Ich konnte es natürlich auch dieses Jahr nicht lassen. Nachdem pandemiebedingt der Ruf „stay home“ monatelang durch meine Straßen hallte, wollte ich wenigstens im Sommer ein wenig Natur und ein anderes Panorama als meinen zwar ebenfalls grünen, aber berg- und kuhlosen Hinterhof genießen. Eigentlich sollte es #ausgründen Frankreich werden, doch bei der Quartiersuche scheiterte ich. Anders natürlich in meinem geliebten Österreich. Da hatte ich eher ‚auf gut Glück‘ geschaut und fand eine nette kleine Frühstückspension namens „Schöne Welt“ im Virgental, wo ich erst einmal gucken musste, wo das liegt. Hohe Tauern? Großvenediger? Ich bin dabei!! Schließlich war ich erst 2016 quasi auf der anderen Seite, am Beginn des Tauernradwegs im Pinzgau, wo man sich der Großvenedigergruppe von Norden annähert und herrliche Seitentäler zum Wandern und Radeln vorfindet. Dass ich auch diesmal von Wasserspielen jeglicher Art verwöhnt werden würde, wie weiland in Krimml, wusste ich noch gar nicht, wie auch übrigens nicht, dass die Reise in diesem Jahr wohl meine erlebnisreichste und intensivste Österreich-Tour wurde – nach den bisherigen Touren an Donau, Tauernradweg, Mur und im letzten Jahr querbeet von Znojmo nach Salzburg.
Doch der Reihe nach. Um das Quartier im schönen Prägraten herum beschloss ich nun die Reise zu spinnen, das hieß erst einmal, wie komme ich dahin und vor allem da hoch, denn Prägraten liegt schonmal auf 1300m. Mit Pi mal Daumen, bikemap und Strava bekam ich in etwa gesagt, dass man in zwei Tagen von Spittal dort anlangen könnte und Spittal in Kärnten ist immerhin ein Railjet/EC-Bahnhof, der Zielpunkt mit dem Zug sein könnte. Am Ende wurden es gut 500km in 15 Tagen, davon war ich aber 9 Tage auch zu Fuß unterwegs.
So wurde es dann auch, auch wenn ich mit dem Zug erst einmal halb Österreich und Tschechien durchquert habe (Dresden-Prag-Wien-Salzburg-BadGastein-Spittal und dank reaktiviertem Vindobona umsteigefrei bis Wien) und abends um sieben froh war, wenigstens noch 4km zum ersten Gasthof radeln zu können. Dort am Hang über Drau in Baldramsdorf zeigte sich das Tal aber von seinem schönsten Abendgesicht, so dass ich einen guten Start hatte und am anderen Morgen gleich die Burgruine Ortenburg quasi vor der Haustür erwanderte.
Die nächsten zwei Tage hieß es radeln – einmal 80 und einmal 55 km, mit einem Zwischenstopp nahe Lienz. Bei knapp 30 Grad war das nicht durchweg angenehm, denn der von mir in einem Teilstück befahrene, allseits gepriesene Drauradweg hat hier auch einige schattenlose Längen zwischen Fluß und Bahnlinie – genügend Pausen und Wassertrinken sind angebracht.
Von Lienz geht es dann weiter an der Isel hinauf, die im Verlauf der Reise dann mein stetiger Begleiter wurde. Gottlob geht der Weg abseits der auch in diesem Jahr stark befahrenen Tauernstraße, es gibt sogar einen kleinen Badesee auf halber Strecke. In Matrei kurz gestärkt konnte ich schon das Virgental mit dem Quirl (einen Berg mit gleichem Namen gibt es in der Sächsischen Schweiz übrigens auch) am Talende vor mir sehen, allerdings war ich nunmehr immerhin auf 900m Höhe angekommen, es fehlten also noch 400 Höhenmeter bis Prägraten.
Ein „Virgentalradweg“-Schild lockte mich dann auf eine Nebenstraße neben der Hauptstraße ins Tal hinein. Es war keins von den grünen Schildern, sondern ein MTB-Radweg, denn nach den ersten zwei Häusern kam das Schild mit 10% Steigung auf 3,3km. Es half nichts – trotz nur 11 Kilo Gepäck musste ich schieben, denn die Steigung wollte kein Ende nehmen. Ich wurde nach schweißtreibendem Aufstieg dann nach etwa einer Stunde belohnt mit der Aussicht von Zedlach (die 1300 m hatte ich dann auch erreicht) und der Umgehung der gleichen Steigung auf der radweglosen Hauptstraße, was mich dort wohl zu einem Verkehrshindernis gemacht hätte. Abkühlung gab es einige Minuten später in einem kurzen Gewitter, dem ich nicht mehr ausweichen konnte und dann ging es fast auf gerader Strecke nach Virgen und Prägraten hinüber.
