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Aufmerksamkeit für die kleinen Formen

Han-Na Chang gibt ihr Dirigierdebüt beim Aufführungsabend der Staatskapelle

Das Format ist lange etabliert und wird vom Publikum gerne angenommen: die Aufführungsabende der Sächsischen Staatskapelle sind die „kleinen“ Sinfoniekonzerte, in denen Werke Aufmerksamkeit erhalten, die in kleiner Form oder reduzierter Besetzung eben nicht den großen sinfonischen Kontext vertragen, aber dennoch Genuss garantieren. Zudem stellen sich hier Kapellmusiker als Solisten vor und junge Dirigiertalente sind eingeladen, im Semperbau ihre Visitenkarte abzugeben.

Auch der 3. Aufführungsabend machte da keine Ausnahme, mit der 32jährigen Koreanerin Han-na Chang stand eine Dirigentin am Pult, die schon eine beachtliche Karriere als Cellistin aufzuweisen hat. Nachdem sie mit 11 Jahren bereits den Rostropowitsch-Concours in Paris gewann, spielte sie als Jugendliche schon in den Konzertsälen der Welt – so auch 1996 gemeinsam mit Giuseppe Sinopoli in der Semperoper, wo ein Haydn-Konzert auf dem Programm stand. In den letzten Jahren widmet sie sich mehr und mehr dem Dirigieren und bekleidet Ämter im Qatar und Norwegen.

Ihr Dresdner Debüt gestaltete sie mit Werken von Mozart, Dvořák und Bartók – insgesamt recht unspektakuläre Stücke eigentlich, die daher auch besondere Sorgfalt in der Interpretation bedürfen. Das gelang Chang weitgehend gut – ihr Musizieren der Sinfonie g-Moll, KV 183 von Wolfgang Amadeus Mozart war stets lebendig und motivierend, forderte aber auch einige Male ein etwas wirkungslos im Raum stehendes forte oder piano heraus – in dieser Terrassenlandschaft hätte Chang sich durchaus mehr Freiheiten gönnen dürfen, zumal hervorragend phrasierende Musiker zur Verfügung standen.

Antonín Dvořáks Romanze Opus 11 erscheint manchmal als Zugabe in den Aufnahmen des großen Violinkonzertes, ansonsten werden solche Stücke selten zu Gehör gebracht. Konzertmeister Kai Vogler nahm sich des kurzen Werkes an und fand auf der Violine auch gleich zu dem im Stück gefragten innigen melancholisch-singenden Ton. Einige intonatorische Trübungen verwunderten jedoch im Zusammenspiel mit dem Orchester und richtig glücklich wurde man mit diesem (zu) kurzen Intermezzo aus der slawischen Musikwelt nicht.

Ganz anders liegt der Fall bei Béla Bartóks „Divertimento“ – der Titel trügt, das Spätwerk offeriert keinesfalls eine lose Satzfolge munterer Musik. Nachdenklichkeit und innere Unruhe des Komponisten in der Entstehungszeit 1939 sind im Stück trotz der Beständigkeit seiner Musiksprache, die heimatliche Volksmusik stark einbezieht, immer wieder greifbar. Han-na Chang fing diesen Charakter gut ein, leitete die immer wieder solistisch aufgefächerten Streicher zu einer rhythmisch präzisen und den Bogen des Stückes weiterdenkenden Interpretation an, bei der der langsame Mittelsatz mit seinen Stockungen und aus dem Nichts erscheinenden, sich lange steigernden Melodielinien sehr intensiv gelang. Das „Grazioso“ des letzten Satzes blieb eine Episode aus einer anderen Welt, der Kehraus gerät schroff und endgültig – schön, wie diese Interpretation dem Stück gerecht wurde. Han-na Chang und die Kapellmusiker erhielten dafür langen Applaus.
(2.5.14)

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