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Ohne Exzentrik

„Café Zimmermann“ mit Barockmusik aus Wien

Manchmal passt vieles zusammen: der Pfingstsonntag mit feinem Ausflugswetter ließ am Vormittag keine „schwere“ Musik zu, so traf man sich im Palais im Großen Garten bei den Musikfestspielen zu einer Wiener Matinée, bei der die Mauern des Palais dankend geseufzt haben dürften – waren diese doch stumme Zeugen ebensolcher sächsischer Lustbarkeiten (die Jahreszahl 1680 prangt außen an der Fassade), für die das Palais gebaut wurde.

Für die musikalische Ergötzung der Höfe in Wien und Salzburg waren zu dieser Zeit vor allem Heinrich Ignaz Franz Biber, Johann Heinrich Schmelzer und Johann Jakob Froberger zuständig, die ihre Positionen auch dafür nutzten, die Instrumental- und Ensemblemusik im Gönnerlicht stetig weiterzuentwickeln. Gerade der Übergang und die Zwischenräume zwischen der geistlichen und der profanen Welt spielt eine große Rolle, ebenso die Abbildung der Stimme und damit alle menschlichen Leidenschaften auf den Instrumenten, wie es beispielsweise in Schmelzers „Lamento auf den Tod Ferdinand III.“ zu erleben war.

Mehr noch: Auch die „Todtenglockh“ findet Eingang, eine „Fechtschul“ wird akribisch abgebildet und nebenbei vervollkommnen die Komponisten ihre Suitenideen, den Kontrapunkt und die Geigentechnik. Das international besetzte Ensemble Café Zimmermann – den Namen gab man sich nach dem berühmten Leipziger Kaffeehaus, in dem das „Collegium Musicum“ konzertierte – um die französische Cembalistin Céline Frisch und den Geiger Pablo Valetti besann sich in den Sonaten und Tänzen auf ein nobel zu nennendes Zusammenspiel, dem stets gemeinsame Atmung und Phrasierung zu eigen war. Ab und an hätte man sich deutlichere Kontraste in der Dynamik gewünscht, wie sie das Ensemble zu Beginn des Konzertes bereits gezeigt hatte.

Während naturgemäß der Primarius der Streicher in dieser Stilistik oft im Vordergrund stand, wäre doch ein volleres Fundament mit Theorbe, Cello und Orgel an manchen Stellen möglich gewesen. Und obwohl insgesamt die Stimmigkeit mit dem Aufführungsort und der Historie in adäquater Interpretation gegeben war, hätte Abwechslung in den Besetzungen und der Werkauswahl, die hier höfische Geradlinigkeit der barocken Exzentrik vorzog, dem Konzert gutgetan.

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