Hier oben im herrlichen Virgental hatte ich neun Tage Aufenthalt gebucht, es war von der Zeit her genau richtig, wie sich herausstellte, denn man kann hier unendliche Wandertouren unternehmen – rechts (Großvenedigergruppe) und links (Lasörlinggruppe) sowie in Richtung Talschluss nach Westen (Dreiherrnspitze) gibt es meist auf einer Höhe um 2000m einige bewirtschaftete Hütten, die man natürlich auch auf Höhenwegen miteinander verbinden kann. Jede Hütte hat ein anderes Panorama, ein anderes Highlight beim An- oder Abstieg – so liegt etwa die Stabanthütte noch knapp über dem Dorf Hinterbichl und ist eher ein leichteres Ziel, während das Defreggerhaus (der Link führt zu einer Seite mit den meisten Hütten in der Umgegend) in 2962 m Höhe schon den Großvenediger-Aufsteigern als Starthütte dient.
Auch mit dem Rad konnte ich noch einiges unternehmen. Die Isel kommt aus den Tauern heraus durch einen zerklüfteten Felsabstieg, dort liegen die Umbal-Fälle und unterhalb die Islitzer Alm, die noch mit dem Rad zu erreichen ist. Eine kurze Schiebstrecke musste ich auch dort einlegen, nun aber gepäckbefreit als Ausflügler unterwegs, und mit der Aussicht, dieselbe Steigung auf dem Rückweg mit Vollgas hinunterzupreschen. Das ging allerdings auch nur, weil es mitten in der Woche war, das Virgental ist gut besucht und die Wasserfälle sind natürlich auch eine Attraktion für Tagesbesucher. Trotzdem hörte ich auch Klagen, dass es kaum mehr Gasthöfe und Pensionen gibt: der Nachwuchs wandert ab und gute Hotelfachkräfte sind hier, wie anderswo in Österreich auch, rar – ähnlich wie in Niederösterreich im letzten Jahr traf ich hier auch Personal aus anderen Bundesländern wie auch aus Tschechien an. Immerhin hat Prägraten auch ein hervorragendes Café zu bieten, das nach den Wanderungen immer ein schöner Erholungsort war.
Meine neun Tage waren dann straff gepackt mit Touren zu den Wasserfällen, zur Stabanthütte und Nilljochhütte, auf den Berger Kogel samt Berger See Hütte und über die Clarahütte zum Umbalkees. Dazwischen gab es einen Talspaziergang nach Virgen, immerhin auch 15km und ein bißchen Radfahrerei. Als perfekt stellte sich auch heraus, dass ich von meiner „Talbasis“, der Pension, nach und nach immer höhere und weitere Touren machte und sich gleichzeitig das Wetter von unerträglich auf ‚Top‘ besserte, sodass ich eigentlich nach der Besteigung des Berger Kogels (2656 m) dachte, es könnte eigentlich kein weiterer Höhepunkt mehr kommen. Allerdings habe ich auch, seit ich ein kleiner Junge war, nicht mehr an einem Gipfelkreuz gestanden (damals war es der 2051 m hohe Lackenkogel bei Altenmarkt), insofern war dies ein besonderer Moment.
