Hammerflügel-Musik erklingt auf Schloss Batzdorf
Bei den Barockfestspielen auf Schloss Batzdorf gab es in diesem Jahr nicht nur Barockoper und Schauspiel sondern auch wieder Nachmittagskonzerte mit Kleinodien aus alter Zeit. Leider waren diese Veranstaltungen am vergangenen Wochenende nicht gut besucht, vor allem Christoph Hammer spielte sein Soloprogramm für Hammerflügel in sehr familiärer Atmosphäre, was der Spannung aber keinen Abbruch tat, denn das Publikum lauschte konzentriert und wusste die Darbietung zu schätzen. Hammer hatte ein sorgsam ausgewähltes Programm „rund um Mozart“ ausgewählt, also innerhalb der Blütezeit des Hammerklaviers. Außerdem hatten sämtliche vorgestellten Komponisten ebenso wie Mozart in diesem Jahr ein rundes Jubiläum, bloß: man kennt sie nicht. Grund genug für Hammer, diese Werke in Wort und Ton vorzustellen. Der kleine Streifzug durch die Geschichte des Hammerflügels begann in Italien bei Giovanni Battista Martini (300. Geburtstag), führte über Michael Haydn (200. Todestag), Joseph Martin Kraus (250. Geburtstag), Carl Cannabich (200. Todestag) hin zu Mozart selbst. Absolut überzeugend, mit wenigen Unreinheiten im Spiel, gelang Hammers Darstellung der z.T. verliebt spätbarocken, z.T. in Manier der Wiener Klassik vereinfachten Klaviersätze. Dass man diese Komponisten vernachlässigt, ist schändlich, weist doch bereits die harmonische Faktur von Carl Cannabich Variationen G-Dur über eine beliebte Opernweise nahezu eine „Mannheimer Wolfsschluchtszene“ auf. Kraus‘ schwedischer Tanz antizipiert dagegen schon das Charakterstück des 19. Jahrhunderts. Bei Mozarts Sonate B-Dur, KV 333 vergaß der Zuhörer fast, dass der Pianist keinen modernen Konzertflügel nutzte, so farbig war die Gestaltung Christoph Hammers, überdies war ein Anton-Walter-Instrument, das als Kopie im Konzert gespielt wurde, im Besitze Mozarts, sodass ein authentischer Eindruck entstand. Am Sonntag erweiterte sich das Programm auf das Liedgenre zwischen Telemann und Beethoven. Sebastian Knebel saß diesmal am Hammerflügel, Britta Schwarz gestaltete die zwischen Empfindsamkeit und Ironie schwankenden Liedtexte mit gut geführter Stimme und deutlichem, manchmal zu ausladendem Ausdruck. Ein Zufall, dass am Sonntag erneut die kleine Mozart-Fantasie d-Moll erklang. Doch was Hammer als emotionsgeladenes Materialdepot zeichnete, vermochte Knebel nicht zu erreichen. Das Buchstabieren der Noten war hier, in den f-Moll-Variationen von Haydn wie auch in vielen Liedern des Konzertes ermüdend und ärgerlich, auch ein trauriger Text wie „The Wanderer“ von Haydn muss nicht zum Ertrinken in Langsamkeit führen. Nahezu alle Lieder des Konzertprogramms verblieben an der Unterkante der Tempomöglichkeiten, selbst die bekannte „Abendempfindung“ von Mozart erlahmte. So war Zusammenhang schwer herzustellen und die ausführliche Gestaltung von Britta Schwarz war zwar in manchen Liedern adäquat (etwa in der „Einsamkeit“ von Telemann), aber auf Dauer eben ohne Höhepunkte oder besondere Schattierungen. Damit wurde man dem klassischen Lied, das in besonderer Weise die Entwicklung zwischen spätem Barock und früher Romantik widergibt, nicht gerecht.
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