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Auf der Reise zum Ich – Sophie Marceau in „Vergissmichnicht“

Nein, so wird das nichts. Der Ansatz von „Vergissmichnicht“ (im Original L’Age de Raison) von Yann Samuell könnte unterhaltsam sein, denn er passt perfekt in die breite Palette des Genres Selbstfindungsfilm oder auch Wie-werd-ich-ein-besserer-Mensch-Film: Business-Frau erinnert sich mitten im Karriereschwung an ihre eigene Kindheit und besinnt sich auf die wahren Werte des Lebens. Soweit, so gut. Allerdings hapert es in dem Film massiv an der Umsetzung. Das Strickmuster, die 7jährige Marguerite ihrem 40jährigen Ich Briefe zu schreiben, die diese dann schnitzeljagdmäßig per altersweisem Notar in ihr Leben integriert, fällt doch zu überzogen aus. Zeitweise wirkt die Kleine wie eine Fremde, denn man mag sich jede andere Kindheit für Margaret (der Kindesname musste aus karrieretechnischen Gründen weichen) vorstellen, aber doch nicht diese. Und Kinder, die reflexiv in die Zukunft Briefe schreiben und dabei eine Moral- und Erkenntniskeule schwingen, auf die andere weit nach ihrem 80. Geburtstag immer noch warten? Mon Dieu! – So hangeln wir uns durch diese einfältige Schwarz-Weiß-Geschichte zwischen Konferenztischen, hektischen Fahrten im SUV oder fetten Audi aufs Land und unachtsamen Filmfehlern (so oberflächlich, wie die Schatzkiste im Brunnen hockt, hätte sie schon vor 30 Jahren gefunden werden müssen…) – Ach ja, Sophie Marceau ist die Hauptdarstellerin. Hatten wir schon fast vergessen, denn in diesem Film agiert sie wirklich, als stecke sie in einer Drehbuchröhre, die ihre schauspielerischen Stärken fast ersticken läßt. Und am Ende blicken wir auf glückliche afrikanische Kinder. Dass Franzosen träumen können, wissen wir. Dass sie es besser als in diesem Film können, wissen wir nun auch.

Rezensionen:
* Die ZEIT: Von Tränen reichlich aufgeweicht
* Hamburger Abendblatt: Nur schön reicht nicht
* Deutschlandradio: Radiofeuilleton – Film der Woche

-> läuft diese Woche noch im Thalia Dresden

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