Und der Hausberg von Prägraten ist nicht im Spaziergang zu erklimmen, obwohl es auch nur eine kleine Handkletterroute kurz vor dem Gipfel gab, war es reichlich anstrengend, denn es geht über 1300 Hm schlicht permanent nach oben und ein Regenguss am Tag zuvor sorgte dafür, dass ich innerhalb des Waldes quasi durch einen Tropenurwald lief – auf festen Tritt war zu achten. An der einzigen Wegkreuzung, am Wetterkreuz, traf ich einen Moto-Cross-Hirten (die Motorräder sind tatsächlich das beste Verkehrsmittel, damit die Bauern schnell zu ihren Almen kommen wo sie nach ihren Herden schauen), der mir versicherte, den knapp zweistündigen Rest würde ich auch noch schaffen. Oben belohnte mich dann eine tolle Aussicht, wobei der Großvenediger selbst sich in würdevolle Wattewolken hüllte. Ihn bekam ich also auf dieser Reise nicht mehr zu Gesicht, denn vom Tal aus ist er ohnehin nicht zu sehen. Stattdessen aber Lasörling, Quirl und Rötspitze und ein atemberaubender Blick bis nach Matrei und zum nächsten Zwischenziel – der Berger See Hütte, die unter mir lag und nun wirklich nur noch einen Spazierweg abwärts darstellt, mit glockenläutender Kuhbegleitung vom Gipfel aus, denn ich war hier im Almengebiet und das hatten die Kühe mit ihrer Anwesenheit auf dem Gipfel auch klargestellt. Am schattigen Berger See gab es dann eine Stärkung und dann gibt es einen langen steilen Abstieg ins Tal hinunter, der ordentlich in die Beine geht.
Wie gesagt, war ich damit eigentlich schon verwöhnt, doch die Gletschertour zwei Tage später – ich achtete auch auf Pausentage – war dann ebenfalls unbeschreiblich schön. Unbeschreiblich stimmt natürlich nicht, natürlich schreibe ich etwa darüber, dass nach der noch gut besuchten Clarahütte an dem Tag mit mir nur etwa fünf Wanderer den dann noch (hin/rück) vierstündigen Weg zum Gletscher nahmen, es somit ein bis auf Wind- und Wassergeräusche fast völlig ruhiges, klares Naturerlebnis gab. Dabei rückte aber am Ende auch das Vorwärtskommen in den Mittelpunkt, denn der Gletscher legt sich leider nicht ins Tal zu unseren Füßen, sondern fängt etwa auf 2500 m Höhe an, da gab es noch einige Felsen zu erklimmen – allerdings ist der Weg, startet man zeitig, wandertechnisch mit guter Kondition machbar, es gab an wenigen Stellen montierte Seile und Steigeisen, den Rest müssen die Muskeln erledigen.
Um so schöner ist es, wenn man tatsächlich gegenüber des – übrigens im Gegensatz etwa zum Aletsch-Gletscher in der Schweiz nicht begehbaren – Gletschers Umbal-Kees sitzt und schlicht die Schönheit genießt, aber auch ins Nachdenken über unsere Natur und unseren Umgang damit kommt. Denn dort, wo ich dann die Aussicht genoß, etwa 200 m vom Gletscherbeginn entfernt, muss vor einigen Jahrzehnten noch Gletschereis gewesen sein, das kann man sogar aus einigen Kartierungen noch ablesen. Hier oben entspringt aus dem Eis heraus die Isel, es ist einer der wenigen großen Gletscherflüsse Österreichs, die bis Matrei in mehreren Stufen 1400 Hm überwindet.
Nach der Tauerntour im Virgental, bei der ich eigentlich noch mindestens Wandermaterial für neun weitere Tage hätte – es gibt noch weitere versteckte Seen und lohnende Hütten, auch eine Burgruine und sogar in Richtung Johannishütte ein Taxi, das einem eine Wegstrecke nach oben verkürzen kann – standen allerdings noch einige Tage mit dem Rad auf dem Programm, denn von hier oben wollte ich ja nicht gleich nach Hause. Der Weg hinunter ins Drautal glich dem Hinweg, allerdings nun mit der anderen Perspektive und ungleich schneller und angenehmer ins Tal rollend. Die Zwischenunterkunft war in Berg im Drautal idyllisch im Wald gelegen, der zweite Tag ging hinab bis Villach, wobei die 90km dann ab Spittal, in dessen etwas verkehrslastiger Innenstadt sich ein hübsches Renaissance-Schloss versteckt, doch schleppend lang wurden, weil der Weg dann nicht mehr so viel Abwechslung für’s Auge bietet – man kann Maiskolben zählen oder Stromschnellen in der Drau…
