Helsinki Philharmonic gastierte in der Semperoper
Wenn alle Konzerte der diesjährigen Dresdner Musikfestspiele einen solchen Jubel entfachen, kann Intendant Hartmut Haenchen zufrieden sein. Denn gleich zum Auftakt konnten die Dresdner Zuhörer ein packendes Gastspiel des Helsinki Philharmonic Orchestra unter ihrem Chefdirigenten Leif Segerstam in der Semperoper erleben. Es war gleichzeitig das Abschlusskonzert einer Europatournee des Orchesters und die Absicht des Orchesters, im wunderbaren Dresdner Opernbau noch einmal die musikalischen Funken sprühen zu lassen, war von Beginn an spürbar. Zunächst stand ein Kultstück der Moderne auf dem Programm, kaum ein Werk hat in dreißig Jahren nach der Uraufführung in den 70er Jahren soviele Aufführungen erlebt und dabei nichts von seiner Faszination eingebüßt: der „Cantus Arcticus“ von Einojuhani Rautavaara besticht durch die plastische Darstellung der nordischen Natur. Vom Band ertönen Vogelrufe, im Orchester wird dazu ein warmer Streicherteppich gelegt, Holzbläser imitieren die Laute von Kranichen und Schwänen und erzeugen ein flirrendes Stimmengewirr. Füllig und warm klingt das finnische Orchester hier und die Zuhörer ließen sich von diesem Klanggemälde faszinieren. Christian Tetzlaff betrat dann die Bühne zum 1. Violinkonzert von Karol Szymanowski. Ich muss sagen, dass spätestens ab dieser Darbietung das Konzert für mich zu einem der klassischen Höhepunkte des Jahres in Dresden zählt. Tetzlaff war vom ersten bis zum letzten Takt wie ein Magier in dieses Konzert versunken; mit völlig kompromisslosem Zugriff bearbeitete er sein Instrument derart kraftvoll, dass man einige Male Angst um die Saiten haben musste. Dabei verlor Tetzlaff nie die Kontrolle über die musikalische Gestaltung, formte zauberhafte Flageoletts und kostete die Leidenschaft, den inneren schwärmerischen Druck dieses Konzertes bis ins allerletzte aus. Die konkurrenzlose Interpretation, die auch im Orchester konzentriert und mit farbigen Höhepunkten musiziert wurde, führte zu großem Beifall, den Tetzlaff spannungsvoll mit einem Satz aus der Solosonate von Bartók beantwortete. Der Rest des Konzertes gehörte Leif Segerstam und Jean Sibelius. Eine wunderbare Interpretation der 1. Sinfonie e-Moll Opus 39 glückte dem Orchester. Segerstam bringt für diese Musik die rechte Mischung aus impulsivem Musizieren und präziser Klangattacke mit und führte das Ensemble zu einer Spitzenleistung. Das Sibelius’sche Füllhorn wurde dann in den Zugaben noch reichlich ausgegossen: Finlandia, Valse Triste und Karelia-Suite waren die Zuckerstückchen, die zu Standing Ovations für einen großen Dirigenten und sein Orchester führten.
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