stringenz der Darstellung, für die Li keinerlei Allüren benötigt, überzeugte bis zum letzten Ton, ein Schumannsches Presto nimmt er beim Wort und findet trotz rascher Temperamentwechsel auch zu stillen, fein ausgestalteten Momenten. Anders liegt der Fall bei Franz Liszt, dessen H-Moll-Sonate Yundi Li wie eine scharfkantige, monströse Skulptur modellierte. Zwischen den hemmungslos vorgetragenen Oktavkaskaden und den fortissimo-Abgründen der Themen fand Li vor allem zum ermattenden Schluss hin eine eindringliche Klangformung. Dann endlich Chopin – das „Andante spianato und Grande Polonaise brillante“ kann man sich vollendeter nicht vorstellen. Li findet bei diesem Komponisten genau die Nuance zwischen virtuoser Brillanz und kantabler Gestalt und hinterließ ein jubelndes Auditorium. Von diesem Pianisten wird man hoffentlich noch viele derart packende Konzerte hören.
Info: Bei der „Deutsche Grammophon“ ist u.a. ein Album mit Werken von Scarlatti, Mozart und Schumann erschienen.
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