Villach bietet dann den kleinen Schock (Menschen! Noch mehr Menschen!) nach dem Naturerlebnis Virgental, aber man kann es sich dort gutgehen lassen und eine Tagesrunde zu Fuß oder mit dem Rad drehen, die kleine Altstadt ist lohnenswert und es gibt eine Menge Cafés und wahrscheinlich die beste Pizza in ganz Österreich. Mich hat dann eine Greifvogelschau gelockt – in Richtung Ossiacher See prangt die Burg Landskron auf einem Ausläufer der Tauern. Letztes Jahr erst habe ich ja Hohenwerfen besucht, insofern war das eine schöne Fortsetzung – zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich bei dieser Reise gleich noch einmal eine Falknerei besuchen würde, was dann auch ein Abschlusshöhepunkt der Reise wurde. So schön diese Schau in Kärnten auch war und die Burg natürlich auch einen Anziehungspunkt für ausflugshungrige Familien aus Villach und den umliegenden Ferienorten an den Seen darstellte, darf hier auch einmal kritisch berichtet sein, dass die Burg sich absolut radfeindlich gibt. Es gibt nicht nur überall Verbotsschilder für Räder, auch ein stattdessen beschrittener Wanderweg stellte sich als gefährliche, ungepflegte und teilweise gesperrte Schotterpiste heraus. So irrt man auf dem Weg zur Burg als ungebetener Gast herum, Anfragen im Netz wehrt die Burg ab – Hauptsache, die SUVs finden radungestört den Weg hinauf zum Parkplatz direkt am Burgtor. Und dort läuft man mitten durch die stinkenden Bremsen und heißgelaufenen Kupplungen, denn das Einparken an einer 16%-Steigung ist für Ottonormalfahrer aus dem Flachland zumeist kein Spaß.
Davon abgesehen war der Greifvogelzoo und die Vorführung lohnend, die Tiere und die Volieren sind in einem sehr guten, gepflegten Zustand und die Station kümmert sich nicht nur um Zucht und Arterhaltung, sondern nimmt auch verletzte Wildtiere auf bis zur Wiedereingliederung.
Von Villach aus bin ich weiter zum Wörthersee geradelt, nun mit der konkreten Absicht, von Klagenfurt aus meine Reise enden zu lassen. Da ich aber ein Zwei-Tages-Rückfahrticket ohne Zugbindung hatte, konnte ich sogar noch einen Tag an der Mürz verbringen und somit meine Rückfahrt leicht verkürzen. Doch zunächst gab es zwei Tage Erholung am Wörthersee, wobei ich natürlich einen Tag damit verbrachte, selbigen mit dem Rad zu umrunden (ca. 40 km). Dabei gab es eine Kaffeepause in der sehr sehenswerten Stadt Klagenfurt, die noch etwas quirliger und großstädtischer als Villach wirkt und ein gelungenes weitläufige Sport- und Freizeitareal im Seeviertel besitzt. Von Kanalkajak bis zu Seebad, Golf, Fitnessparcours, Skaten, Naturschutzgebiet zum Spazierengehen und Wildpark ist da alles dabei. Mein eigentliches Interesse galt aber einigen Komponisten, die hier am See gelebt und gearbeitet haben.
Das ist im Fall von Gustav Mahler noch am einfachsten, denn der Komponist hatte sich eine Villa am Südrand des Sees in Maiernigg bauen lassen (heute Privatbesitz), und wenige hundert Meter oberhalb im Wald befand sich sein berühmtes Komponierhäuschen (weitere gibt es in Toblach und am Attersee), wo er vor allem die Sinfonien 5-8 in den Sommerurlauben schrieb. Es ist ein lohnender Spaziergang hin zu der Waldeinsamkeit, die Mahler für diese Arbeit bevorzugte – man sieht nicht einmal den See durch die blickdichten Bäume. Außer einem Flügel gab es nichts im Haus, das Essen ließ sich Mahler von unten hinaufbringen. Mehr zu diesem am Ende schicksalhaften Ort kann man bei der Chronik von Krumpendorf lesen, wo Mahler mit der Bahn bei seinen Seebesuchen anlangte und sich mit dem Boot übersetzen ließ.
