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Kapell-Stradivari erklingt erstmalig

Francaix, Franck und Borodin im 2. Kammerabend

Auf großes Interesse beim Publikum stieß der 2. Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle in der Semperoper am Mittwochabend. Vermutlich ist dies ausnahmsweise weniger den guten Interpreten oder dem spannenden Programm zu verdanken – auch das war der Fall – sondern einem besonderen Instrument. Dabei war es „nur“ eine Geige, die die Aufmerksamkeit auf sich zog, aber bis vor wenigen Tagen war sicher nicht jedem bekannt, dass die Staatskapelle bereits seit fast 200 Jahren ein Instrument des Geigenbauers Antonio Stradivari besitzt. Die Geige hatte ein unrühmliches Schicksal, nachdem sie 1910 einem Malheur zum Opfer fiel; nach mehreren Notoperationen konnte sie in den letzten Jahren umfangreich restauriert werden und Konzertmeister Kai Vogler konnte das wertvolle Instrument nun wieder seiner eigentlichen Aufgabe zuführen, nämlich durch ihren besonderen Klang im Konzert zu betören.

Natürlich maßt sich niemand an, diese Einzigartigkeit auch im Hörerlebnis sofort nachvollziehen zu können – gar viele Kollegen der Geigenbaukunst haben dem Meister nachgeeifert und kaum weniger passable Ergebnisse produziert. Für die Premiere hatte Vogler die Violinsonate A-Dur von César Franck ausgewählt, ein opulentes, durch und durch romantisches Werk, in dem man mit Legato und großem Ton nicht sparen muss. Der satte Violinklang entfaltete sich da ohne große Mühe und stets blieb eine gewisse Wärme, auch in der Höhe, erhalten.

Weitgehend instrumentenunabhängig sollte sich allerdings die Interpretation gestalten, hier blieben aber einige Wünsche offen. Das leidenschaftliche Feuer, das Francks Sonate nach wenigen Partiturseiten entfacht, blieb auf merkwürdige Weise gezügelt. Vielleicht lag es daran, dass Vogler mit Mirjana Rajic am Klavier nicht immer den gleichen Atem hatte – Rajic blieb vor allem im 1. Satz sehr zurückhaltend und die anspruchsvollen Aufgaben im Klavierpart löste sie zwar zumeist sauber, der emotionale Drang dieses Stückes trat jedoch kaum einmal bei beiden Musikern in den Vordergrund. Die Themengestaltung an sich war zumeist von sehr geradliniger Haltung geprägt, zumindest erschien dies für diese französische Musik ein außergewöhnlicher Zugang zu sein.

Umrahmt wurde die Sonate von einem Trio und einem Quartett: zu Beginn musizierten Annika Thiel, Holger Grohs und Friedwart Christian Dittmann das Streichtrio von Jean Francaix. Liest man diesen Komponistennamen im Programm, ist immer niveauvolle Unterhaltung garantiert. Schwungvoll und stets in Bewegung erschienen die ersten beiden Sätze, überraschend innig im Ausdruck stand an dritter Stelle ein kostbarer Andante-Satz. Sehr überzeugend musizierte das Trio gerade die leisen, fast verwehten Passagen dieses nicht sehr tiefgründigen Werkes.

Zum Beschluss des Konzertes gesellte sich an der zweiten Geige Kay Mitzscherling hinzu. Mit dem Quartett Nr. 2 D-Dur von Alexander Borodin wurde ein Werk vorgestellt, das zwar äußerst selten erklingt, aber dennoch zum Kammermusikschaffen der russischen Romantik einen gewichtigen Beitrag leistet. Sind die ersten beiden Sätze eher konventionell gestaltet, so ist das Notturno ein wunderbarer langsamer Satz und im Finale weiß Borodin die Spannung durch fanfarenartige Themenartikulation aller Instrumente zu halten. Das Kapell-Quartett zeigte sich hier ebenso versiert wie bei Francaix und konnte für die klangschöne Interpretation viel Applaus verbuchen.

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