Vier neue Orchesterwerke werden uraufgeführt – Hochschule für Musik startet Kooperation mit dem MDR-Sinfonieorchester
Sie kennen das: plötzlich haben Sie einen Einfall für eine mindestens sechzigminütige Sinfonie, mit allem, was das Instrumentarium hergibt, und schreiben diese sofort auf. Zack – ein neuer Beethoven ist geboren! Eventuell studieren Sie auch schon an einer Musikhochschule, weil sie drei weitere Sinfonien in der Schublade liegen haben und die Tante einst sagte: der Junge ist begabt! Doch da liegen nun die Noten und schweigen Sie (und alle anderen, die vielleicht von Ihnen etwas hören wollen) beharrlich an. Und genau da setzt die Dresdner Musikhochschule mit ihrer neuen Kooperation mit dem MDR-Sinfonieorchester an. Denn die Profis aus Leipzig kommen nämlich nun tatsächlich nach Dresden und spielen unter der Leitung von Ekkehard Klemm alles, was da gerade frisch getrocknet auf den Notenblättern steht – später soll es auch gesendet werden. Nicht weniger als vier Uraufführungen erklingen am Dienstag im Konzertsaal der Musikhochschule und um mit dem jüngst verstorbenen großen Komponisten Hans Zender zu sprechen: ein fröhliches „Happy new ears“ wird für spannende Hörerfahrungen sorgen.
Brahms‘ Dritte hören Sie noch oft genug, aber was verbirgt sich hinter „Tiere lachen, jammern und spielen“ von Kai Kobayashi oder hinter dem kryptischen Titel „C-JP6Y4“ von Po-Wei Tseng? Das sind zwei von vier Stücken, die im Workshop am Dienstag erklingen. Zudem lernen die Zuhörer die Komponisten auch im Gespräch kennen und erfahren so aus erster Hand, was das Besondere der Stücke ist und vielleicht auch, wie man die oft als schwierig empfundene Sprache der Neuen Musik für sich selbst erschließen kann. Für die Komponistinnen und Komponisten ist eine solche Aufführung, noch dazu von einem absolut kundigen Profiorchester gespielt, nicht nur eine große Ehre, sondern auch nicht zu ersetzende Hilfestellung. „Der Moment, in welchem man das erste Mal das Geschriebene hört, sieht, erlebt – wahrnimmt – ist ein ganz besonderer.“, so Elias Jurgschat, dessen Stück „Besichtigung“ am Dienstag ebenfalls aufgeführt wird. Und noch etwas kommt hinzu: kein digitales Orchester kann die Nuancen im Atmosphärischen oder einen plötzlichen Impuls der Musiker in einer Probe abbilden, da können sich Hans Zimmers Programmierspezialisten mit digital erzeugten Orchestern noch so gütlich tun.
Das Konzert ist der Beginn einer Kooperation der Musikhochschule Dresden mit dem MDR-Sinfonieorchester und gleichzeitig ein wichtiger Baustein in der aktuell wachsenden Aktivität mit zeitgenössischer Musik an der Hochschule: Seit 2019/20 kann der Masterstudiengang Neue Musik gewählt werden, die beliebten Short Concerts (Alte und Neue Musik gegenübergestellt) werden ebenso fortgeführt wie die „Briefmarkenopern“ der Studierenden und es bestehen enge Kooperationen mit den Hochschulen in Bern und Salzburg. Für die Instrumentalisten und Dirigenten gibt es weiterhin einige Möglichkeiten, mit Orchestern der Region zu üben oder den Abschluss zu absolvieren – neben bestehenden Partnerschaften mit der Dresdner Philharmonie, der Elblandphilharmonie oder den Orchestern in Annaberg und Teplice hat Sinfonietta Dresden gerade seine neue Reihe „Schnittpunkte“ im Konzertsaal der Hochschule etabliert, in der der Jubilar Beethoven regelmäßig auf Uraufführung(en) trifft. Hinzu kommt das Institut für Neue Musik an der Hochschule samt KlangNetz Dresden, deren Ensembleverbund ebenfalls Grenz- und genreübergreifend immer wieder kreative Impulse innerhalb und außerhalb des Hauses setzt. Der Konzertabend am Dienstag ist also für und mit der Zukunft gestaltet, und eine gute Gelegenheit, einmal „das Neue“ in der Musik, was immer das auch sein mag, im Live-Erlebnis kennenzulernen.
- Dienstag, 10.12.2019, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik Dresden, Konzertsaal, Wettiner Platz/Schützengasse, Werke von Studierenden der Kompositionsklassen der HfM Dresden: Kai Kobayashi („Tiere lachen, jammern und spielen“), Ji Hyun Yoon („…inneres Gefühl … für Orchester“ 2019), Po-Wei Tseng („C-JP6Y4“) und Elias Jurgschat („Besichtigung“), MDR Sinfonieorchester, Dirigent: Prof. Ekkehard Klemm
- Eintritt: 8,00/erm. 6,00 Euro / Kombitickets an allen Reservix-Vorverkaufskassen, unter www.reservix.de und an der Abendkasse.
Foto (c) PR HfMDD
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