Schwieriger war es, den Spuren von Berg und Brahms zu folgen. Immerhin fand ich in Auen die Villa von Alban Berg, die öffentlich nicht zugänglich ist, da einige Tage zuvor in deren Garten ein Kunstevent stattfand, wovon noch die Schilder in der Umgegend hingen. Mir blieb nur der Blick durch die Büsche und Zäune hin zu dem Ort, wo Berg seine Oper „Lulu“ und das berühmte Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ schrieb. Es ist aber auch der Ort, an dem sich Berg den letztlich todbringenden Insektenstich mit einer Vergiftung zuzog. Brahms wiederum war mehrfach in Pörtschach zu Gast, wo ich ebenfalls logierte. Das Brahms-Haus wurde allerdings 2017 abgerissen, es konnte nicht verhindert werden, dass sich der Eigentümer lukrativeren Appartements zuwandte. So blieb der Besuch einer Statue im Schloss Leonstain, das Brahms 1877 besuchte – eigentlich auf der Durchreise befindlich. Es gefiel ihm jedoch so gut hier, dass er sein Violinkonzert und seine 2. Sinfonie in Pörtschach schrieb, im Ort gibt es heute noch einen Brahms-Weg, den man spazieren kann. Zu Webern und Wolf gibt es ebenfalls Spuren am Wörthersee, doch diese werde ich sicher bei einer späteren Reise erkunden – in Mittersill, wo Webern 1945 starb, war ich ja bereits 2016.
Der Wörthersee selbst war in diesem Jahr vermutlich nicht so überlaufen wie sonst – ich war als Kind einmal am Faaker See, kannte daher den Wörthersee nur aus Erzählungen. Dass es natürlich ein zweifellos beliebtes und auch nicht billiges Freizeit- und Urlaubsareal ist, spürt man an jeder Ecke, allerdings ist der Eindruck sehr heterogen, denn vom mondänen Velden her, wo die Eiskugel bis zu zwei Euro kostet, bis hin zu den eher stillen Orten Sekirn und Auen oder dem rustikaleren Krumpendorf kann man sich seine Lieblingsorte oder -badestellen gut erradeln, und sicher ist auch das Hinterland mit seinen Dörfern für Wanderungen gut geeignet – den Pyramidenkogel hatte ich natürlich täglich im Blick, aber den Ausflug dorthin habe ich mir gespart, es genießt sich einfach besser auf einem echten Berg, und das hatte ich ja nun schon erlebt.
Dank des Tickets konnte ich dann am nächsten Tag bequem in den Zug steigen und über Klagenfurt und Friesach ins Murtal gelangen (mein österreichisches Lieblingswort ist immer noch Mur-Mürz-Furche) und fuhr ab Scheifling bis Bruck mit der Regionalbahn an den Orten entlang, die ich 2017 erradelt habe. Dann gab es einen Moment der Entscheidung – durchfahren bis Mürzzuschlag (dort gibt es ein Brahms-Museum, denn auch dort genoss der Komponist die Sommerfrische) oder noch einmal eher raus und den Mürzradweg genießen (wobei ich auch diesen wie nun schon Drau und Isel auch „falschherum“, also flussaufwärts fuhr) ? Ich entschied mich für letzteres und nahm sogar noch einen Besuch auf der Burg Oberkapfenberg mit, wo es – voilà – erneut eine Greifvogelstation gibt, dazu noch eine sehenswerte Ausstellung („Eine Zeitreise mit Kreuzrittern und Alchemisten“) und auch die Burg selbst ist sehr ursprünglich erhalten, so dass man fast ohne künstliches Beiwerk ein Mittelaltererlebnis erhält. Immerhin gab es damals keine Radtouristen, die ihr Bike samt Gepäck die Serpentinen hochschoben. Und immerhin durfte ich nun überhaupt mit Rad hinauf, im Gegensatz zur Burg Landskron – Richtung Mürzradweg kann man dann eine schöne Abfahrt genießen. Zuvor gab es aber noch das Highlight meiner Reise – nicht nur die Burg war schön, es war ein wetterbedingter Zufall, dass bei der Vorführung der Falknerei kaum Publikum anwesend war. So bekamen wir dann eine sehr persönliche, tolle Führung, durften die beiden Falkner mit allen möglichen Fragen löchern und sogar ein paar Vögel selbst auf dem Arm halten.
Die Uhus hatten gerade in diesem Jahr Nachwuchs, dazu habe ich ein kurzes Video gefunden:
Der letzte Tag ging dann mit den restlichen 40 km Radtour nach Mürzzuschlag, genauer Langenwang, wo sich meine Unterkunft befand, zu Ende, und Österreich verabschiedete sich am nächsten Morgen bei meiner Fahrt zum Bahnhof mit einem Platzregen, so dass ich erst einmal im Railjet trocknen musste…
Alle Fotos (c) Alexander Keuk
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