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Glänzender Abschluss

Filarmonica della Scala mit Verdi, Strauss und Dvořák in der Kreuzkirche

Über zweieinhalb Wochen haben sich die Dresdner Musikfestspiele auf die Suche nach dem „Herz Europas“ begeben. Sind wir ehrlich: in dieser Zeit tickte das musikalische Herz zweifelsfrei in Dresden selbst. Und welche großartigen Interpreten und Ensembles sich hier die Klinke in die Hand gab und vorrangig Musik aus dem Dreieck Wien-Prag-Budapest präsentierte, war staunenswert.

Je nach Position und Randverständnis reichte die Mitte von Frankreich bis nach Rumänien und auch mal „über den großen Teich“, erst beim Abschlusskonzert zeigte die Kompassnadel deutlich nach Süden. Die Mailänder Scala darf man in diesem Kontext als eines der wichtigsten schlagenden Herzen Europas bezeichnen – das Gastspiel der Filarmonica della Scala in der Kreuzkirche wurde zu einem glänzenden Abschlussfest der Musikfestspiele.

Unter Leitung des Briten Daniel Harding geriet die Giuseppe Verdis Ouvertüre zur Oper „La Forza del Destino“ zu einer superben Demonstration der feinen Klangkultur des Orchesters. Anstelle in der Kreuzkirche mit der Akustik zu hadern, gab Harding Blechbläser- und Schlussakkorden Raum zur Entfaltung, beeindruckten die Streicher mit gutem legato-Spiel und das Blech mit Wärme. Den emotionalen Höhepunkt des Konzertes bildeten die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss mit der Sopranistin Christine Schäfer. Ihre Mischung aus Unabänderlichkeit und sanfter Reflektion erzeugte einen so natürlichen Fluss der Musik, dass man jede Liedzeile nahezu mitatmen konnte. Harding nahm das Orchester sehr zurück und folgte Schäfers komplett lyrischer Interpretation aufmerksam, so dass insbesondere die Schlusstakte der Lieder als empfundene Ruhepunkte wahrnehmbar waren.

Mit Antonín Dvořáks 8. Sinfonie grüßten die Italiener nach Tschechien. Harding suchte hier genau den Zwischenton zwischen Melancholie und Musikantentum zu treffen. Gerade die beiden Mittelsätze hätten aber, so schön jeder Bogenstrich auch ausgeführt wurde, mit weniger Gestaltung mehr „böhmische“ Natürlichkeit der Musik erzeugt, da wollte Harding einfach zuviel. Das rasante Finale lag dem engagierten Scala-Orchester dann wieder bestens, und so war es selbstverständlich, dass nach dem großen Applaus Puccini und Rossini zugegeben wurden – mit der Wilhelm-Tell-Ouvertüre klang das Konzert schwungvoll aus.

Intendant Jan Vogler zeigte sich nach den 35. Dresdner Musikfestspielen mit rund 50 Veranstaltungen angesichts eines Rekord-Einspielergebnisses und einer Auslastung von 94% sehr zufrieden: „Die musikalische Dichte und Qualität der Aufführungen schuf im Dialog mit dem wunderbaren Publikum jene Festivalatmosphäre, die noch lange in den Herzen der Zuhörer nachklingen wird.“

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