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Forsythe – Aufführung

Gestern abend gab es die erste Veranstaltung im Festspielhaus Hellerau, die Premiere von „Human Writes“ der Forsythe-Company als deutsche Erstaufführung. „Endlich!“ dachte ich, als ich den Raum betrat. Das Wort bezog sich auf den Einzug des modernen Tanztheaters in Dresden. Zuletzt hatte ich eine solche Darbietung beim „Theater der Welt“ als Gastspiel gesehen, das ist Jahre her. Die Dresdner Palucca-Schule steht zwar für die Ausbildung solcher Tänzer, aber die Öffentlichkeitswirkung ist gering. Das dürfte bei Forsythe anders sein. Und doch regt sich in mir Unmut: Warum gibt man dieser Company eine „dritte Spielstätte“, während andere junge Ensembles ums Überleben kämpfen? Und was ist mit der viel beschworenen Laborsituation, wenn man eine Company auswählt, die bereits 20 Jahre aktiv ist? „Human Writes“, eine performative Installation hinterließ nicht unbedingt Glücksgefühle, da die vielen Einzelaktionen höchst unterschiedliche Spannungszustände aufwiesen und man bei einigen Tänzern eher den Verdacht hatte, sie wollten auf möglichst bequeme Weise die drei Stunden Spielzeit herumbekommen. Eine merkwürdige Unart des Publikums ist es, teilnahmslos am Rande mit zufällig getroffenen Arbeitskollegen oder Geschäftspartnern die nächsten Projekte durchzugehen. Auch eine Definition von Kultur. An der an sich im Raum gelungenen Installation störte eine Ebene gewaltig: die akustische. Dass Forsythe selbst nicht auffällt, dass die durch die Lautsprecher wabernden Elektronikteppiche weder zu seinem Stück passen noch irgendetwas „eigenes“ akustisch im Raum vertreten, ist ärgerlich. So einen verantwortungslosen Umgang mit Klängen habe ich selten erlebt und ich hoffe, das bleibt auch für einen Ort, an dem in den letzten 10 Jahren vor allem die zeitgenössische Musik regierte, ein einmaliger Faux-Pas.

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Veröffentlicht in hörendenkenschreiben

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